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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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jeder ist verdächtig«, brummte er und
    kratzte sich an der Stirn. »Ich weiß, daß du mit Joe
    befreundet warst. Das war ich auch. Joe stand auch mit
    all seinen Kollegen hier auf gutem Fuß, und sie sind
    mächtig sauer über seinen Tod. Das gilt auch für die
    großen Tiere einen Stock höher. Alle wollen, daß Joes
    Mörder geschnappt wird. Sie setzen mir immer zu,
    wenn es einen Polizisten erwischt, und ich muß doppelt
    so hart arbeiten. Darum will ich alles wissen, was Joe
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    angeht: womit er seine Zeit verbracht hat, und mit
    wem. Wo er hingegangen ist und was er gegessen hat.
    Wenn du etwas weißt, dann möchte ich, daß du es mir
    auf der Stelle erzählst.«
    »Ich weiß wirklich nichts, Frank.« Ich war ziemlich
    sicher, daß es nicht zu meinem Vorteil wäre, einem
    Polizisten zu erklären, daß sein Kollege dran glauben
    mußte, weil ich damit angegeben hatte, daß ich eine
    neue heiße Reportage über Korruption und Verbrechen
    in der Polizei schrieb. Manche Leute mögen mich darin
    verantwortungslos finden – doch hätte ich die Wahl, ich
    zöge den Königswalzer mit einer Klapperschlange vor.
    »Aber sollte ich was erfahren, dann lasse ich es dich
    sofort wissen.«
    »Ich glaube, daß du lügst.« Auf einer Eisfläche hätte
    seine Stimme tiefe Kratzer hinterlassen.
    »Na ja«, sagte ich gereizt, »du kannst mir ja eins mit
    dem Gummiknüppel überziehen. Ich bin sicher, daß du
    einen in deiner Schreibtischschublade hast.«
    »Das sollte ich wohl, schon aus Prinzip.« Er seufzte
    und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze, mit
    grauen Strähnen durchsetzte Haar. »Versteh doch, ich
    bin müde, und ich will Joes Mörder finden, damit der
    ganze Spuk ein Ende hat, und damit ich nach Hause
    gehen und mich ausschlafen kann.«
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    Ich nickte zum Zeichen des Verständnisses und
    wünschte, ich könnte diesem Mann helfen. »Wie wurde
    er umgebracht?«
    »Ich sollte dir gar nichts erzählen. Mit einer 45er. Die
    mittlerweile wahrscheinlich auf dem Boden der
    Fahrrinne im Fluß liegt. Mehr wissen wir im Grunde
    nicht.«
    Er rupfte einen Stift aus der Schublade, griff sich ein
    paar Bögen aus dem Papierstoß, der sich vor seiner
    Nase türmte, und fing an zu schreiben. Ich sah ihm zu,
    bis er den Kopf hob. »He, bist du immer noch hier? Das
    war‹s. Geh. Wenn du was hörst, ruf mich an.«
    Ich stand auf, grüßte ihn mit dem erhobenen Daumen
    und wandte mich zur Tür. Genau eine Minute zu spät.
    Darryl Wade blieb im Türrahmen stehen und stierte
    mich wütend an. Sein weißes Hemd war ebenso
    verknittert wie seine schwarze Hose, die zu groß war,
    so daß der Sitz runterhing. Sein Hut sah aus, als hätte er
    gerade
    eine
    Auseinandersetzung
    mit
    einem
    betrügerischen Zuhälter gehabt. Er stellte sich
    breitbeinig hin und verschränkte die Arme vor der
    Brust. »Schau, schau, wer da ist«, höhnte er. »Was führt
    uns denn hierher?«
    »Der Osterhase. Ich muß doch die blauen Eier
    vorbestellen.«
    »Warum zum Teufel –«, legte er los.
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    »Warum zum Teufel hältst du nicht die Klappe und
    setzt dich hin, Wade«, brüllte Frank ihn an. »Ich will
    den Mist nicht hören!«
    Wade wurde blaß vor Wut und starrte mich
    sekundenlang erbost an, bevor er einen Schritt zur Seite
    trat, um mich vorbeizulassen.
    »Was ist los mit Ihnen, Wade? Ist Ihr Schlüpfer zu
    eng?« stichelte ich beim Rausgehen. Ich weiß auch nicht,
    warum ich immer das letzte Wort haben muß.
    Die Schergen sind wahrhaftig keine große Hilfe bei
    einer Morduntersuchung, dachte ich grimmig, als ich
    das Polizeipräsidium verließ und in mein Auto stieg. Ich
    parkte aus und fuhr stadteinwärts ins Zentrum, um
    noch ein bißchen die Leute zu beobachten. Nach einiger
    Zeit bemerkte ich einen grünen Chevrolet hinter mir,
    der an derselben Aussicht interessiert zu sein schien wie
    ich, denn welche Richtung ich auch einschlug, er blieb
    auf meinen Fersen. Ich fuhr in die nächste Straße zu
    meiner Rechten hinein, zwei Häuserblöcke später bog
    ich links ab. Er war immer noch da. Schließlich fand ich
    einen Parkplatz vor dem Kaufhaus der Gebrüder Foley
    und ließ die Hand in der Hosentasche verschwinden –
    allerdings nicht, um mich zu kratzen. Ich hatte meine
    Taschenkanone eingesteckt und war entschlossen,
    diesem Burschen neue Bedeutungen des Wortes
    ›Naseputzen‹ zu eröffnen, falls er meinem Auto zu nahe
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    kam. Der grüne Wagen verlangsamte, hielt aber nicht.
    Andere Autos verdeckten ihn, so daß ich weder

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