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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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nicht beantworten und
    den Schnaps auch nicht gewinnen.« Manchmal hatte ich
    eine sadistische Ader.
    »Bitte. Ich lüge nicht. Ich könnte diesen Whiskey
    wirklich gut gebrauchen.«
    Er fing fast schon an, mir leid zu tun, bis ich mich
    erinnerte, wie ich verängstigt in meiner Küche
    gestanden und zugehört hatte, wie sie beratschlagten,
    ob sie mich kaltmachen sollten. Dann fiel mir auch noch
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    ein, daß sie die Tür hätten offenlassen können, und es
    hätte sie sicher nicht geschert, wenn Anice
    verschwunden oder überfahren worden wäre. Ich
    beugte mich hinüber, stellte einen meiner dicken
    Schnürschuhe fest auf seinen Fuß, verlagerte diskret
    mein Gewicht und trat langsam, aber kräftig zu. Ich bin
    nicht gerade mager – egal, wie weit man die Bedeutung
    dieses Wortes fassen mag. Sein Gesicht wurde noch
    blasser, als es ohnehin schon war.
    »Ich sollte dir dein winziges Restchen Hirn aus dem
    Kopf prügeln, aber ich hab‹ keine Zeit, danach zu
    suchen – es würde einfach zu lange dauern. Insofern ist
    heute dein Glückstag, Cotton.« Ich flüsterte, da der
    Barkeeper uns allmählich mißtrauische Blicke zuwarf.
    »Ich gehe zu Tully, und wenn du mich belogen hast,
    komme ich wieder und knüpfe dich an den Haaren auf,
    bis deine Hosenbeine wie Rouleaus rauf- und
    runterschwingen, wenn du mit den Augen klappst.«
    Es war eigentlich nicht meine Art, wie ein
    Wirbelsturm durch die Stadt zu rasen und Menschen
    mit Mord und Totschlag zu bedrohen, aber dies waren
    ungewöhnliche Zeiten. Und immerhin schien es zu
    funktionieren. Ich grub meinen Fuß noch einmal in seine
    Zehen, bis ich ein Knacken vernahm. Dann verließ ich
    das Pokerzimmer und ging wieder nach vorn, um noch
    ein bißchen mit Pete zu plaudern.
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    Don Juan hatte die Blonde inzwischen in ein Separee
    an der Wand manövriert und zog gerade die Vorhänge
    zu, um ungestört zu sein. Gut für ihn, daß er zwei
    Hände hatte – so konnte eine in ihrem Portemonnaie
    fuhrwerken, während die andere sie betatschte.
    Pete teilte mir mit, daß Tully noch nicht aufgetaucht
    war, also bestellte ich mir einen Kaffee und setzte mich
    damit an einen Tisch, um meine Gedanken zu ordnen.
    Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht, was ich der
    Kröte erzählen würde, wenn ich sie zu fassen bekam.
    Eine Zeitlang saß ich da und sah dem Treiben in der
    Bar zu. Es war ein ganzes Stück mehr los als zur Zeit
    meiner Ankunft. Die Männer in ihren Anzügen und
    Hüten lehnten an der Theke, knabberten Erdnüsse und
    tranken, während die Frauen an den Tischen saßen und
    nur tranken. Ich überlegte, ob es wohl undamenhaft
    war, in der Öffentlichkeit Erdnüsse zu essen, während
    ich eine Handvoll vertilgte. (Sollte das der Fall sein,
    dann wollte ich sie künftig in die Luft werfen und mit
    dem Mund auffangen.) Ich trank weiter Kaffee und
    wartete bis gegen vier, aber Tully kreuzte nicht auf. Ab
    und an war von hinter dem Vorhang des Separees, in
    dem die Blonde und Romeo steckten, Stöhnen und
    dumpfe Geräusche zu hören. Ich fragte mich, wie weit
    sie gehen würden, entschied mich aber, daß mir meine
    Zeit zu schade war, um es herauszufinden.
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    An der Wand neben dem Eingang hing ein Telefon.
    Ich rief im de George an, ob Tully dort eingetragen war.
    Der Angestellte sagte, daß Mr. Kirk in seinem Zimmer
    sei, und ob ich eine Botschaft hinterlassen wolle. Ich
    verneinte und hängte ein. Statt dessen fuhr ich rüber in
    die Preston Street und stellte mein Auto in der
    Hotelgarage ab. Der Parkplatzwächter nickte mir zu, als
    ich auf die gläserne Doppeltür zusteuerte, die zur
    Hotellobby führte. Ich ging rasch hinüber zu seinem
    Hocker. Er sprang auf. »Sie wünschen, Ma‹am?«
    »Hallo. Ich wüßte gern, ob Tully Kirk schon zurück
    ist. Ich soll ihn hier treffen und bin ein bißchen spät
    dran. Wenn er schon da ist, dann geh‹ ich gleich auf sein
    Zimmer, wenn Sie mir die Nummer sagen könnten«,
    sagte ich mit ehrbarer Hast.
    Der Wächter sah mich an, ohne mit der Wimper zu
    zucken. Er legte die Hände auf seine pulverblauen
    Uniformtaschen und starrte mich so verständnislos an,
    als spräche ich Hindustani mit ihm. Ich seufzte und zog
    eine Dollarnote hervor. Er grinste und griff zu. Hand
    und Schein verschwanden so schnell, wie ein Frosch
    eine Fliege schluckt. »Zimmer 504«, raunte er
    verschwörerisch.
    Ich betrat die Hotelhalle und ging gleich zum Aufzug
    durch. Oben angekommen, wanderte ich ein paarmal
    im Gang vor Zimmer 504 auf und ab und

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