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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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an. »Was läuft hier?«
    Sie grinste betreten. »Die machen hier doch immer
    solche Scherzchen. Reine Gewohnheit.«
    »Eigenartig, mir ist das hier noch nie passiert.«
    Wir wanderten durch das Foyer in den Raum, wo die
    Freier saßen, mit den Mädchen tranken und die Zeit
    totschlugen, bis sie nach oben durften. Manche Leute
    kamen auch nur vorbei, um etwas zu trinken und mit
    den anderen Stammkunden ein Schwätzchen zu halten.
    Die meisten Männer waren überzeugt, hier vor
    neugierigen Augen sicher zu sein. Susie hielt sie aus
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    dem Klatsch heraus. Wenn sie herausbekam, daß eine
    ihrer Angestellten tratschte oder sonstwie indiskret war,
    wurde diejenige auf der Stelle gefeuert. Ein bulliger
    Rausschmeißer namens Bitsy schleifte sie zur
    Greyhoundstation und setzte sie in den erstbesten Bus,
    der die Stadt verließ.
    Die Wände waren eierschalenweiß, ebenso alle
    anderen
    Einrichtungsgegenstände
    von
    den
    ledergepolsterten Barhockern bis zur ledergepolsterten
    Theke. Ein kristallener Lüster hing von der
    Deckenmitte. In allen anderen Lichtquellen steckten
    rosa Birnen. Diese Anregung hatte Susie aus
    Earthmanns Bestattungsinstitut mitgebracht, als sie
    damals Legs Greer die letzte Ehre erwies, einem der
    berühmtesten zweitklassigen Gangster von Texas. Aus
    der Tatsache, daß rosa Glühbirnen Leichen lebendiger
    aussehen ließen, folgerte Susie, daß sie bei Huren
    Wunder wirken würden. Es schien zu funktionieren, wie
    ich bei einem Blick in einen der Spiegel feststellte. Ich
    notierte sie auf meinem geistigen Einkaufszettel als
    Anschaffung für mein Schlafzimmer. Der Gastraum war
    gemütlich und intim, aber um diese Tageszeit leer.
    Hinter der Bar polierte ein Barkeeper Gläser und
    Flaschen.
    Wir gingen den Gang entlang, dessen Wände
    ebenfalls in Eierschalenweiß schimmerten und von rosa
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    Lämpchen erhellt waren, und klopften an die dritte Tür.
    Eine beschwingte Stimme mit irischem Akzent bat uns
    herein.
    Susie saß an einem Sekretär und erledigte ihre
    Buchhaltung. Wir warteten, bis sie einen Vorgang
    abgeschlossen hatte. Sie trug eine Bifokalbrille, die sie
    hastig absetzte und in einer Schublade verschwinden
    ließ.»Ach, Hollis und Gael. Was in aller Welt treibt euch
    beide denn schon morgens hierher?« Sie erhob sich von
    ihrem Stuhl, ließ sich auf dem grauen, über und über
    mit pinkfarbenen Rosen gemusterten Diwan nieder und
    winkte uns, vis-a-vis in den kleinen grauen Ohrensesseln
    Platz zu nehmen.
    Der Raum war blaßgrün gestrichen, strikt
    geschäftsmäßig ausgestattet und wies keine persönliche
    Note auf – mit Ausnahme eines kleinen Teegeschirrs,
    das sie als Kind geschenkt bekommen hatte, auf dem
    Beistelltischchen. Wahrscheinlich behielt sie es zum
    Gedenken an ihre verlorene Unschuld. Sie hatte mir mal
    erzählt, wann immer sie sich kalt, hart und abgestumpft
    fühlte, schloß sie sich ein und veranstaltete eine
    Teestunde. Dann servierte sie sich selbst Tee und Kekse
    wie früher als Kind, bis sie die Fassung verlor und sich
    ausweinte, und im Anschluß konnte sie wieder eine
    Zeitlang ihren Geschäften nachgehen.
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    Susie war schlank und zierlich mit roten Locken und
    grünen Augen und besaß ein Lächeln, das koboldhaft
    und verführerisch zugleich war. Ihre Züge erinnerten
    mich an Renaissancegemälde. Ihre ganze Art war auf
    subtile Weise sinnlich, und ich war nie sicher, ob sie mit
    mir flirtete oder nicht. Sie sah den Leuten, mit denen sie
    sprach, direkt in die Augen und war eine so
    aufmerksame Zuhörerin, daß sie ihrem Gegenüber das
    Gefühl vermittelte, von größter Bedeutung zu sein. Ich
    konnte gut verstehen, daß Männer dafür bezahlten. Sie
    war mit einem gutaussehenden Betrüger namens Leslie
    Bosarge zusammen, seit sie sechzehn war, der hatte ihr
    ein paar Tricks beigebracht sowie die Kunst des
    Taschendiebstahls. Bo war ein Streuner und kam und
    ging, wie es ihm beliebte, was Susie ganz recht war,
    denn sie schätzte ihre Freiheit ebenfalls.
    Ihr Kleid hatte die Farbe ihrer Augen. Sie saß mit
    angezogenen Beinen auf der Couch, der linke Arm ruhte
    lässig auf der Rückenlehne. Egal, wer du warst oder in
    wen du gerade verliebt warst – in Susies Nähe verfielen
    alle unweigerlich ihrem Zauber.
    Ich sah Gael an und hoffte, daß ich nicht genauso
    albern dreinschaute wie sie, aber vermutlich tat ich es.
    »War Gene gestern da und hat dir diese Leuchte im
    Bad installiert? Ich hab‹ ihm gesagt, er soll es gleich
    machen«, raspelte Gael

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