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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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ihre Rückhand zu spüren. So
    manche Weltmeisterschaft im Schwergewichtsboxen ist
    mit weniger Stoßkraft gewonnen worden, als in
    Katherines Rückhand liegt.
    Gael sah uns zu, ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Kannst du uns vielleicht mal erzählen, wann du dir
    angewöhnt hast, deinem Besuch zur Begrüßung eine
    Pistole in die Nase zu stecken?« Sie blies eine
    Rauchwolke in Richtung des Revolvers auf dem Tisch.
    Ich berichtete ihnen, wie ich als Krönung einer
    ohnehin scheußlichen Woche Joes Leiche entdeckt und
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    dann auch noch auf der Suche nach meinem Adreßbuch
    die Wohnung auf den Kopf gestellt hatte.
    Gael paffte ihre Zigarette, die sie zwischen Daumen
    und Zeigefinger hielt, wie es Männer mit Zigarren zu
    tun pflegen. Sie sah sehr klug und sehr nachdenklich
    aus. »Vielleicht haben die Einbrecher dein Adreßbuch
    mitgehen lassen«, meinte sie.
    Ich war schier erschlagen. Auf die Idee war ich
    einfach nicht gekommen.
    »Lieber Himmel, nein, das glaub‹ ich nicht. Was zum
    Teufel sollen sie mit dem Ding? Da steht doch nichts
    Wichtiges drin«, zweifelte ich.
    »Fehlt denn sonst noch was?« fragte sie.
    »Nein«, entgegnete ich.
    »Also«, triumphierte sie, als sei damit alles klar.
    Katherine tätschelte Anice, die auf ihren Schoß
    gesprungen war, die Pfoten gen Himmel streckte und
    sich schamlos zur Schau stellte. »Joe stand in deinem
    Adreßbuch, und nun ist er tot«, bemerkte sie beiläufig.
    Ich sprang auf und fluchte. Warum war mir dieser
    Zusammenhang
    entgangen?
    Ich
    wollte
    Kriminalreporterin sein und hatte nicht gesehen, was
    direkt vor meiner Nase lag. Joes Tod hatte ich einfach
    als Racheakt abgebucht, sicher irgendwer, den er mal
    hinter Gitter gebracht hatte. Der Zeitpunkt seines Todes
    war mir lediglich als weiteres beschissenes Ereignis in
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    dieser Woche aufgestoßen. Ausgerechnet ich, die nicht
    an den Zufall glaubte, hatte etwas derartig
    Offensichtliches übersehen.
    Gael zog eine Schnute, weil Katherine und nicht sie
    dahintergekommen war. Sie ging in die Küche, um sich
    einen Drink zu holen.
    »Warum bringst du nicht einfach die Flasche und das
    Eis mit her?« Wieder traf Katherine das Naheliegende,
    wo Gael und ich nicht geschaltet hatten. Wir starrten sie
    beide an, als sei sie Buddha persönlich.
    »Aber warum muß jemand erst mein Adreßbuch
    stehlen, um Joe zu töten? Sie hätten seine Adresse doch
    auch aus dem Telefonbuch nehmen können.« Ich war
    gründlich durcheinander.
    Gael verdrehte ihre Augen gen Himmel und stieß
    einen tiefen Seufzer aus. »Sie haben dein Buch nicht
    geklaut, um Joe zu finden. Sie haben ihn umgebracht,
    weil er drinstand.«
    Mir wurde etwas schwindelig von dem Bourbon und
    vom Verlauf des Gesprächs. »Himmel, aber du glaubst
    doch nicht, daß sie alle Leute abknallen, die in meinem
    Adreßbuch stehen?«
    Katherine hob die Hand, um meinen Arm zu
    tätscheln, und ich fuhr zurück, weil ich dachte, ich
    bekäme ihre Rückhand ab. Sie sah gekränkt aus. Ich
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    erklärte meine Reaktion, worauf sie gutmütig lachte
    und mir ein paar liebevolle Stöße versetzte.
    »Ich glaube folgendes: Wer immer es gestohlen hat,
    wollte wissen, woher du deine Informationen beziehst.
    Wer deine Quellen sind«, sagte Gael.
    »Also haben sie Joe getötet, weil sie wußten, daß er
    ein Bulle war, und verhindern wollten, daß er mir was
    erzählt.« Allmählich erkannte ich, was Sache war.
    »Irgend etwas muß faul sein im Polizeipräsidium«,
    spekulierte Gael.
    »Nicht unbedingt«, meinte ich, »es kann auch
    irgendwas ganz anderes sein. Ich hoffe nur, daß es
    verflucht noch mal nichts mit diesen blöden fehlenden
    Waffen zu tun hat.«
    »Was für Waffen?« fragte Katherine.
    Ich erzählte ihnen von den aus der Beweisaufnahme
    verschwundenen Gewehren, und wie ich das überall
    breitgetreten hatte, damit niemand merkte, daß ich zur
    Zeit an nichts dran war.
    »Das muß es sein«, behauptete Gael und massierte
    ihr Gesicht mit beiden Händen.
    »Das kann es nicht sein«, ich stand auf und wanderte
    im Zimmer herum. »Viel zuviele Leute wissen davon …
    Bitte, lieber Gott, laß mich bloß nicht herausfinden, daß
    Joe wegen dieser verfluchten Geschichte und meinem
    großen Maul sterben mußte.«
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    Katherine verordnete einen Themawechsel, weil ich
    mich immer mehr aufregte und heute abend ohnehin
    nichts mehr zu machen sei. Sie hatte natürlich recht.
    Die beiden blieben noch ein paar Stunden und
    versuchten mich zu überreden, zu ihnen zu ziehen,

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