Heißer Winter in Texas
Ausdruck zu verleihen, als ich
erzählte, wie ich Lily geküßt hatte.
»Diese bedauernswerte Frau. Da schüttet sie dir ihr
Herz aus – als der einzigen Frau in der ganzen Stadt, zu
der sie Vertrauen gefaßt hat, und was tust du? Fällst
über sie her! Was ist nur mit dir los?« Katherine rümpfte
empört die Nase.
»Beachte sie einfach nicht«, schaltete Gael sich ein.
»Das letzte Mal, als ich ihr etwas erzählen wollte, was
mich bedrückte, hat sie verkündet, ich könne mir meine
kostbaren Gefühle in den Hintern schieben.«
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»Aber Schatz!« Katherine war empört. »Ich war
einfach nicht mehr bei der Sache! Du hast so lange
geredet, und mir war gar nicht bewußt, was ich sagte!«
Das war ein Problem in ihrer Beziehung – Katherines
Fähigkeit zur Aufmerksamkeit war begrenzt, und Gael
war umständlich. Daraus ergaben sich höchst
interessante Unterhaltungen. Trotzdem war Katherine
anzusehen, daß sie mit sich völlig zufrieden war.
Immerhin beschloß sie, von sich abzulenken. »Also,
wann triffst du dich wieder mit dieser Person?«
»Heute abend. Wir haben uns vor dem Rice Hotel
verabredet. Benny Goodman spielt oben auf dem
Dach.«
»Na ja, ich hoffe, du weißt, was du tust. Wo sie
verheiratet ist und all das.«
»Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Ich habe gründlich
darüber nachgedacht. Ich habe mich entschlossen, alles
zu nehmen wie es kommt, und mir nicht den Kopf zu
zerbrechen. Verdammt, ich kann schließlich morgen von
einem Bus überfahren werden. Wer weiß?«
»Ob dich ein Bus überfährt, ist mir schnurz, aber ich
will nicht, daß dich diese Gauner abknallen. Gael wird
deine Leibwache sein.«
Katherine hielt Gael aus irgendeinem Grund für
allmächtig, allwissend und kugelfest. Es kam ihr nicht in
den Sinn, daß Gael als meine Begleiterin auch gefährdet
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war. Ich hütete mich, ihr das auseinanderzusetzen, weil
ich alle Hilfe brauchte, die ich bekommen konnte. Mit
ihren einsfünfundsechzig und ihren siebenundfünfzig
Kilo war Gael nicht gerade eine furchteinflößende
Gefolgsfrau, aber sie konnte gemein aussehen, wenn sie
wollte. Und sie war in jedem Fall besser als niemand.
Ich konnte nicht einschätzen, wie wir beide in einer
Schießerei oder Messerstecherei abschneiden würden,
aber sollte jemand etwas ausdiskutieren wollen, würden
wir ihn problemlos niedermachen.
»Also, was werdet ihr heute anstellen?« fragte
Katherine.
»Erst zu Susie Noble. Was danach kommt, weiß ich
noch nicht. Ich muß so viel wie möglich
herausbekommen – und das so schnell wie möglich.«
»Das ist wieder typisch. Ich lasse euch allein
losziehen, und ihr geht als erstes ins Bordell.«
»Ich will nur in Erfahrung bringen, ob Joe an seinem
letzten Abend dort war«, erklärte ich. »Vielleicht hat er
was zu Susie oder einem der Mädchen gesagt, was uns
auf die Spur seines Mörders bringt.«
»Ach, natürlich.« Katherines Stimme troff vor
Sarkasmus. »Gael hat nämlich einige Bauarbeiten für
dieses Herzchen erledigt. So oft, wie die hier
vorbeischaut, kann sie nur hinter Gael her sein.«
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Katherine war anzusehen, daß sie das nicht wirklich
glaubte. Sie sagte es bloß, um Gael in die Defensive zu
drängen. Frauen sind so. Sie legen sich gern einen
Vorrat Munition zu, nur für den Fall. Wenn Katherine
das nächste Mal zu viel Geld für ein Kleid ausgab,
konnte sie Susie als Ablenkungsmanöver einsetzen. So
lassen sich Leute vom eigentlichen Thema abbringen.
»Möchtest du mitkommen?« lud ich sie ein.
»Nein, das geht nicht. Bei Gebrüder Sakowitz gibt es
heute eine Sonderverkauf«, sagte sie, als ob sie damit
keine andere Wahl hatte. Katharine glaubte fest an den
freien Willen der einzelnen – und an seine Grenze,
nämlich
Sonderangebote
bei
schicken
Modekaufhäusern: Von da an regierte das Schicksal.
»Au, Scheiße«, murmelte Gael halblaut und verzog
sich ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
»Hast du etwas gesagt, Süßes?« Katherine Stimme
klang engelsgleich. Sie zwinkerte mir boshaft zu. »Ich
brauche nur ein paar Kleinigkeiten.«
Wahrscheinlich hatte Napoleon einst denselben
Gesichtsausdruck gehabt, wenn jemand Rußland
erwähnte. Diese Miene bedeutete mindestens zwei
Komplettaustattungen in puncto Kleidung.
Schließlich kam Gael zurück, bereit, das Haus zu
verlassen. Voraussetzung dafür war, daß sie sich perfekt
angezogen fühlte – ihre Kleidung gestärkt und gebügelt,
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die Schuhe auf Hochglanz
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