Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißer als der Wuestenwind

Heißer als der Wuestenwind

Titel: Heißer als der Wuestenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Carr
Vom Netzwerk:
hoch, um sich zu bedecken. „Warum gibst du mir keine Liste von all den Frauen, mit denen du geschlafen hast? Nur für den Fall, dass ich ihnen mal über den Weg laufe.“
    Angriffslustig stemmte Nadir die Hände in die Hüften. „Mit wie vielen Männern hast du schon geschlafen?“
    Das wurde ja immer schlimmer. Zoe wusste, dass es besser gewesen wäre zu schweigen und zu warten, bis sein Zorn verraucht war. Aber sie hatte sich einfach nicht bremsen können.
    „Wie viele, Zoe?“ Seine raue Stimme sandte ihr einen Schauer über den Rücken.
    „Einer. Es war nur einer“, gestand sie widerstrebend und stand auf. Ein Mann hatte genügt, um ihr Leben zu zerstören. Sie hatte wirklich ein Händchen dafür, sich genau den Richtigen auszusuchen.
    „Ich glaube dir nicht.“
    Natürlich nicht. Warum sollte sie auch die Wahrheit sagen? Zoe biss die Zähne aufeinander. Es machte sie zornig, dass er ihr unterstellte, sie müsse viele Männer gehabt haben, nur weil sie keine Jungfrau mehr war. „Du solltest nicht von dir auf andere schließen.“
    Röte färbte Nadirs Wangen. „Ich jedenfalls habe nicht so getan, als sei ich noch unschuldig“, erklärte er.
    „Das wird auch nicht von dir verlangt, stimmt’s?“ Er war der Scheich und folgte anderen Regeln. Sie hingegen hatte so rein zu sein wie frisch gefallener Schnee. „Aber ich habe nie gesagt, dass ich Jungfrau bin. Du hast es nur angenommen.“
    „Und du hast die Rolle perfekt gespielt“, warf Nadir ein und verbeugte sich vor ihren schauspielerischen Fähigkeiten. Ein Blick in ihre braunen Augen, und er war bereit, ihr alles zu glauben.
    Dabei war er mit ihr so geduldig gewesen. Angewidert ging Nadir im Raum hin und her. Und er hatte geglaubt, sie sei verängstigt und eingeschüchtert von all den starken Gefühlen. Er war ein Idiot.
    Nein, schlimmer noch. Nadir senkte den Kopf, als er eine hässliche Wahrheit über sich selbst erkannte. Seit seiner Teenagerzeit hielt er sich für einen Menschen mit modernen Ansichten. Er folgte nicht blind den Bräuchen und Gepflogenheiten seiner Heimat, sondern stellte alles infrage und hielt sich nur an die Traditionen, die ihm sinnvoll erschienen. Ansonsten war er entschlossen, im Namen des Fortschritts Veränderungen zuzulassen.
    Doch als ihm bewusst wurde, dass Zoe nicht mehr unschuldig war, hatte er nicht sehr viel von seiner Kultiviertheit verspürt. Vielmehr hatten seine Urinstinkte ihn mit wütender Macht überfallen. Er wollte jeglichen anderen Besitzanspruch auslöschen, genauso wie ihre Erinnerungen an ihren ersten Liebhaber. Sie sollte dessen Existenz schlicht vergessen.
    Scharf sog Nadir die Luft ein und rieb sich über das Gesicht. Er war nicht so wie seine barbarischen Vorfahren und würde sich nicht von primitiven Regeln oder seinen Emotionen leiten lassen.
    Doch seine größte Herausforderung war die ungeheure Anziehungskraft, die Zoe auf ihn ausübte. Er hätte sofort aufhören sollen, als er merkte, dass sie nicht mehr unschuldig war. Stattdessen hatte er sich von einem unkontrollierbaren Verlangen treiben lassen, das ihn drängte, Zoe zu der Seinen zu machen.
    Dass sie eine Vergangenheit hatte, ein Liebesleben, veränderte alles. Zoe war keine naive Jungfrau, die er mit seinen Verführungskünsten dazu bringen konnte, ihm zu gehorchen. Sie würde seine Befehle nicht blind befolgen, nur weil er ihr geschmeichelt und sie liebkost hatte. Sie würde sich auch nicht freiwillig in seinen Palast in den Bergen schicken lassen. Schlimmer noch, er glaubte nicht, dass er imstande war, sich von ihr fernzuhalten.
    Selbst jetzt war er noch versucht, wieder mit ihr zu schlafen. Er wollte seinen Namen von ihren Lippen hören, ihren Körper und ihre Seele besitzen. Sie musste ihn nicht einmal berühren, und trotzdem drängte es ihn, sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen und mit ihr aufs Bett zu sinken.
    Nadir hätte nie gedacht, dass eine Frau so viel Macht über ihn haben könnte. Zoe hatte keine Ahnung davon, wofür er dankbar war. Denn andernfalls wäre er verloren. Er musste dieses gefährliche Verlangen so schnell wie möglich bezwingen.
    Langsam ging er zum Fenster und sah zum sternenübersäten Himmel hoch. Er war enttäuscht, dass er nicht ihr erster Mann war, aber der Verlust der Jungfräulichkeit vor der Ehe war für ihn kein Verbrechen. Hatte sie deshalb immer wieder versucht davonzulaufen? Glaubte sie, dass er die Ehe deswegen annullieren und sie züchtigen lassen würde?
    Natürlich glaubte sie das.

Weitere Kostenlose Bücher