Heißer Winter in Texas
seiner
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Ermordung dort gewesen war. Außerdem hatte ich
Susie lange nicht gesehen, und ich war völlig verrückt
nach ihr.
Zuerst aber mußte ich in Erfahrung bringen, was nun
mit Joes Begräbnis war. Sein Sohn hatte angekündigt,
daß er heute oder morgen nach Houston fliegen würde,
und mich gebeten, ihn am Flughafen abzuholen.
Ansonsten wollte er alles Notwendige telefonisch mit
Earthmans Bestattungsinstitut regeln und die
Trauerfeier möglichst für übermorgen veranlassen.
Ich rief im Polizeipräsidium an und ließ mich mit der
Mordkommission verbinden. Verantwortlich für diese
Abteilung war Captain Frank Brumfield, ein nett
aussehender Mann Anfang sechzig mit angenehmen
Umgangsformen. Wir kannten uns recht gut. Ich hatte
ihm all die Jahre über immer wieder Informationen zu
diversen Fällen zukommen lassen, und er hatte sich mit
der einen oder anderen Exklusivmitteilung revanchiert.
Unglücklicherweise war Frank außer Haus, und ich
wurde zu Sergeant Darryl Wade durchgestellt. Der war
ein kleiner, drahtiger Typ mit Augen so schwarz und
grausam wie die eines Kredithais. Seine schiefe Nase
und seine Blumenkohlohren waren Relikte vergangener
Boxertage. Ich weiß nicht, ob er ein guter Boxer war,
aber er war ein so fieser Hund, daß das jeden Mangel an
Talent ausglich.
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»Hier Wade.« Es klang, als fiele eine Zellentür ins
Schloß. »Wer ist da?«
Mein erster Impuls war, aufzulegen und es später
noch einmal zu versuchen, aber ich gewöhnte mich
allmählich an die Drahtseilakte eines rauheren Lebens.
»Tagchen, Wade«,
zirpte ich also. »Hollis Carpenter hier. Ist Frank wohl
zu sprechen?«
»Nein. Und wenn er‹s wäre, würde er nicht mal mit
Ihrem Arsch reden.«
»Ts, ts, ts. Sind wir heute morgen mit dem falschen
Fuß aufgestanden?«
»Heilige Scheiße. Als ob ich nicht genug Probleme
am Hals hätte, auch ohne das neunmalkluge Getue von
verfluchten Presseschnüfflern.«
»Es tut gut zu wissen, daß in dieser sich immerfort
verändernden Welt doch eine gewisse Beständigkeit zu
finden ist. Ganze Kulturen und Zivilisationen mögen zu
Staub zerfallen, das Leben, wie wir es kennen, kann
ausgelöscht werden. Aber wenn ich darüber nachsinne
und voller Ahnung erbebe, sage ich mir: ›Ruhig, Hollis.
Ruf den guten Darryl Wade an. Er wird unverändert
durch alle Zeiten ein erstklassiges Arschloch sein.
Darauf wenigstens kannst du dich verlassen‹.«
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»Ja, verlassen Sie sich mal darauf. Ich werd‹ Ihnen bei
Gelegenheit zeigen, wie sehr Sie sich drauf verlassen
können.«
»Versuchen Sie‹s ruhig, Sie Miesling. Ich hetz‹ Ihnen
den größten, gemeinsten Kampfhund von einem
Rechtsanwalt auf den Hals, bevor Sie Marcus Vipsanius
Agrippa gesagt haben.«
»Warum scheren Sie sich nicht …«
»Das würde ich gern, aber mir steht nur eine gewisse
Spanne an Zeit zur Verfügung, und ich genieße den
mentalen Stimulus Ihrer Konversationskünste so sehr.
In meinem Horoskop steht, daß ich heute geistig
minderbemittelten Menschen zuhören soll, um
Intelligenz wieder wahrhaft schätzen zu lernen.«
»Weshalb rufen Sie an?« Er fletschte schon hörbar die
Zähne.
»Mich interessieren die neuesten Entwicklungen im
Mordfall Joe.«
»Das hätten Sie wohl gern. Schreibt bei jeder
Gelegenheit widerlichen Dreck über uns, aber wenn sie
Informationen will, kommt sie angewinselt und glaubt,
sie kriegt sie noch auf dem Silbertablett. Fahr zur
Hölle.« Er schmetterte den Hörer hin, bevor ich zur
nächsten Salve ansetzen konnte.
Ich saß da und starrte fasziniert aufs Telefon, als
hätte es versprochen, in voller Bühnenmontur die
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Ballade von Minnie der Landstreicherin zu singen.
Dieser Tage waren alle so reizbar. War vielleicht
Vollmond?
Ich ging aus dem Haus, um selbst zum
Polizeigebäude zu fahren. Der Tag war bedeckt, das
gefiel mir. Ich mochte es, wenn der Himmel etwas tat
und nicht nur dahing, während die Sonne schien. Es gab
mir Energie, wenn Wind wehte und dunkle Wolken
über den Himmel jagten. Ich registrierte, daß die
Azaleen in meinem Garten kurz vor der Blüte standen,
was bedeutete, daß der Frühling endgültig im
Anmarsch war. Verrücktes texanisches Wetter. In ein
paar Tagen vom Eiswind aus dem Norden zum lauen
Lüftchen. Bis das letzte Wort gesprochen war, drohten
wohl noch ein paar Kälteeinbrüche, aber trotzdem – der
Winter war so gut wie vorbei. Dachte ich. Ich sollte
nicht recht behalten. Es passiert
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