Heißer als der Wuestenwind
Schließlich war er die Bestie. Wahrscheinlich nahm sie sogar an, dass er selbst den Stock gegen sie erheben würde.
Er wandte sich um und musterte sie. Ihr Haar war zerzaust von seinen Fingern, ihre Lippen rot und geschwollen von seinem Mund. Eine Hand hatte sie auf die Schulter gelegt, die andere um die Hüfte geschlungen. Als wollte sie sich bedecken, was sinnlos war, denn er erinnerte sich noch immer an ihre sinnliche Schönheit und daran, wie ihre Haut geschmeckt hatte.
Er sah ihr in die Augen, in denen Schmerz und Wut standen. Aber noch etwas anderes. Zoe hatte also noch mehr Geheimnisse, wie er erbost feststellte. Er musste in die Offensive gehen.
„Wer kennt die Wahrheit über dich?“ Vielleicht hatte der Stamm ihm eine unkeusche Frau überlassen, um zu sehen, wie er reagierte. „Die Ältesten?“
Sie sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. „Himmel, nein!“
„Bist du sicher?“ Er würde Zoes Geheimnis nicht preisgeben, aber es wäre zu seinem Nachteil, wenn jemand anders davon wüsste.
In ihren Augen flammte Zorn. „Wüssten sie davon, wäre ich wieder einmal gezüchtigt worden und hätte Wunden davongetragen.“
Sie hatte recht. Seine Brust hatte sich vor Qual zusammengeschnürt, als er das erste Mal ihre Narben gesehen hatte. Am liebsten hätte er die Schuldigen gnadenlos für das bestraft, was sie ihr angetan hatten, ganz egal, welchen Grund sie dafür gehabt haben mochten.
„Dir ist doch klar, dass ich die Ehe deshalb annullieren lassen könnte?“, sagte er, darum bemüht, unpersönlich zu klingen. Er musste ihr einen Schreck einjagen. Sie sollte sich nur nicht in Sicherheit wiegen, weil sie annahm, er könne es sich nicht leisten, den Stamm vor den Kopf zu stoßen.
Zoe zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. „Annullieren?“, flüsterte sie und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Würdest du mir das antun?“
Er wollte sich nicht schuldig fühlen. „So steht es im Ehevertrag.“
Angespannt sah sie ihn an. „Ich glaube dir nicht.“ Sie trat einen Schritt vor, anklagend den Finger auf ihn gerichtet. „Du versuchst nur, mich einzuschüchtern, weil du weißt, dass ich den Vertrag nicht lesen kann. Ich hätte wissen sollen, dass du diese Information gegen mich verwendest.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Er musste rücksichtslos vorgehen und würde sich nicht dafür entschuldigen. „Ich sage die Wahrheit“, erklärte er. „Laut Vertrag hast du dir unter falschen Voraussetzungen die Ehe erschlichen.“
„Welcher Mann würde heutzutage denn eine Ehe beenden, nur weil seine Frau nicht mehr unschuldig war?“
Das war auch nicht sein Beweggrund. Die politischen Folgen einer weiteren Annullierung wären eine Katastrophe. Er hatte eindeutig mehr zu verlieren als Zoe, doch das würde er nicht offenbaren, um ihr ja keine Munition zu liefern.
„Du bist mit einer Lüge in diese Ehe gegangen.“ Nadir deutete zur Tür. „Kein Jazaari-Mann würde bei einer Frau bleiben, der er nicht vertrauen kann.“
„Du hast recht.“ Wütend warf sie die Hände in die Luft. „Die meisten Männer, die ich kenne, verstehen nichts von der Bedeutung einer Verpflichtung.“
Nadir strich seine Haare mit den Fingern nach hinten. Ihm fiel es schwer zu atmen, weil ihm ein bleischweres Gewicht auf der Brust zu liegen schien. Hatte sie deshalb akzeptiert, die Bestie zu heiraten? Weil er es sich nicht leisten konnte, eine zweite Ehe annullieren zu lassen?
Eindringlich sah er sie an. Nein, wüsste sie, warum diese Ehe für ihn funktionieren musste, hätte sie dies bereits in ihrem Wortwechsel erwähnt. Tatsächlich verriet ihr Blick, dass Zoe mehr daran interessiert war, ihre eigenen Gründe für diese Hochzeit vor ihm zu verbergen.
Er legte den Kopf schräg. „Was verheimlichst du mir noch?“, wollte er wissen.
Sie streckte das Kinn vor. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich verheimliche gar nichts.“
Doch, das tat sie. „Bist du sicher?“ Furcht umkrampfte seine Brust. „Vielleicht ein Baby?“
„Ein Baby?“ Sie war sichtlich schockiert. „Glaubst du, ich bin schwanger?“
Nadir zuckte die Schultern und konnte ein wenig leichter atmen. Seine Beschuldigung hatte sie schockiert. Und es war nicht gespielt. Also war es kein Baby, das sie ihm verheimlichte?
Entsetzt weiteten sich Zoes Augen. „Sehe ich denn schwanger aus?“
„Nein, schuldbewusst.“
„Damit ich das richtig verstehe“, sagte Zoe betont langsam. „Weil ich keine Jungfrau mehr bin, muss ich
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