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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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hätte eine
    schreckliche Vorahnung, daß dir etwas zustößt.« Sie
    zuckte die Schultern, rollte mit den Augen und grinste
    uns an. »Wollt ihr hier warten, während wir einen
    Parkplatz suchen, und wir kommen mit ins Konzert?«
    »Sicher. Lily, das sind meine Freundinnen Gael und
    Katherine«, erklärte ich schwach. Gael war schon auf
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    dem Weg zu Katherine, die wartend im Auto saß. Lily
    sah verwundert aus, lächelte aber anmutig.
    Eine Gruppe von Leuten in Abendkleidung kam auf
    uns zu; einer war etwas zurückgefallen und lief
    schneller, um aufzuschließen. Er trug einen Mantel mit
    Schottenkaromuster und einen gelblichen Filzhut, der
    seine Augen verdeckte, aber irgendwie hatte er etwas
    vage Vertrautes an sich. Ich konnte nicht ausmachen, ob
    es an seiner Körperhaltung lag oder was sonst meine
    Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Ich sah ihn
    nachdenklich an, während die Gruppe näher kam,
    schwatzend und lachend in Vorfreude auf den
    kommenden Abend. Plötzlich begriff ich, daß der Mann
    gar nicht zu diesen Leuten gehörte, und vor meinen
    Augen griff er unter seinen Mantel und holte die längste
    Kanone hervor, die ich je gesehen hatte. Er zielte in
    meine Richtung, und in diesem Moment begriff ich, daß
    ich Cotton Peeples vor mir hatte.
    Meine Hand fuhr in meine Tasche nach meinem
    Revolver, und ich hörte, wie Katherine Gael etwas
    zubrüllte. Gael kam zurückgerannt, ergriff meinen Arm
    und zerrte Lily und mich aus der Schußlinie. Die
    Gruppe vor Cotton Peeples bemerkte, daß etwas nicht
    in Ordnung war, und lief auseinander. Ich hatte meine
    Waffe draußen und zielte, als Cotton plötzlich seine
    Kanone in die Luft warf und einen grotesken Jitterbug
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    aufs Pflaster legte. Er sah absolut lächerlich aus. Sein
    Mangel an Rhythmusgefühl war peinlich, und in meiner
    Verwirrung wünschte ich, er hätte sich mit einem
    Menuett begnügt. Seine Arme und Beine ruderten und
    flatterten durch die Luft. Es dauerte nicht länger als
    fünfzehn Sekunden, aber es schien sich in Zeitlupe
    abzuspielen. Im Hintergrund war irgendein lauter
    Trommelwirbel zu hören, bis mir schließlich klar wurde,
    daß das eine Schnellfeuerwaffe war. Ich addierte eins
    und eins und bekam zwei heraus. Jemand schoß mit
    einer Maschinenpistole auf uns.
    Gael und ich packten einander und Lily und warfen
    uns flach auf den Boden, strichen uns wie Erdnußbutter
    in die Ecke zwischen Gehsteig und Hauswand, während
    das gräßliche Dröhnen der Waffe eine Ewigkeit
    andauerte. Dann war es vorbei. Reifen quietschten, ich
    riß den Kopf hoch und sah gerade noch einen grünen
    Straßenkreuzer mit Affengeschwindigkeit die Straße
    hinunterbrettern. Ich konnte sehen, wie die kleine,
    schwarze
    Gewehrmündung
    vom
    Fenster
    ins
    Wageninnere gezogen wurde. Das Nummernschild
    konnte ich ebensowenig erkennen wie die Anzahl oder
    Identität der Insassen.
    Ich hörte jemanden schreien: »Gott verdammt!
    Himmel und Hölle!« und begriff, daß ich das war. Einen
    halben Block entfernt machte Katherine eine
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    Kehrtwendung auf zwei Rädern. Ihre Reifen kreischten,
    als sie heranschoß. Die Leute, die sich auf den Gehsteig
    geworfen hatten, standen wieder auf. Der einzige, der
    getroffen war, war Cotton, und der war mausetot.
    Angst- und Schreckensschreie hallten durch die
    Nacht. Einige Leute erbrachen sich. Cottons Blut
    vermischte sich mit dem Regen und verwandelte sich in
    eine pinkfarbene Flüssigkeit, die sich über das Pflaster
    ergoß wie ein umgekippter Singapore Sling. Katherines
    Auto kam zum Stehen, Gael rannte zu ihr.
    »Los, ins Auto!« brüllte Katherine. Ihr Gesichts war
    weiß und starr wie ein Priesterkragen. Ich griff nach
    Lily, zog sie zum Wagen und schob sie auf die
    Rückbank, während Gael vorne reinsprang.
    Katherine gab Vollgas, und wir schossen hinter dem
    grünen Wagen her, der einen guten Vorsprung hatte.
    Wir waren schon auf der Main Street, bevor es mir auch
    nur gelang, die Tür zuzuziehen. Um diese Zeit herrschte
    kein Verkehr mehr, und wir konnten die Rücklichter der
    grünen Limousine einige Häuserblöcke weiter
    erkennen. Katherine konzentrierte sich auf die
    Verfolgung und trat das Gaspedal bis zum Anschlag
    durch. Der Cadillac kam auf dem nassen Asphalt ins
    Schleudern, aber sie brachte ihn durch geschicktes
    Gegenlenken wieder unter Kontrolle. Gael faßte unter
    ihren Sitz. So lässig wie ein neues Päckchen Zigaretten
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    zog sie eine abgesägte Flinte hervor. Heilige drei Teufel,
    ich hatte ihre

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