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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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gibt‹s einigen Streit, seit versucht
    wird, diese Typen aufzuhalten.«
    »Ja, ich hab‹ auch davon gehört. Sie gewinnen nur
    drei Prozent von diesem Gas. 97 Prozent Verlust sind
    ziemlich viel. Ich finde, alle Idioten, die so
    verschwenderisch mit Naturressourcen umgehen,
    gehören an den Daumen aufgehängt und solange
    ausgepeitscht, bis sie sich vollpissen«, kommentierte
    ich.»Wie auch immer«, seufzte er, um zu verhindern, daß
    ich in eine meiner berüchtigten Schimpfkanonaden
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    verfiel, »jedenfalls hab‹ ich seither nichts mehr von
    Tully gehört. Warum fragst du?«
    Ich erzählte ihm kurz von dem Einbruch, und daß Joe
    nur wenige Stunden später um die Ecke gebracht
    worden war.
    »Wieso hast du nach dem Einbruch nicht die Polizei
    gerufen?« forschte er.
    »Also komm schon, Bill«, sagte ich erstaunt, »wie
    kannst du so eine blöde Frage stellen? Du weißt so gut
    wie ich, was passiert, wenn du die Schergen wegen
    eines Einbruchs holst: In neun von zehn Fällen nehmen
    sie alles mit, was die Einbrecher dagelassen haben.«
    »Das ist allerdings nur zu wahr.« Er kicherte
    zustimmend. »Dieser Tully, von dem du erzählt hast.
    Das ist ein zäher Typ. Vor zwanzig oder dreißig Jahren
    haben sie ihm in einem Bordell in Matamoros fast die
    Kehle durchgeschnitten, seither quakt er wie ein Frosch.
    Manche nennen ihn die Kröte. Er ist nicht einfach ein
    mieser Charakter, er ist einfach das Letzte.«
    »Du weißt wohl nicht zufällig, wo er sich rumtreibt,
    wenn er in der Stadt ist?« fragte ich in der Gewißheit,
    daß er alles wußte.
    »Du könntest mal im Club der amerikanischen
    Gewerkschaften vorbeischauen, im Haus der Republik
    … vielleicht im Dominozimmer«, sagte er beiläufig.
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    Vermutlich hätte er mir auch sagen können, was für
    eine Farbe Tullys Krawatte haben würde. Aber ich war
    ziemlich sicher, daß ich das nun allein herausfinden
    konnte. »Danke, Bill, Schätze, ich werd‹ mal da
    vorbeistiefeln und nach dem Rechten sehen«, damit
    stand ich auf.
    »Du setzt dich erstmal wieder auf deinen Hintern«,
    sagte er streng. »Hollis, du weißt, daß du für mich
    beinahe wie eine Tochter bist, und ich will nicht, daß dir
    etwas passiert. Ich halte es für das Beste, wenn du die
    ganze Geschichte vergißt.«
    »Ach, Bill, ich kann doch selbst auf mich aufpassen«,
    stöhnte ich. »Übrigens, du hast nicht zufällig von diesen
    Gewehren gehört, die aus dem Polizeipräsidium
    verschwunden sind?«
    »Doch, da war sowas. Weißt du, wer sie hat?« fragte
    er.»Mist, ich dachte, du hast sie«, lachte ich. »Das
    Thema taucht immer wieder auf, und ich dachte, du
    weißt vielleicht etwas.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, protestierte er,
    ganz Unschuldslamm, und hielt mir seine leeren Hände
    entgegen. »Ich nehme an, sie haben sie aus dem Land
    geschafft.«
    »Ach, Bill, komm schon. Du weißt so gut wie ich, daß
    irgendeine undurchsichtige Gestalt sie in irgendeinem
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    Lagerhaus versteckt hält – entweder hier oder in
    Galveston. Und was all diese Senatsanhörungen angeht,
    die momentan in Washington laufen und in denen
    untersucht werden soll, woher die Verbrecher ihre
    Waffen haben – zur Hölle, die Polizei sorgt schon dafür,
    daß sie unters Volk kommen.«
    Wir lachten beide, und ich machte mich auf den Weg.
    Ich stieg in mein Auto und öffnete erstmal den obersten
    Knopf meiner Hose, damit ich nach diesem Mahl
    bequem atmen konnte. Als ich wegfuhr, sah ich Bills
    neuen Cadillac vor seiner Garage stehen. Auf der
    Kühlerhaube prangten anstelle der üblichen Figur
    gigantische Rinderhörner.
    »Heiliger Strohsack«, murmelte ich, »was wird ihm
    wohl als nächstes einfallen?«
    Ich fuhr unter den Eichenkronen des South Boulevard
    Richtung Hauptstraße und fand, daß die Bäume mit
    ihren knorrigen Ästen ausgesprochen unheimlich
    aussahen. Jeden Moment konnten sie menschliche Züge
    annehmen, sich herunterbiegen, nach dem Auto greifen
    und es weit weg schleudern, in ein düsteres Land mit
    Drachen und Monstern aus Grimms Märchen – ein Land
    ohne Schokolade und Coca Cola. Ich schüttelte diesen
    schrecklichen Gedanken ab und kehrte in die tröstliche
    Realität zurück, zu Gangstern, Knarren, Mördern und
    billigem Gin.
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    Das mit den Gangstern erinnerte mich daran, daß ich
    unterwegs bei Krön: Juwelen und Pfandleihe Halt machen
    könnte. Vielleicht hatten sie einen Revolver, der klein
    genug für meine Hosentasche war – nur so für alle Fälle.
    Im Kampf gegen

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