Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
würden. Als sie auf dem Rückweg an der Küche vorbeikam, hörte sie das Klappern von Geschirr. Dann war Ian Douglas wohl inzwischen angezogen und geisterte im Parterre herum.
Sie stellte ihr Gepäck neben das Bett. Auspacken wollte sie erst später. Sie kontrollierte Make-up und Frisur im Spiegel, wühlte ihre Bürste aus der Handtasche. Die blond gelockte Fülle bauschte sich um ihre Schultern. Als Kind hatte sie diese Naturkrause gehasst, heute war sie froh darum. Ihre Mähne war ein Bonus in ihrem Beruf, sie gab ihrem Aussehen etwas amazonenhaft Wildes, die erotisierende Authentizität einer Femme fatale, wie sie Maler und Fotografen faszinierte. Braune Augen, zartschmelzend wie dunkle Schokolade, unterstrichen ihren exotischen Look. Nachdem sie einen Hauch Lipgloss aufgetragen hatte, strich sie ihr kurzärmeliges rotes T-Shirt glatt und stieg die Stufen hinunter. Shay war gespannt auf die nächste Begegnung mit dem schwarzhaarigen jungen Mann, ihrem angeheirateten Stiefbruder.
Er stand vor der Kaffeemaschine, deren langsames Getröpfel seine Geduld anscheinend auf eine harte Probe stellte. Sobald sie die sonnendurchflutete Küche betrat, warf er ihr über die Schulter hinweg einen desinteressierten Blick zu, dann wandte er sich abermals der Kaffeemaschine zu, als wäre sie Luft für ihn.
Diese herablassende Gleichgültigkeit ging ihr mächtig gegen den Strich. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand sie sein Verhalten unmöglich. Obwohl sie sich wahrlich nichts darauf einbildete, wusste Shay hundertprozentig, dass sie bei den meisten Männern gut ankam. Und ob nun Stiefbruder oder nicht, Ian gehörte zur männlichen Spezies, und es war ihr mit einem Mal superwichtig, dass er sie als Frau attraktiv fand. Ein arrogant entschlossener Zug legte sich um ihr Kinn.
»Sie haben echt keinen Grund, sauer auf mich zu sein. Ich hab ganz laut Hallo gerufen, und das wissen Sie auch«, verteidigte sie sich.
»Offenbar nicht laut genug.«
Du lieber Himmel, war der Typ prüde! Also das konnte man ihr nicht nachsagen. Sie ging freizügig mit ihrem Körper um, was vermutlich mit den Anforderungen und Erwartungen zusammenhing, die ihr Beruf an sie stellte. Möglich, dass sie es dabei zuweilen auf die Spitze trieb, aber Verklemmtheit war nun mal nicht ihr Ding. Mr. Douglas junior hatte diesbezüglich wohl echte Komplexe, tippte sie.
Angezogen war er genauso attraktiv wie nackt. Das weiche Vibrato seiner sonoren Stimme klang für ihre Ohren wie Musik. Sie räumte es nur widerstrebend ein, aber es gab ihr ordentlich zu knabbern, dass er gegen ihre weiblichen Reize immun schien. Daran würde sie schleunigst etwas ändern müssen. »Wenn Sie nicht so laut herumgeplärrt hätten, hätten Sie mich gehört«, versetzte sie scharf.
»Ich singe nun mal gern in der Dusche.Wie viele andere Leute auch.«
»Ich hab die Badezimmertür nicht aufgemacht; sie stand bereits offen. Das war pure Nachlässigkeit Ihrerseits. Wussten Sie etwa nicht, dass ich heute komme? Als ich die Tür zumachen wollte, traten Sie gerade aus der Dusche und frottierten sich das Haar.Was sollte ich da machen?«
Unvermittelt baute er sich vor ihr auf, und sie registrierte verblüfft, wie groß er war. Er überragte sie um einen guten halben Kopf, obwohl sie bestimmt nicht klein war für eine Frau. Er trug eine saloppe Freizeithose und ein sportliches Baumwollhemd mit offenem Kragen. Die bis zu den Ellbogen hochgerollten Ärmel enthüllten die ausgeprägten Muskelstränge seiner Unterarme.
»Ja, Celia erwähnte, dass Sie zu Besuch kommen würden. Allerdings meinte sie, Sie kämen erst spätabends. Was Sie hätten machen sollen? Sie hätten schleunigst das Zimmer verlassen und uns beiden diese peinliche Situation ersparen können, statt wie ein Voyeur herumzustehen, der eine private Peepshow geboten bekommt.«
Die dichten dunklen Brauen über seinen irisierenden Augen zogen sich ärgerlich zusammen. Shay freute sich diebisch. »Also, mir war das überhaupt nicht peinlich«, meinte sie entwaffnend ehrlich.
»Das sollte es aber sein.«
»Wieso? Schämen Sie sich etwa für Ihren Körper? Was ist denn daran peinlich oder gar obszön, wenn Sie jemand nackt sieht?«
»Nichts«, stieß er zwischen zwei makellos weißen Zahnreihen hervor.
»Tja, dann liegt es wohl an mir, was? Oder stehen Sie nicht auf Frauen?«
Provozierend lächelnd sank sie in einen Sessel. Stützte sich mit den Handflächen auf dem Sitzpolster ab und beugte sich mit fragender Miene vor.
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