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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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Bemerkung darüber für einen Scherz
    gehalten. Sie klappte das Magazin auf, prüfte es durch
    und nickte mit einem Laut der Befriedigung. Ganz ruhig
    kurbelte sie das Seitenfenster herunter. Sie kletterte halb
    hinaus, so daß Kopf und Oberkörper draußen hingen
    und nur noch ihre Beine im Wageninneren steckten. Sie
    brüllte Katherine zu, schneller zu machen und die
    Schweine einzuholen.
    Ich lehnte mich zurück und zog meinen Revolver
    heraus. Ich fühlte mich wie Wyatt Earp kurz vor dem
    Showdown beim O.K. Corral.
    Wir holten auf, als mir etwas einfiel. Ich beugte mich
    zum Vordersitz vor und zerrte Gael ins Innere zurück.
    »Was zum Teufel tun wir hier? Die Scheißer haben ein
    Maschinengewehr!«
    Gael sah mich an, überlegte eine Sekunde und sagte
    ganz ruhig: »Halt an.«
    Katherine fuhr weiter, als hätte sie nichts gehört.
    »Halt die verfluchte Karre an!« schrie Gael.
    Katherine ging nicht vom Gas, und schließlich begriff
    ich, daß sie unter Schock stand und nichts wirklich zu
    ihr durchdrang. Ich rutschte hinter sie, massierte ihre
    Schultern, flüsterte ihr zu, daß alles in Ordnung sei und
    sie jetzt stehenbleiben könne. Allmählich spürte ich die
    Spannung aus ihrem Körper weichen, während ich leise
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    auf sie einredete. Im Rückspiegel sah ich, daß ihr
    Gesicht tränenüberströmt war.
    An der nächsten Ecke fuhr sie auf eine Tankstelle.
    Wir sahen zu, wie die Rücklichter des grünen Wagens
    im Regen verschwanden, dann stellte Katherine den
    Motor ab.
    Sie wandte sich Gael zu, schrie: »Brüll mich nie
    wieder an!« brach in hemmungsloses Weinen aus und
    drückte Gael an sich. »Ich dachte, du wärst tot!«
    stammelte sie nach einer Weile zwischen atemlosen
    Schluchzern.
    Lily hielt eisern meinen Arm umklammert. Wenn er
    nicht bald Blut zugeführt bekam, würde er amputiert
    werden müssen, deshalb löste ich vorsichtig ihre Finger.
    Sie war ganz steif. Aus ihren Augen starrte die blinde
    Panik eines Kaninchens, das plötzlich in grelles
    Scheinwerferlicht geraten ist. Ich nahm eine ihrer
    Hände, rieb sie und redete mit ihr. Ihre Lippen zitterten,
    und ihre schönen schwarzen Augen füllten sich mit
    Tränen.
    »Wer war dieser Mann? Warum ist das alles
    passiert?« Sie war am Rande der Hysterie, was ganz gut
    war, da es mich davon abhielt, aus dem Auto zu
    springen und wie eine Irre laut brüllend die Straße rauf-
    und runterzurasen.
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    Wir saßen eine Zeitlang wortlos im Auto, bis mir ein
    grün blinkendes Neonschild ein paar Häuser weiter ins
    Auge fiel, auf dem Liquor stand. Ich zeigte es Gael, und
    sie stieg aus und ging eine Flasche Schnaps holen.
    Ein freundlicher Tankwart in einer sauberen grünen
    Uniform kam lächelnd auf uns zu und fragte, ob wir
    Hilfe brauchten. Er schaute ins Auto, sah das Gewehr
    auf dem Sitz, putzte die Windschutzscheibe, sagte, wir
    könnten bleiben, so lange, wir wollten, und zog sich
    rückwärts in seine Tankstelle zurück. Er blieb am
    Fenster stehen und beobachtete uns vorsichtig.
    »Lieber Himmel, ich wünschte, er würde das lassen –
    ich komme mir vor wie Ma Barker«, sagte Katherine
    matt.
    Gael brachte eine Flasche Brandy, und wir ließen sie
    herumgehen, immer noch wortlos.
    Der bisherige Verlauf des Abends entsprach nicht
    unbedingt meiner Vorstellung von einer romantischen
    Verabredung. Ich fragte mich gerade, ob noch etwas zu
    retten war, als Lily sich mir zuwandte und sagte:
    »Meintest du das, als du erwähnt hast, daß dir bei
    Benny Goodman immer etwas dazwischenkommt?«
    »Sollten wir nicht irgendwo hingehen, wo sie uns
    diesen Fusel in Gläsern und an Tischen servieren?«
    schlug Gael vor, als sie mir die Flasche reichte.
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    »Ich glaube nicht, daß ich mich irgendwo blicken
    lassen kann«, sagte Katherine nach einem Blick in den
    Rückspiegel. Sie griff nach ihrer Handtasche und
    wühlte, bis sie ihre Puderdose fand. »Ich sehe
    grauenvoll aus.«
    »Grauenvoll meinst du? Du hättest den Kerl vorm
    Hotel sehen sollen«, sagte Gael und wackelte mit den
    Augenbrauen wie Groucho Marx.
    »Wohin wollt ihr denn?« fragte ich, mir selbst fiel
    kein Laden ein, in dem nicht ein Haufen von
    großmäuligen, versoffenen Pressefritzen herumsumpfen
    würde, die schlechte Witze rissen und die Hackordnung
    durchspielten.
    »Wie wäre es mit einem Jazzlokal?« regte Gael an.
    »Was Ruhiges wäre mir lieber. Mein Bedarf an Lärm
    ist für heute gedeckt«, sagte ich.
    Katherine, noch immer vor dem Rückspiegel mit
    Puder und Rouge zugange,

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