Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
hörte, wie die Duschkabinentür mit einem metallischen Klicken aufsprang. Sie öffnete den Mund, um sich erneut bemerkbar zu machen, indes ging ihr kein Laut über die Lippen. In sprachloser Faszination starrte sie auf das muskulöse Bein, das gerade über den Rand der Duschtasse stieg. Ein wohlgeformter Fuß angelte mit langen Zehen nach der Badematte und tappte darauf. Dann der zweite Fuß, gefolgt von einer gut gebauten Männersilhouette, die sich durch die Plexiglasabtrennung schob. Ein sehniger Arm schnellte hervor, eine kräftige, zupackende Hand mit ungewöhnlich feingliedrigen Fingern tastete nach einem Frotteelaken, das neben der Duschtür an einem Haken hing.
Shay hastete über den Teppich, panisch bemüht, die Badezimmertür zu schließen, bevor dieser Adonis sie entdeckte. Er schmetterte unverdrossen in das Handtuch, mit dem er sich akribisch die Haare trocken rubbelte. Unweigerlich registrierte ihr Unterbewusstsein eine Momentaufnahme seines Astralkörpers.
Der bizepsbepackte Oberkörper mündete in einer schlanken Taille mit schmalem Becken. Wasser rann in kleinen schimmernden Bächen über den beeindruckenden Torso, verfing sich in glitzernden Tropfen in dem dunkel gelockten Brustflaum, der sich auf seinem flachen Waschbrettbauch zu einem schmalen, schwarzseidenen Streifen verjüngte. Fasziniert verfolgte Shay das sanfte Spiel seiner Muskeln unter der gebräunten Haut. Seine Oberschenkel waren sehnig und trainiert. Die Muskulatur seines knackigen Pos spannte sich an, während er sich über das Waschbecken neigte und in den Spiegel schaute. Er warf sich das Handtuch lässig um die Schultern, fuhr sich mit den Fingern durch die feucht zerwühlte schwarze Mähne.
Dann entdeckte er ihre Reflexion im Spiegel. Ihre Miene hingebungsvoll entrückt, die Lippen leicht geöffnet, bestaunte sie ihn aus weit aufgerissenen braunen Augen.
»Was …« Er schnellte herum, als traute er seiner optischen Wahrnehmung nicht und müsste sich eilends versichern, dass ihr Spiegelbild bloß eine Halluzination gewesen war.
Verstörend blaue Augen senkten sich in Shays, die sich prompt bei dem Gedanken ertappte, ob seine schwarzen Wimpern wohl auch sonst so dicht und dunkel schimmerten wie jetzt, in nassem Zustand.
Eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Ärger und Schockiertheit überzog seine kantigen Züge. Sein gut geschnittenes Gesicht, dessen maskuline Ausstrahlung an die Perfektion antiker Statuen erinnerte, strotzte mit einem Mal vor Ungläubigkeit. Das Ergebnis sah zum Schreien komisch aus.
Shay reagierte entsprechend. Und prustete los. »Hi«, kiekste sie, »ich bin Shay Morrison.« Um Fassung bemüht, hielt sie ihm die Hand hin. In Himmelherrgottsnamen, bitte lass mich jetzt nicht hysterisch werden und wie eine Gestörte loswiehern. Die Situation war grotesk bis zum Gehtnichtmehr.
Er starrte dumpf auf ihre Hand, als hätte er vom Händeschütteln noch nie etwas gehört. Seine blauen Augen schossen irritiert zu ihrem Gesicht zurück. Er zupfte unbehaglich an dem Handtuch, das um seine Schultern lag. Shay hatte das unbestimmte Gefühl, dass er hin und her überlegte. Sollte er es sich wie ein verlegener Schulbengel über den knallroten Kopf ziehen? Oder seine Blößen damit bedecken, die ihn unweigerlich als sexuell aktiven Mann auswiesen? Er entschied sich für Letzteres, schlang das Frotteelaken ungeschickt um seine Taille und hielt die Enden sicherheitshalber fest. »Ian Douglas«, meinte er gepresst.
»Ah, Sie sind Johns Sohn! Mein neuer Stiefbruder!«, japste Shay atemlos, bevor sie von einem weiteren Lachkrampf geschüttelt wurde. »Ähm … öh … nett … Sie kennen zu lernen«, platzte sie heraus.
Seine vollen aufgeworfenen Lippen pressten sich zu einer ärgerlich schmalen Linie zusammen. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Miss Shay.« Er griff nach der Klinke und zog langsam die Badezimmertür zu.
Durch den engen Spalt rief sie: »Also dann bis später. Man sieht sich. Echt schade, dass ich dann nicht mehr so viel von Ihnen zu sehen kriege.« Woraufhin er die Tür vor ihrer Nase zuknallte. Sie wirbelte herum, konnte sich vor Lachen kaum halten. Ihre erste Begegnung mit ihrem Stiefbruder war echt der Brüller. Das glaubte einem kein Mensch.
Sie stiefelte die Treppe hinunter, um ihre Reisetaschen aus dem Wagen zu holen. Sie hatte nur lässige Freizeitgarderobe eingepackt. Nachdem ihre Mom ausdrücklich betont hatte, dass sie nicht ausgehen, sondern das ganze Wochenende in ihrem Ferienhaus verbringen
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