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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Ausdruck zu verleihen, als ich
    erzählte, wie ich Lily geküßt hatte.
    »Diese bedauernswerte Frau. Da schüttet sie dir ihr
    Herz aus – als der einzigen Frau in der ganzen Stadt, zu
    der sie Vertrauen gefaßt hat, und was tust du? Fällst
    über sie her! Was ist nur mit dir los?« Katherine rümpfte
    empört die Nase.
    »Beachte sie einfach nicht«, schaltete Gael sich ein.
    »Das letzte Mal, als ich ihr etwas erzählen wollte, was
    mich bedrückte, hat sie verkündet, ich könne mir meine
    kostbaren Gefühle in den Hintern schieben.«
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    »Aber Schatz!« Katherine war empört. »Ich war
    einfach nicht mehr bei der Sache! Du hast so lange
    geredet, und mir war gar nicht bewußt, was ich sagte!«
    Das war ein Problem in ihrer Beziehung – Katherines
    Fähigkeit zur Aufmerksamkeit war begrenzt, und Gael
    war umständlich. Daraus ergaben sich höchst
    interessante Unterhaltungen. Trotzdem war Katherine
    anzusehen, daß sie mit sich völlig zufrieden war.
    Immerhin beschloß sie, von sich abzulenken. »Also,
    wann triffst du dich wieder mit dieser Person?«
    »Heute abend. Wir haben uns vor dem Rice Hotel
    verabredet. Benny Goodman spielt oben auf dem
    Dach.«
    »Na ja, ich hoffe, du weißt, was du tust. Wo sie
    verheiratet ist und all das.«
    »Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Ich habe gründlich
    darüber nachgedacht. Ich habe mich entschlossen, alles
    zu nehmen wie es kommt, und mir nicht den Kopf zu
    zerbrechen. Verdammt, ich kann schließlich morgen von
    einem Bus überfahren werden. Wer weiß?«
    »Ob dich ein Bus überfährt, ist mir schnurz, aber ich
    will nicht, daß dich diese Gauner abknallen. Gael wird
    deine Leibwache sein.«
    Katherine hielt Gael aus irgendeinem Grund für
    allmächtig, allwissend und kugelfest. Es kam ihr nicht in
    den Sinn, daß Gael als meine Begleiterin auch gefährdet
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    war. Ich hütete mich, ihr das auseinanderzusetzen, weil
    ich alle Hilfe brauchte, die ich bekommen konnte. Mit
    ihren einsfünfundsechzig und ihren siebenundfünfzig
    Kilo war Gael nicht gerade eine furchteinflößende
    Gefolgsfrau, aber sie konnte gemein aussehen, wenn sie
    wollte. Und sie war in jedem Fall besser als niemand.
    Ich konnte nicht einschätzen, wie wir beide in einer
    Schießerei oder Messerstecherei abschneiden würden,
    aber sollte jemand etwas ausdiskutieren wollen, würden
    wir ihn problemlos niedermachen.
    »Also, was werdet ihr heute anstellen?« fragte
    Katherine.
    »Erst zu Susie Noble. Was danach kommt, weiß ich
    noch nicht. Ich muß so viel wie möglich
    herausbekommen – und das so schnell wie möglich.«
    »Das ist wieder typisch. Ich lasse euch allein
    losziehen, und ihr geht als erstes ins Bordell.«
    »Ich will nur in Erfahrung bringen, ob Joe an seinem
    letzten Abend dort war«, erklärte ich. »Vielleicht hat er
    was zu Susie oder einem der Mädchen gesagt, was uns
    auf die Spur seines Mörders bringt.«
    »Ach, natürlich.« Katherines Stimme troff vor
    Sarkasmus. »Gael hat nämlich einige Bauarbeiten für
    dieses Herzchen erledigt. So oft, wie die hier
    vorbeischaut, kann sie nur hinter Gael her sein.«
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    Katherine war anzusehen, daß sie das nicht wirklich
    glaubte. Sie sagte es bloß, um Gael in die Defensive zu
    drängen. Frauen sind so. Sie legen sich gern einen
    Vorrat Munition zu, nur für den Fall. Wenn Katherine
    das nächste Mal zu viel Geld für ein Kleid ausgab,
    konnte sie Susie als Ablenkungsmanöver einsetzen. So
    lassen sich Leute vom eigentlichen Thema abbringen.
    »Möchtest du mitkommen?« lud ich sie ein.
    »Nein, das geht nicht. Bei Gebrüder Sakowitz gibt es
    heute eine Sonderverkauf«, sagte sie, als ob sie damit
    keine andere Wahl hatte. Katharine glaubte fest an den
    freien Willen der einzelnen – und an seine Grenze,
    nämlich
    Sonderangebote
    bei
    schicken
    Modekaufhäusern: Von da an regierte das Schicksal.
    »Au, Scheiße«, murmelte Gael halblaut und verzog
    sich ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
    »Hast du etwas gesagt, Süßes?« Katherine Stimme
    klang engelsgleich. Sie zwinkerte mir boshaft zu. »Ich
    brauche nur ein paar Kleinigkeiten.«
    Wahrscheinlich hatte Napoleon einst denselben
    Gesichtsausdruck gehabt, wenn jemand Rußland
    erwähnte. Diese Miene bedeutete mindestens zwei
    Komplettaustattungen in puncto Kleidung.
    Schließlich kam Gael zurück, bereit, das Haus zu
    verlassen. Voraussetzung dafür war, daß sie sich perfekt
    angezogen fühlte – ihre Kleidung gestärkt und gebügelt,
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    die Schuhe auf Hochglanz

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