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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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eifrig.
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    »Ja, es sieht ganz wunderbar aus.« Susie lächelte und
    zwinkerte Gael zu.
    Gael steckte sich eine Zigarette in den Mund und
    nahm eine Schachtel Streichhölzer aus einer Schale auf
    dem Couchtisch, einem Originalentwurf von Duncan
    Phyfe. Sie zündete ihre Zigarette an und nahm einen so
    tiefen Zug, daß die Spitze glühte wie eine Jungfrau nach
    dem ersten Glas Schampus. Dann schwenkte sie das
    Streichholz bedachtsam, bis es ausging. Jede ihrer
    Bewegungen war langsamer und sinnlicher als sonst.
    Bevor ich es unterdrücken konnte, entfloh mir ein
    Prusten. Ihr Blick zerschnitt mich wie ein Klappmesser
    eine Wassermelone, um sich dann wieder Susie
    zuzuwenden.
    »Ich habe mir überlegt, das Pokerzimmer oben zu
    renovieren. Ich könnte die Wand zum Zimmer nebenan
    herausbrechen und es so vergrößern. Was hältst du
    davon?« fragte Susie Gael.
    »Ich glaube nicht, daß du das tun solltest.
    Psychologisch hat der Raum genau die richtige Größe.
    Du könntest ihn aber neu streichen und dergleichen. Ich
    kann ihn mir ja mal ansehen, wo ich gerade hier bin,
    und schauen, was daraus zu machen ist.«
    Susie nickte, und federnd wie ein Panther stolzierte
    Gael hinaus.
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    Ich sparte mir die Höflichkeitsfloskeln und kam
    gleich zur Sache.
    »Ich schätze, du hast schon gehört, was mit Joe
    Mahan passiert ist.«
    »Ja. Es ist furchtbar. Wer um alles in der Welt hätte
    ihm etwas antun wollen? Ist schon bekannt, wer es
    war?«
    Ich verneinte mit einer Kopfbewegung. »Ich habe
    mich gefragt, ob er in der Nacht hier war.«
    Sie lehnte sich zurück, starrte ins Nichts und kaute
    auf der Innenseite ihres Mundwinkels. »Laß mal
    überlegen. Joe war bestimmt zwei Wochen nicht mehr
    hier.«
    Ich fiel aus allen Wolken. Soweit ich wußte, hatte er
    Susies Bordell regelmäßig aufgesucht, mit höchstens
    zwei Tagen Abstand. »Machst du Witze? Was hat er
    statt dessen getan – sich einen Staubsauger angeschafft,
    Lippen auf den Schlauch gemalt und ihn Joan getauft?«
    »Vielleicht hätte er davon mehr gehabt«, lachte Susie.
    »Er hatte eine Freundin. Um der Wahrheit die Ehre zu
    geben – er hat sie hier kennengelernt. Sie hatte seit
    ungefähr fünf Monaten für mich gearbeitet. Joe
    besuchte sie regelmäßig und beschloß, daß er verliebt
    sei. Der Trottel hat sie sogar gefragt, ob sie ihn heiraten
    will. Gott weiß warum – wenn ich letzten Sommer nicht
    so dringend Ersatz für Sandra gebraucht hätte, hätte ich
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    die Kleine überhaupt nicht eingestellt. Ich wünschte, ich
    hätte es nicht getan. Sie hat ihn nur ausgelacht und
    gemeint, sie wolle nicht in einer Absteige in der East
    Side leben und seine dreckige Unterwäsche waschen. Er
    hat sich betrunken und sie angebettelt. Es hatte ihn übel
    erwischt, den alten Dummkopf.«
    »Joes Hirn saß schon immer in seinem Schwanz. Wo
    steckt diese Verkörperung von Schönheit und Reinheit
    jetzt?«
    »Sie heißt Colette. Joe hat sie hier rausgeholt und ihr
    eine eigene Wohnung eingerichtet. Sie wollte nicht
    einmal, daß der alte Idiot bei ihr einzieht.«
    Ich war sprachlos. »Joe konnte sich nicht einmal eine
    Maus im Käfig leisten, von einer Frau in einer Wohnung
    ganz
    zu
    schweigen.
    Was
    hat
    er
    sich
    gottverdammtnochmal gedacht?«
    »Oh, er ist vor ein paar Wochen zu Geld gekommen.
    Seine reiche Tante hat den Löffel abgegeben und ihm
    alles hinterlassen. Er kam her und warf mit Geld um
    sich wie ein Seemann, der nach Jahren auf dem Wasser
    zum ersten Mal wieder festen Boden betritt. An dem
    Abend hat sie auch eingewilligt, mit ihm wegzugehen.
    Ich hab‹ wie tausend Teufel auf ihn eingeredet, die
    Finger davon zu lassen, aber er hat nicht auf mich
    gehört«, erzählte Susie ruhig. »Möchtest du vielleicht
    eine Flasche Cola?«
    163
    Ich nahm ihr Angebot gerne an. Susie ging in die
    Küche, wo sie in einer riesigen Holzwanne mit Eis
    Coca-Cola-Flaschen und Bier für ihre Kundschaft kühlte.
    Mein Mund war ausgetrocknet, und mein Gesicht fühlte
    sich an wie ein Nadelkissen. Mir war übel. Joe hatte
    keine reichen Verwandten, weder lebendige noch tote.
    Eher würde Franklin Roosevelt anrufen und mich bitten,
    beim nächsten Staatsbankett die Nationalhymne zu
    singen, als daß Joe Geld erbte.
    Susie kam mit zwei Flaschen Coca Cola. Ich nahm
    einen Schluck, um mein Hirn zu ölen, und erkundigte
    mich nach der Adresse des Mädchens.
    »Ich habe keine Ahnung. Sie kam vor ungefähr einer
    Woche vorbei, völlig neu eingekleidet, und behauptete,
    Joe

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