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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Versuch, sich an etwas zu erinnern. »Kann
    es sein, daß wir uns kennen?« fragte er und bewegte
    den rechten Zeigefinger auf und ab, um seinem
    Gedächtnis einen Schubs zu geben. »Ja, ich habe Sie
    schon mal gesehen. Wenn ich nur wüßte, wo?«
    »Ich weiß es jedenfalls nicht.«
    »Jetzt hab ich‹s«, rief er. »Sie arbeiten bei der Times.
    Sie sind so eine Starreporterin. Meine Frau kennt Sie. Sie
    ist auch bei der Times beschäftigt. Ich hab‹ Sie da
    gesehen, als ich meine Frau zur Arbeit gefahren habe.«
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    »Wie heißt sie denn?« fragte ich, bereit zu schwindeln
    und zu sagen, daß ich sie kannte.
    »Ethel. Ethel Fisher. Sie arbeitet im Vertrieb.« Er
    strahlte.
    »Ich kenne Ethel«, erwiderte ich, erleichtert, daß ich
    diesen kleinen netten Mann nicht belügen mußte. »Sie
    bringt mir manchmal Gemüse aus ihrem Garten mit.«
    »Das züchte ich im Garten hinterm Haus«, sagte er
    mit leuchtendem Gesicht, zauberte ein Glas hervor und
    goß mir einen Drink ein. »Der geht aufs Haus! Mein
    Name ist Pete.« Wir schüttelten uns die Hände, und ich
    sagte ihm, wie ich hieß.
    Ich nahm einen Schluck. Mit etwas Phantasie
    schmeckte es fast wie Bourbon. Ich zwang mich, beim
    Trinken nicht das Gesicht zu verziehen.
    Ich hörte mir so viele Geschichten über sein jüngstes
    Enkelkind an, wie ich ertragen konnte. Dann fragte ich
    ganz beiläufig, ob ihm ein gewisser Tully Kirk bekannt
    sei.»Sekunde«, sagte Pete und wanderte zu einem
    wartenden Gast am anderen Ende der Bar, der nach
    einem Drink gewinkt hatte.
    Ich sah mir inzwischen die Leute an, die das Lokal
    frequentierten. An einem Tisch in der Mitte schlürfte
    eine Frau mit kurzem, krausem blonden Haar eine rote
    Flüssigkeit aus einem großen, mit Zuckerrand verzierten
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    Glas. Sie hielt die Augen devot auf die Tischplatte
    gerichtet und schoß nur gelegentlich einen schnellen
    Seitenblick auf die Männer ab, die an der Theke
    standen.
    Ein
    schmieriger
    Casanova
    mit
    Oberlippenbärtchen
    und
    marineblauem
    Nadelstreifenanzug starrte sie dreist an. Schließlich
    kippte er sein Getränk hinunter und tupfte sich geziert
    die Lippen mit der Serviette, dann rückte er seine
    Krawatte zurecht und glitt reptilgleich an den Tisch der
    Frau. Er sprach sie an, und sie bedeutete ihm, Platz zu
    nehmen. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins
    Ohr. Sie kicherte und wurde rot. Er hob den Arm und
    schnippte mit den Fingern nach dem Kellner. Sie sah
    beeindruckt aus.
    »Ich hoffe, sie hat genug Geld, um es zum Fenster
    rauszuwerfen«, sagte Pete und deutete mit einer
    Kopfbewegung auf das Paar, dem ich zugesehen hatte.
    »Dieser Mistkerl kommt zwei-, dreimal die Woche her
    und reißt sich eine Frau auf, die ihm Drinks ausgibt.«
    »Eine Schande, sowas«, kommentierte ich und fragte
    ihn noch einmal nach Tully Kirk.
    »Pfff, Tully Kirk«, zischte Pete angeekelt und
    schüttelte den Kopf. »Das ist ein übler Typ. Seine
    Lieblingswaffe ist ein Teppichmesser. Was wollen Sie
    von dem?«
    »Ich muß ihm ein paar Fragen stellen.«
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    Pete nahm einen Lappen und wischte mit
    kreisförmigen Bewegungen die Theke ab. »Er kommt
    normalerweise so gegen drei zum Würfeln. Später
    hängt er in den Läden in der Dowling Street rum. Er hat
    ab und zu was mit einem der Mädchen bei Evelina. Sie
    wissen schon. Ich habe ihn drüber reden hören.«
    »Wissen Sie, ob er Freunde hat? Wo er wohnt?«
    »Bis vor ein paar Tagen hatte er seine Bude im Rio
    Hotel. Aber er ist wohl zu Geld gekommen und ins de
    George umgezogen. Freunde hat er keine, aber ich hab
    ihn mit Cotton Peeples zusammen gesehen, kurz bevor
    er diesen Haufen Geld gemacht hat, mit dem er angibt
    wie ›ne Lore Affen. Aber ich habe keine Ahnung, was es
    damit auf sich hat.«
    So ein Barkeeper weiß eben alles, was es über die
    Leute zu wissen gibt, die seine Kneipe aufsuchen. Es
    erstaunt mich immer wieder. »Cotton Peeples. Ist das
    nicht der Typ, der die Filiale von Walgreens überfallen
    und dabei seine Brieftasche samt Papieren verloren
    hat?«
    »Ja, genau der ist es.« Pete lachte. »Meine Frau
    erzählt mir immer komische Geschichten über den alten
    Cotton. Was er auch anstellt, er wird immer erwischt.
    Er hat mal ein Auto geklaut, bei dem die Bremsen nicht
    funktionierten, und ist prompt einem Streifenwagen
    hinten drauf gefahren. Alter Trottel.«
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    »Davon hab‹ ich auch gehört«, sagte ich. »Zeigt er
    sich manchmal hier?«
    »Klar. Er sitzt im Hinterzimmer, da, wo gepokert
    wird. Wenn Sie

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