Heißer Trip ins Glueck
eins nach dem anderen? Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht, Jacob”, sagte sie und klang fast ein bisschen traurig. „Immer war jemand da, der mir alles in mund gerechten Häppchen serviert hat. Ich will endlich meinen eigenen Weg gehen.
Und wenn ich mich dabei übernehme, und wenn ich auf die Nase falle - na und? Dann stehe ich eben wieder auf.
Dafür sind das dann aber endlich meine eigenen Fehler und meine eigenen Erfahrungen.”
„Das wohl behütete Leben einer höheren Tochter scheint also nicht das Gelbe vom Ei zu sein”, bemerkte er trocken.
„Ich schäme mich meiner Herkunft nicht”, stellte Clair klar. Dann verstummte sie und fügte einen Augenblick später nachdenklich hinzu: „Beziehungsweise dessen, was ich bisher für meine Herkunft gehalten habe.”
Jacob hatte schon häufiger mit Frauen aus den so genannten besseren Kreisen zu tun gehabt; mit Frauen, die der Ansicht waren, die ganze Welt drehe sich allein um sie. Aber ein weiteres Mal fiel ihm auf, dass Clair in dieses Klischee nicht passte. Sie hatte eine unbefangene Naivität an sich, die wirklich entwaffnend war. Eine innere Stimme warnte ihn, sich von dieser Naivität bezaubern zu lassen und riet ihm, sich in den Wagen zu setzen und schleunigst das Weite zu suchen. Stattdessen legte er den Arm um Clair.
„Nun, Miss Beauchamp”, sagte er leutselig, „da Sie sich für ein Leben voller Abenteuer entschieden haben, sollten wir vielleicht ins Bett gehen.”
Sie starrte ihn entgeistert an. „Davon habe ich bestimmt nie etwas gesagt. Ich meine, wenn Sie das so auffassen, befinden Sie sich in einem gewaltigen Irrtum …”
Kurz entschlossen hob er sie auf die Arme und trug sie zu ihrem Bett. „Bleiben Sie locker, Clair, so wie Sie das meinen, habe ich es auch nicht gemeint. Ich sprach davon, dass jeder von uns jetzt eine Mütze voll Schlaf nimmt. Wir haben noch zwei lange Tage vor uns, bevor wir in Wolf River sind. Aber”, fügte er breit grinsend hinzu, „es ist trotzdem nett von Ihnen, daran gedacht zu haben.”
Clair war nicht mehr kreidebleich, sondern puterrot.
Jacob legte sie aufs Bett. Die Matratze quietschte leise. Hatte er für einen Sekundenbruchteil so etwas wie Enttäuschung in Clairs Augen gesehen? Unsinn, reines Wunschdenken! sagte er sich. Allerdings nur allzu verständliches Wunschdenken. Denn vor sich sah er Clair, ihre langen Beine, die noch immer in seiner Jogginghose steckten; ihre festen Brüste, die sich jetzt beim Lie gen deutlich unter dem T-Shirt abzeichneten. Diese Frau war die Versuchung in Person.
„Legen Sie sich brav aufs Ohr”, meinte er und war bemüht, sich nichts vor seinem inneren Aufruhr anmerken zu lassen.
„Morgen früh um neun sind wir wieder auf dem Highway.”
Er ging durch die Verbindungstür, die ihre Zimmer voneinander trennten, und zog sie fest hinter sich zu.
Das kann ja noch eine lange, aufreibende Tour werden, dachte Jacob.
Es war noch dunkel, als Jacob plötzlich aufwachte. Noch halb benommen sah er zum Wecker auf dem Nachttisch. Die leuchtend roten Digitalziffern zeigten 5:46 an.
„Meine Güte, das ist ja noch mitten in der Nacht”, murmelte er schlaftrunken.
Wonach roch es hier? Kaffee, richtig! Genüsslich sog er den Duft ein. Ein schöner, starker Kaffee wäre wirklich nicht schlecht, aber nicht vor ein oder zwei Stunden. Aber da war noch etwas anderes. Es roch nach frischen Pfirsichen. Gleichzeitig drang eine Stimme in sein Bewusstsein, die leise seinen Namen rief. Er fuhr in die Höhe und riss die Augen auf.
Das erste schwache Dämmerlicht des Morgens drang durch die geschlossenen Vorhänge, und er konnte Clairs Umrisse erkennen. Sie stand mit einem Becher in der Hand an seinem Bett.
„Was ist denn jetzt los?” stieß er verwirrt hervor.
„Was soll los sein? Nichts. Ich wollte bloß …” Clair zögerte, „… mit Ihnen reden.”
„Mit mir reden? Morgens um Viertel vor sechs?”
„Tut mir Leid, aber ich konnte nicht länger warten. Ich habe einen Plan.” Sie trat heran, stellte den Kaffee ans Bett und knipste die Nachttischlampe an.
„O nein!” Jacob kniff die Augen zusammen. „Clair, gehen Sie wieder nach drüben und schlafen Sie noch eine Stunde. Ich garantiere für nichts, wenn Sie hier bleiben.”
Sie sah ihn missbilligend von oben herab an. „Was soll das denn heißen?”
Jacob richtete sich halb auf, so dass die Bettdecke seinen nackten Oberkörper freigab. Er stüt zte sich auf den Ellenbogen und betrachtete Clair, die vor ihm
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