Heißer als der Wuestenwind
als er zu hoffen gewagt hatte. Was jedoch nicht hieß, dass sie sich an ihn gebunden fühlte – das rief er sich in Erinnerung, während er zusah, wie Zoe die beschämten Dienstmädchen eilig entließ. Vielleicht gehörte sie einfach nur zu den wenigen Frauen, die keinen Klatsch mochten. Trotzdem, es war ein guter Anfang.
Oder nicht? Allmählich bekam sie offenbar eine Vorstellung davon, was für ein Mann er war. Es würde nicht lange dauern, bis sie auch herausfand, dass er versuchte, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen. Und dass er anders war als die Männer, über die er eines Tages herrschen würde.
„Es gehört sich nicht, das Ankleidezimmer einer Frau zu betreten“, sagte Zoe scharf.
„Und ich weiß auch warum. Weil man unerwartete Dinge erfahren kann.“
„Diese Frauen geben den Klatsch einfach weiter, ohne die Quelle zu hinterfragen. Mach dir deswegen keine Sorgen.“
„Habe ich auch nicht.“ Seine einzige Sorge galt dem, was Zoe über ihn dachte. Sie glaubte den Gerüchten über seine erste Hochzeitsnacht nicht, denn sie hatte ihn ohne zu zögern verteidigt.
„Warum bist du hier?“, fragte Zoe nach einem längeren Schweigen.
„Weil ich mich allmählich gefragt habe, wo meine Braut steckt“, entgegnete er mit verhaltenem Lächeln. „Der Abend ist angebrochen, aber die Suite ist leer. Ich wollte nachsehen, ob du nicht vor lauter Lampenfieber aus dem Fenster geflüchtet bist.“
Sie schreckte zusammen. „Unsinn.“
Er fing ihren schuldbewussten Blick auf. Sie wollte sich verstecken, davonlaufen. Auch wenn sie erklärt hatte, er sei keine Bestie. Aber glaubte sie das wirklich?
Nadir wusste, dass er an diesem Abend vorsichtig vorgehen sollte. Er musste sie an sich binden und durfte ihr keine Angst einjagen. Das hieß, romantisch und charmant zu sein und die Begierde zu zügeln. Er wollte ihr die schönste Nacht ihres Lebens schenken und sie nicht mit seiner Intensität in Angst und Schrecken versetzen.
„Tut mir leid für die Verspätung“, sagte Zoe und erhob sich widerwillig. „Die Vorbereitungen haben länger gedauert als erwartet.“
Reglos stand Nadir da und beobachtete, wie sie langsam auf ihn zukam. Ihr Aussehen und ihre Bewegungen versprachen die Erfüllung all seiner Fantasien. „Das Ergebnis war die Warterei wert“, meinte er sanft. „Du bist wunderschön.“
Als er sah, dass Zoe bei seinem Kompliment errötete, wurde ihm klar, dass Lob ihr unangenehm war. Also musste er sehr umsichtig sein, wenn er sie mit Schmeicheleien ins Bett locken wollte.
„Komm.“ Er nahm ihre Hand und achtete nicht auf die Hitze, die bei dieser kleinen Berührung durch seine Adern strömte. „Das Abendessen ist fertig.“
Zoe glaubte, das Essen nicht überstehen zu können, ohne in Panik zu verfallen. Sie waren allein und saßen nebeneinander an dem niedrigen Tisch, nachdem Nadir die Bediensteten hinausgeschickt hatte. Obwohl sie sich nicht bewegte, berührten ihre Körper sich immer wieder.
Sie musste diesen Zauberbann zerstören, den er um sie herum gewoben hatte.
„Dein Handy hat noch gar nicht geklingelt“, sagte sie deshalb. „Hast du alle Probleme lösen können?“
„Leider nein. Aber ich habe das Handy ausgestellt. Ums Geschäftliche kümmere ich mich morgen wieder.“
Zoes Augen weiteten sich. „Du … du hast dein Handy ausgemacht? Warum?“ Ausgerechnet heute Abend.
Er zuckte die Schultern. „Ich wollte nicht, dass wir in der ersten Nacht, die nur uns gehört, durch irgendetwas gestört werden.“
Zoes Lächeln gefror. „Sehr umsichtig.“ Es machte sie nervös, dass ihr Ehemann so unglaublich aufmerksam und charmant war. Sie aß kaum etwas und hatte ständig Angst, dass einer der dünnen Träger ihres Negligés herunterrutschen könnte, während sie sich Nadirs Blicken sehr bewusst war.
Sie war es nicht gewohnt, dass ihr jemand so viel Aufmerksamkeit schenkte. Stattdessen blieb sie meist im Hintergrund, wurde ausgeschlossen und ignoriert. Was ihr lieber war, weil sie sich dann sicherer fühlte.
Doch nun wollte ein Teil von ihr in dieser Aufmerksamkeit baden. Denn wie oft traf man schon einen so kultivierten und sinnlichen Mann? Hätte sie ihn unter anderen Umständen kennengelernt, zum Beispiel in einem Nachtclub oder einem Café, hätte sie auch mit ihm geflirtet.
Aber sie war in Jazaar, und wenn Nadir herausfand, dass sie keine Jungfrau mehr war, könnte er diese Ehe mit Leichtigkeit beenden. Sie wusste, dass sie auf Distanz bleiben musste. Trotzdem
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