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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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mit ihm reden wollen, beeilen Sie sich
    besser. Er trinkt schon eine ganze Weile. Es kann sich
    nur noch um Minuten handeln, bis er umkippt.«
    Ich durchquerte den Raum, passierte den Rundbogen
    am Eingang, ging nach links den Gang hinunter am
    Würfelzimmer vorbei und wandte mich nach rechts.
    Hinter der zweiten Tür befand sich das Pokerzimmer.
    Ich erinnerte mich, vor einer Woche gelesen zu haben,
    daß in diesem Zimmer ein Mann nach einer
    durchzechten Nacht beim Kartenspiel getötet worden
    war. Ich konnte nicht verhindern, daß ich in einer
    morbiden Anwandlung nach Blutflecken auf dem
    Fußboden Ausschau hielt. Gottseidank gab es keine.
    Neun Tische waren über den Raum verteilt. Die
    hellrote Farbe der Wände sollte wohl dafür sorgen, daß
    die Spieler munter blieben. Der gelangweilte Mann
    hinter der schmalen Mahagonitheke in der Ecke
    versuchte mühsam, die Augen offenzuhalten. Zu dieser
    Tageszeit wurde nur an einem Tisch gespielt. In
    wenigen Stunden jedoch würde das Zimmer aus allen
    Nähten platzen.
    Cotton Peeples saß allein in einer Ecke. Soweit ich es
    beurteilen konnte, pflegte er einen ausgewachsenen
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    Kater. Ich ging hinüber und stellte mein Glas heftig auf
    seiner Tischplatte ab. Er zuckte zusammen und sah aus,
    als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    »Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
    schmetterte ich und schleifte den Stuhl absichtlich mit
    ohrenbetäubendem Geschepper über den Boden.
    Er griff sich an den Kopf und hielt ihn fest. »Wer sind
    Sie?« murmelte er kläglich. Sein Gesicht war von einer
    käsigen Farbe, die ins Graue spielte. Der Stoff seines
    schwarzen Anzugs war so abgetragen, daß er glänzte.
    Kragen und Manschetten fransten aus. Er schüttete den
    Rest seines Getränks in sich hinein und beguckte das
    leere Glas voll Trauer. Er war offensichtlich völlig pleite.
    Es würde leichter sein, als ich gedacht hatte.
    »Na, noch‹n Drink?« röhrte ich. Der Krach
    schüchterte ihn merklich ein.
    »Klar«, sagte er dankbar. Er schien sich nicht
    entscheiden zu können, ob ich ein Engel oder der Teufel
    persönlich war.
    »Du bist doch Cotton Peeples«, stellte ich fest,
    nachdem ich mit einer ganzen Flasche Whiskey von der
    Theke zurückkam.
    Er nickte und als Lohn für seine Ehrlichkeit goß ich
    ihm einen Schuß Whiskey ein.
    »Du bist mit Tully Kirk zusammen neulich in meine
    Wohnung eingebrochen. Warum?« Ich ließ mir etwa so
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    viel Interesse anmerken, als hätte ich nach der Uhrzeit
    gefragt.
    Sein Kopf flog ruckartig hoch, und seine Kinnlade
    klappte runter. Er schnappte nach Luft wie ein Wels auf
    dem Trockenen und begann den Kopf zu schütteln.
    »Komm schon, Cotton. Ich hab‹ nicht den ganzen
    Tag Zeit für solche Spielchen. Ich weiß, daß du das
    warst. Du brauchst mir nur zu erzählen, wer dir den
    Auftrag gegeben hat, und damit ersparst du uns beiden
    eine Menge Kummer.«
    Er schüttelte weiter seinen Kopf.
    »Ich verpfeif dich nicht bei den Schergen, Cotton, ich
    versprech‹s. Ich will nur wissen, wer dein Auftraggeber
    ist und warum. Damit kannst du dir diese ganze Flasche
    verdienen.« Ich zeigte auf die Flasche, als enthielte sie
    Seagrams bestes Destillat und nicht irgendein
    Kroppzeug, mit dem sich zweihundert Jahre alter
    Möbellack trefflich entfernen ließ. Das Etikett hätte
    eigentlich mit einem Totenschädel und gekreuzten
    Knochen gekennzeichnet sein müssen.
    Cotton gierte mit den Augen danach, als stünde
    Gottes eigenes Manna vor ihm. »Schwören Sie, daß Sie
    nicht zu den Polypen gehen?« Er leckte sich die Lippen
    und sah einem rotäugigen Frettchen so ähnlich wie
    möglich.
    »Ich schwöre«, sagte ich.
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    »Tully Kirk hat mich angeheuert. Wir sind rein, um
    nach Papieren und einem Adreßbuch zu suchen«,
    winselte er. »Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Aber, aber, Cotton. Dir ist doch genauso klar wie
    mir, daß Tully Kirk keinen Grund hat, mein Adreßbuch
    zu wollen. Er hatte einen Auftrag, und ich will wissen,
    von wem.«
    »Ich weiß nichts davon, bei Gott. Da müssen Sie mit
    Tully reden«, sagte er und verdrehte die Augen vor
    Angst, und weil ihm vermutlich sein verrotteter
    Mageninhalt hochkam.
    »Was habt ihr mit meinem Adreßbuch gemacht?«
    »Tully hat es mitgenommen. Wir haben uns getrennt,
    als wir aus Ihrer Wohnung gekommen sind, und ich
    hab‹ ihn nicht mehr gesehen.«
    »Warum habe ich nur diesen leisen, aber sicheren
    Verdacht, daß du mich anlügst, Cotton? Ich fürchte, du
    wirst die 500-Dollar-Preisfrage

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