Heisser Fruehling in Alaska
bestürmten sie noch tausend andere, die sie in Hawks Blick erkannte. Wann kann ich endlich mit dir reden? Wann kann ich dich wieder in die Arme nehmen?
Werden wir je wieder allein sein? All das las sie in seinen Augen, und obwohl sie versuchte, es als weitere
Phantasievorstellung abzutun, schaffte sie es nicht. Hawk begehrte sie ebenso wie sie ihn, und was hier zwischen ihnen vorging, vertrieb auch ihre letzten Zweifel.
Sie war nicht sicher, wie lange sie sich so anstarrten, aber ein lautes Rascheln und ein Schrei brachten beide in die Gegenwart zurück. Bevor sie wußte, was geschah, stürzte Hawk zu Renee, die auf der Erde saß und stöhnend ihren Fuß umklammerte.
"Was ist?" rief Sydney, als sie zu ihrer Freundin lief.
"Sie ist ausgerutscht und hingefallen", sagte Kit.
Hawk beugte sich über Renee und zog ihr vorsichtig den Stiefel aus.
"Ist der Fuß gebrochen?" fragte Sydney.
Hawk tastete vorsichtig Renees Knöchel ab, und sie fuhr vor Schmerz zusammen. Als er zu Sydney aufschaute, konnte sie die Antwort in seinen Augen lesen. Wenn der Knöchel nicht gebrochen war, dann war er zumindest schlimm verstaucht.
"Wir müssen sie ins Lager zurückbringen", erklärte er und schaute nach einem Blick auf seine Uhr zum Himmel auf. "In einer Stunde fliegt Joe vorbei. Wir müssen ihm ein Zeichen geben, daß er landen soll."
"Ich gehe zurück", bot Sydney an. "Ich kenne den Weg und erinnere mich an das Signal. Wenn ich mich beeile, kann ich es noch schaffen."
Hawk schüttelte den Kopf. "Ich brauche Sie, um mir bei Renee zu helfen. Kit, nehmen Sie Adrienne mit, und laufen Sie so schnell wie möglich! Wir haben gut sichtbare Spuren hinterlassen. Sie brauchen ihnen nur zum Camp
zurückzufolgen."
Kit nickte zuversichtlich und packte Adrienne am Arm, um sie mitzuziehen, bevor sie protestieren konnte. Sydney schaute ihnen nach und wandte sich dann wieder Hawk zu.
"Sagen Sie mir, was ich tun soll", bat sie.
"Holen Sie das Seil aus meinem Rucksack. Wir müssen einen provisorischen Stützverband für den Fuß anfertigen."
Sydney ging, und als sie mit dem Seil zurückkam, hatte Hawk aus seinem Hemd und Unterhemd ein weiches Kissen für Renees Fuß geformt. Mit nacktem Oberkörper stand er da, nahm das Seil und befestigte damit den Verband an ihrem Fuß.
"Glauben Sie, daß Sie damit gehen können?" fragte er.
Renee wirkte skeptisch. "Ich werde es versuchen."
Hawk zog seine Jacke wieder an, legte dann Renee den Arm um die Taille und zog sie behutsam hoch. Sydney konnte sehen, was es ihre Freundin kostete, sich aufrecht zu halten; sie mußte große Schmerzen haben.
"Ich glaube nicht, daß sie laufen kann", sagte Sydney.
"Es tut mir leid", murmelte Renee. "Ich bin sonst nicht so ungeschickt."
"Auf diesem matschigen Boden kann jeder ausrutschen", beruhigte Hawk sie. "Sie trifft keine Schuld daran."
Damit hob er Renee auf die Arme. Als sie langsam wieder die Böschung hinaufstiegen, redete er beruhigend auf sie ein und erklärte ihr, bis zum Camp sei es nicht mehr weit, sie solle sich keine Sorgen machen. Seine leise Stimme trug sehr viel dazu bei, Renees Verlegenheit und Sydneys Ängste zu
beschwichtigen.
Sie wußte, daß Renee und sie in guten Händen waren. Hawk war stark und zuverlässig, ein Mann, dem man in kritischen Situationen vertrauen konnte. So sicher wie bei ihm hatte sie sich noch bei keinem Mann gefühlt. Bisher hatte sie sich stets auf ihren eigenen Verstand und ihre eigene Kraft verlassen.
Aber Sydney spürte, daß hier ein Mann war, dem sie sogar ihr Leben anvertrauen konnte.
Als sie endlich die letzte Biegung des Sees erreichten, wartete bereits ein kleines Wasserflugzeug auf dem See. Joe Brennan stand am Feuer und redete mit Kit und Adrienne. Alle drei wandten sich auf Hawks Ruf zu ihnen um und kamen herbeigelaufen, um ihm mit Renee zu helfen.
Eine hektische Betriebsamkeit begann, und Sydney trat zurück und rieb sich ihre müden Glieder. Was für ein Desaster!
Zuerst Millie und nun Renee. Wer würde der nächste sein?
Sydney hockte sich ans Lagerfeuer und beobachtete die kleine Gruppe um ihre Freundin.
Sydney stöhnte und rieb sich die Augen. Sie konnte von Glück sagen, wenn sie Ende der Woche überhaupt noch Freunde hatte!
"Zuerst ein Bär und nun ein gebrochener Knöchel", murmelte Joe, als er mit Hawk vor der Maschine stand. "Das ist ja fast, als tätest du das absichtlich."
"Wie kommst du denn darauf?" fragte Hawk erstaunt.
"Nun ja, man könnte auf die Idee gekommen, du wolltest
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