Heißer Winter in Texas
mit ihm reden wollen, beeilen Sie sich
besser. Er trinkt schon eine ganze Weile. Es kann sich
nur noch um Minuten handeln, bis er umkippt.«
Ich durchquerte den Raum, passierte den Rundbogen
am Eingang, ging nach links den Gang hinunter am
Würfelzimmer vorbei und wandte mich nach rechts.
Hinter der zweiten Tür befand sich das Pokerzimmer.
Ich erinnerte mich, vor einer Woche gelesen zu haben,
daß in diesem Zimmer ein Mann nach einer
durchzechten Nacht beim Kartenspiel getötet worden
war. Ich konnte nicht verhindern, daß ich in einer
morbiden Anwandlung nach Blutflecken auf dem
Fußboden Ausschau hielt. Gottseidank gab es keine.
Neun Tische waren über den Raum verteilt. Die
hellrote Farbe der Wände sollte wohl dafür sorgen, daß
die Spieler munter blieben. Der gelangweilte Mann
hinter der schmalen Mahagonitheke in der Ecke
versuchte mühsam, die Augen offenzuhalten. Zu dieser
Tageszeit wurde nur an einem Tisch gespielt. In
wenigen Stunden jedoch würde das Zimmer aus allen
Nähten platzen.
Cotton Peeples saß allein in einer Ecke. Soweit ich es
beurteilen konnte, pflegte er einen ausgewachsenen
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Kater. Ich ging hinüber und stellte mein Glas heftig auf
seiner Tischplatte ab. Er zuckte zusammen und sah aus,
als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
»Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
schmetterte ich und schleifte den Stuhl absichtlich mit
ohrenbetäubendem Geschepper über den Boden.
Er griff sich an den Kopf und hielt ihn fest. »Wer sind
Sie?« murmelte er kläglich. Sein Gesicht war von einer
käsigen Farbe, die ins Graue spielte. Der Stoff seines
schwarzen Anzugs war so abgetragen, daß er glänzte.
Kragen und Manschetten fransten aus. Er schüttete den
Rest seines Getränks in sich hinein und beguckte das
leere Glas voll Trauer. Er war offensichtlich völlig pleite.
Es würde leichter sein, als ich gedacht hatte.
»Na, noch‹n Drink?« röhrte ich. Der Krach
schüchterte ihn merklich ein.
»Klar«, sagte er dankbar. Er schien sich nicht
entscheiden zu können, ob ich ein Engel oder der Teufel
persönlich war.
»Du bist doch Cotton Peeples«, stellte ich fest,
nachdem ich mit einer ganzen Flasche Whiskey von der
Theke zurückkam.
Er nickte und als Lohn für seine Ehrlichkeit goß ich
ihm einen Schuß Whiskey ein.
»Du bist mit Tully Kirk zusammen neulich in meine
Wohnung eingebrochen. Warum?« Ich ließ mir etwa so
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viel Interesse anmerken, als hätte ich nach der Uhrzeit
gefragt.
Sein Kopf flog ruckartig hoch, und seine Kinnlade
klappte runter. Er schnappte nach Luft wie ein Wels auf
dem Trockenen und begann den Kopf zu schütteln.
»Komm schon, Cotton. Ich hab‹ nicht den ganzen
Tag Zeit für solche Spielchen. Ich weiß, daß du das
warst. Du brauchst mir nur zu erzählen, wer dir den
Auftrag gegeben hat, und damit ersparst du uns beiden
eine Menge Kummer.«
Er schüttelte weiter seinen Kopf.
»Ich verpfeif dich nicht bei den Schergen, Cotton, ich
versprech‹s. Ich will nur wissen, wer dein Auftraggeber
ist und warum. Damit kannst du dir diese ganze Flasche
verdienen.« Ich zeigte auf die Flasche, als enthielte sie
Seagrams bestes Destillat und nicht irgendein
Kroppzeug, mit dem sich zweihundert Jahre alter
Möbellack trefflich entfernen ließ. Das Etikett hätte
eigentlich mit einem Totenschädel und gekreuzten
Knochen gekennzeichnet sein müssen.
Cotton gierte mit den Augen danach, als stünde
Gottes eigenes Manna vor ihm. »Schwören Sie, daß Sie
nicht zu den Polypen gehen?« Er leckte sich die Lippen
und sah einem rotäugigen Frettchen so ähnlich wie
möglich.
»Ich schwöre«, sagte ich.
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»Tully Kirk hat mich angeheuert. Wir sind rein, um
nach Papieren und einem Adreßbuch zu suchen«,
winselte er. »Mehr weiß ich auch nicht.«
»Aber, aber, Cotton. Dir ist doch genauso klar wie
mir, daß Tully Kirk keinen Grund hat, mein Adreßbuch
zu wollen. Er hatte einen Auftrag, und ich will wissen,
von wem.«
»Ich weiß nichts davon, bei Gott. Da müssen Sie mit
Tully reden«, sagte er und verdrehte die Augen vor
Angst, und weil ihm vermutlich sein verrotteter
Mageninhalt hochkam.
»Was habt ihr mit meinem Adreßbuch gemacht?«
»Tully hat es mitgenommen. Wir haben uns getrennt,
als wir aus Ihrer Wohnung gekommen sind, und ich
hab‹ ihn nicht mehr gesehen.«
»Warum habe ich nur diesen leisen, aber sicheren
Verdacht, daß du mich anlügst, Cotton? Ich fürchte, du
wirst die 500-Dollar-Preisfrage
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