Heißer als der Wuestenwind
hätte sich in Luft aufgelöst.
Als sie zum Podium mit den persischen Teppichen schritten, bemerkte Zoe die neugierigen Blicke. Panik erfasste sie und der süße Duft der Blumen drohte sie zu ersticken.
Sie zwang sich, ihr Lächeln beizubehalten, während die Stammesleute Nadirs Miene musterten. Wahrscheinlich hatten sie Wetten über den Ausgang dieser Hochzeit abgeschlossen.
Zoe warf erneut einen Blick zu Nadir. Seine Miene gab nichts preis. Er wird dich nicht zu deinem Onkel zurückschicken, redete sie sich verbissen ein, während sie dem Podium immer näher kam. Hier würde über ihr Schicksal entschieden werden. Er hat dich gegen Fatimah verteidigt. Doch vielleicht war das einfach nur eine letzte Beschützergeste, bevor er sie fortjagte. Und was würde geschehen, wenn Nadir nicht mehr da war, um auf sie aufzupassen?
Er würde die Ehe annullieren lassen, dessen war Zoe sicher. Von Angst erfüllt starrte sie auf die persischen Teppiche und überlegte, wie sie entkommen könnte.
Aber sie konnte sich nirgendwo verstecken, denn sie würde es nicht einmal einen Tag in der Wüste aushalten, die das Dorf umgab. Also blieb ihr nur, sich allen zu stellen.
Plötzlich endete die Musik, und die Gäste verstummten. Benommen hörte Zoe das vertraute Rascheln, das die Ankunft des Stammesoberhauptes ankündigte. Nur noch wenige Augenblicke, bis Nadir sie entweder als seine Frau beanspruchen oder sie verstoßen würde.
Jetzt stand der Älteste vor ihnen. Zoe sah schwarze Punkte vor den Augen und klammerte sich fester an Nadirs Arm. Es erschien ihr seltsam, sich auf einen Mann zu verlassen, dessen Stärke sie zerstören konnte.
Ihre Hände waren eiskalt, während Nadir und der Älteste Höflichkeiten austauschten. Als sie Zoe schließlich ihre Aufmerksamkeit zuwandten, glaubte sie zu zerbrechen.
„Erlaubt mir, Euch meine Frau vorzustellen“, sagte Nadir zu dem älteren Mann.
Ihr Atem setzte aus. Sie hatte Angst, sich an Nadir zu lehnen. Sollte sie seine Worte nur geträumt haben? Erst als die Gäste in Jubel ausbrachen, wusste sie, dass sie nicht länger unter der herzlosen Macht ihres Onkels stand.
Jetzt gehörte sie zu Nadir, dem Scheich.
7. Kapitel
Zoe schickte ihre neugierigen Dienstmädchen an diesem Abend fort und warf einen letzten Blick zur Uhr. Die Zeremonie hatte schon vor Stunden ihr Ende genommen. Statt mit Zoe in die Hochzeitssuite zurückzukehren, war Nadir einer Einladung des Stammesältesten gefolgt. Er hatte sie nach oben geschickt, ohne ihr noch einmal einen Blick zuzuwerfen.
Nachdem sie alles riskiert hatte, hatte er keine Verwendung mehr für sie. Na schön, dachte Zoe, schnippte gegen ihr kurzes grünes Negligé und ging zum Bett. Sie war froh darum, denn sie war müde und musste sich so nicht länger von ihrer besten Seite zeigen.
Nachdem sie zwischen die Laken geschlüpft war und das Licht gelöscht hatte, bettete sie den Kopf auf das Kissen. Könnte sie doch vergessen, welches Vergnügen Nadir ihr letzte Nacht bereitet hatte. Sie musste Abstand wahren, sich nicht von ihm abhängig machen. Ihn nicht begehren. Das brachte ihr nur Ärger ein.
Zoe runzelte die Stirn, als Bilder von Nadir und Onkel Tareef vor ihrem geistigen Auge aufstiegen. Sie hatten sich während der Zeremonie wie Freunde unterhalten. Und das tat ihr weh, weil Nadir wusste, wie der Onkel sie behandelt hatte. Vielleicht glaubte Nadir ihr nicht. Welcher Mann würde das Wort einer Frau schon über das eines Mannes stellen?
Solange sie in diesem ultrakonservativen Wüstenkönigreich lebte, war sie weder sicher noch frei, stand aber zumindest unter dem Schutz des Scheichs.
Schutz war alles, was sie von Nadir bekommen würde. Und damit war sie sehr zufrieden. Wenn sie Glück hatte, würde er ihr kaum Aufmerksamkeit schenken. Er hatte die Ehe vollzogen und musste nicht länger mit seiner Frau zusammen sein. Wahrscheinlich war er jetzt schon in der zweiten Hotelsuite, während sie sich nach seiner Berührung sehnte.
Rastlos drehte sie sich hin und her. Was machte es schon, dass sie eine lieblose Ehe führte? Sich nach einem Mann sehnte, der nicht das Bett mit ihr teilen wollte? Es war besser so. Sie würde darüber hinwegkommen, dass er sie ablehnte. Und wenn sie erst wieder in Texas war, würden ihre alten Freunde sie herzlich aufnehmen und sie würde sich nicht mehr so allein fühlen.
Sie boxte gegen das Kissen. Jedenfalls würde sie sich Nadir nicht an den Hals werfen, nur weil sie einsam war. Und sie würde auch nicht den
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