Heißer Winter in Texas
nicht beantworten und
den Schnaps auch nicht gewinnen.« Manchmal hatte ich
eine sadistische Ader.
»Bitte. Ich lüge nicht. Ich könnte diesen Whiskey
wirklich gut gebrauchen.«
Er fing fast schon an, mir leid zu tun, bis ich mich
erinnerte, wie ich verängstigt in meiner Küche
gestanden und zugehört hatte, wie sie beratschlagten,
ob sie mich kaltmachen sollten. Dann fiel mir auch noch
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ein, daß sie die Tür hätten offenlassen können, und es
hätte sie sicher nicht geschert, wenn Anice
verschwunden oder überfahren worden wäre. Ich
beugte mich hinüber, stellte einen meiner dicken
Schnürschuhe fest auf seinen Fuß, verlagerte diskret
mein Gewicht und trat langsam, aber kräftig zu. Ich bin
nicht gerade mager – egal, wie weit man die Bedeutung
dieses Wortes fassen mag. Sein Gesicht wurde noch
blasser, als es ohnehin schon war.
»Ich sollte dir dein winziges Restchen Hirn aus dem
Kopf prügeln, aber ich hab‹ keine Zeit, danach zu
suchen – es würde einfach zu lange dauern. Insofern ist
heute dein Glückstag, Cotton.« Ich flüsterte, da der
Barkeeper uns allmählich mißtrauische Blicke zuwarf.
»Ich gehe zu Tully, und wenn du mich belogen hast,
komme ich wieder und knüpfe dich an den Haaren auf,
bis deine Hosenbeine wie Rouleaus rauf- und
runterschwingen, wenn du mit den Augen klappst.«
Es war eigentlich nicht meine Art, wie ein
Wirbelsturm durch die Stadt zu rasen und Menschen
mit Mord und Totschlag zu bedrohen, aber dies waren
ungewöhnliche Zeiten. Und immerhin schien es zu
funktionieren. Ich grub meinen Fuß noch einmal in seine
Zehen, bis ich ein Knacken vernahm. Dann verließ ich
das Pokerzimmer und ging wieder nach vorn, um noch
ein bißchen mit Pete zu plaudern.
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Don Juan hatte die Blonde inzwischen in ein Separee
an der Wand manövriert und zog gerade die Vorhänge
zu, um ungestört zu sein. Gut für ihn, daß er zwei
Hände hatte – so konnte eine in ihrem Portemonnaie
fuhrwerken, während die andere sie betatschte.
Pete teilte mir mit, daß Tully noch nicht aufgetaucht
war, also bestellte ich mir einen Kaffee und setzte mich
damit an einen Tisch, um meine Gedanken zu ordnen.
Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht, was ich der
Kröte erzählen würde, wenn ich sie zu fassen bekam.
Eine Zeitlang saß ich da und sah dem Treiben in der
Bar zu. Es war ein ganzes Stück mehr los als zur Zeit
meiner Ankunft. Die Männer in ihren Anzügen und
Hüten lehnten an der Theke, knabberten Erdnüsse und
tranken, während die Frauen an den Tischen saßen und
nur tranken. Ich überlegte, ob es wohl undamenhaft
war, in der Öffentlichkeit Erdnüsse zu essen, während
ich eine Handvoll vertilgte. (Sollte das der Fall sein,
dann wollte ich sie künftig in die Luft werfen und mit
dem Mund auffangen.) Ich trank weiter Kaffee und
wartete bis gegen vier, aber Tully kreuzte nicht auf. Ab
und an war von hinter dem Vorhang des Separees, in
dem die Blonde und Romeo steckten, Stöhnen und
dumpfe Geräusche zu hören. Ich fragte mich, wie weit
sie gehen würden, entschied mich aber, daß mir meine
Zeit zu schade war, um es herauszufinden.
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An der Wand neben dem Eingang hing ein Telefon.
Ich rief im de George an, ob Tully dort eingetragen war.
Der Angestellte sagte, daß Mr. Kirk in seinem Zimmer
sei, und ob ich eine Botschaft hinterlassen wolle. Ich
verneinte und hängte ein. Statt dessen fuhr ich rüber in
die Preston Street und stellte mein Auto in der
Hotelgarage ab. Der Parkplatzwächter nickte mir zu, als
ich auf die gläserne Doppeltür zusteuerte, die zur
Hotellobby führte. Ich ging rasch hinüber zu seinem
Hocker. Er sprang auf. »Sie wünschen, Ma‹am?«
»Hallo. Ich wüßte gern, ob Tully Kirk schon zurück
ist. Ich soll ihn hier treffen und bin ein bißchen spät
dran. Wenn er schon da ist, dann geh‹ ich gleich auf sein
Zimmer, wenn Sie mir die Nummer sagen könnten«,
sagte ich mit ehrbarer Hast.
Der Wächter sah mich an, ohne mit der Wimper zu
zucken. Er legte die Hände auf seine pulverblauen
Uniformtaschen und starrte mich so verständnislos an,
als spräche ich Hindustani mit ihm. Ich seufzte und zog
eine Dollarnote hervor. Er grinste und griff zu. Hand
und Schein verschwanden so schnell, wie ein Frosch
eine Fliege schluckt. »Zimmer 504«, raunte er
verschwörerisch.
Ich betrat die Hotelhalle und ging gleich zum Aufzug
durch. Oben angekommen, wanderte ich ein paarmal
im Gang vor Zimmer 504 auf und ab und
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