Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Ende, »und beschaff dir endlich mal ein Leben!«
Als Mariann aus der Küche kam, hoffte Bastien, dass sein Gesicht nicht ganz so rot war wie das ihre. Er wusste nicht, warum, doch er fand sie einfach entzückend in ihrer Bäckerjacke – was nicht die günstigste Reaktion war, so, wie sie ihm begegnete.
»Das Übliche?«, fragte sie kühl und machte sich sofort an der komplizierten Kaffeemaschine zu schaffen.
»Ja, bitte«, sagte er und räusperte sich dann. »Und ein Glas Wasser dazu.«
Emiles Einwurf war zu leise, um von jemand anderem als Bastien gehört zu werden. »Sehr charmant«, bemerkte er. »Ich bin sicher, dass du sie jetzt schon beinahe hast.«
Bastien musste zugeben, dass der Spott seines Freundes durchaus berechtigt war. Wenn es so weiterging, würde Bastien zu Staub zerfallen, bevor er und Mariann Händchen halten konnten.
»Sie sehen hübsch aus heute«, entfuhr es ihm in hilfloser Verzweiflung, während seine Augen an ihrem Nacken hingen, der so herrlich schlank war und geradezu zum Beißen einlud. Er verfluchte sich innerlich und versuchte, seine Erregung zu unterdrücken. Das fehlte gerade noch, dass seine Fänge aufblitzten! »Ihr Haar, ähm, sieht sehr … locker aus.«
Der Laut, den Mariann von sich gab, war mehr ein Schnauben als ein Lachen. »›Locker‹ auszusehen ist das, was mein Haar am besten kann.«
Zu seiner Erleichterung lächelte sie jedoch, als sie den Kaffee und das Wasser vor ihn hinstellte. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, schien ihm, sah sie ihm in die Augen. Ihre waren so weich und warm, dass er darin ertrinken könnte. »Falls der Espresso Ihnen zu stark ist, Mr. Luce, kann ich noch etwas nachtröpfeln lassen.«
»Nein«, sagte er mit plötzlich sehr viel tieferer Stimme, und seine Hand legte sich ganz impulsiv auf ihre. »Ich mag es, wie Ihr Espresso schmeckt.«
Bei all ihren Begegnungen war er stets darauf bedacht gewesen, sie nicht in seinen Bann zu schlagen, weil er wollte, dass sie sich von selbst in ihn verliebte. Trotz seiner Zurückhaltung erstarrte sie jedoch bei seiner Berührung, als hätte er doch Blendwerk und Charisma wirken lassen. Ihre Pupillen erweiterten sich, ihre zarten rosafarbenen Lippen teilten sich, um Luft zu holen. Sie trug keinen Lippenstift. All ihre Farben waren die ihren, von der Röte auf ihren Wangen bis zu den winzigen Sommersprossen auf ihrer Nase.
Ich liebe dich, dachte er, und allein seine Willenskraft verhinderte, dass er es aussprach. Ich würde alles tun, um dich zu gewinnen.
»Und nennen Sie mich doch bitte Bastien«, berichtigte er sie, da ein Teil seines Gehirns noch funktionierte. »Nicht Mr. Luce.«
»Bastien«, sagte sie wie benommen.
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Sie mochte ihn für einen komischen Vogel halten, doch sie begann sich dennoch für ihn zu erwärmen. Er konnte es an ihrer Stimme hören und fühlte sich plötzlich selbstbewusst und maskulin. »Mariann«, sagte er und ließ ihren Namen mithilfe seines Akzents noch weicher klingen. »Würden Sie gern …«
Er sollte nie erfahren, ob sie seine Einladung zum Dinner angenommen hätte, denn in dem Moment wurde die Ladentür aufgerissen, und eine kurvenreiche Blondine à la Marilyn Monroe, die einen aschgrauen, eng anliegenden Anzug trug, stöckelte herein. Ein Diamant von der Größe einer Blaubeere funkelte an ihrer rechten Hand. Trotz des Windes draußen war nicht ein einziges Haar auf ihrem Kopf in Unordnung geraten, und sie sah so frisch aus, als wäre es schon zehn statt fünf Uhr morgens. Wer immer sie war, entweder stand sie früh auf, oder es steckte eine Absicht hinter diesem Auftritt.
Bei ihrem Erscheinen zog Mariann schnell ihre Hand von Bastiens zurück.
Mit einem pinkfarbenen Fingernagel zeigte die Frau auf Mariann. »Du« , sagte sie, »solltest besser aufhören, Lügen zu verbreiten.«
Mariann schob ihr festes kleines Kinn ein wenig vor. »Und welche Lügen sollten das sein? Dass du die Rezepte meines Großvaters gestohlen hast oder mit meinem Ehemann durchgebrannt bist? Du kannst ihn übrigens gern haben – mit den besten Wünschen meinerseits.«
Bastien hatte sich schon darauf gefasst gemacht, sie zu verteidigen, aber Marianns scharfe Antwort hatte ihm bewiesen, dass das nicht nötig war. Die andere Frau wäre vielleicht sogar froh gewesen, wenn er sich eingemischt hätte, denn eine ungesunde Röte stieg in ihre Wangen.
»Du warst schon immer neidisch auf mich«, warf sie Mariann jetzt vor. »Von jeher hast du deine kleinen
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