Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
gebissen habe, und möglicherweise habe ich beiläufig erwähnt, wie nett es wäre, wenn sie ihre Diebstähle zugäbe und auch in allem anderen die Wahrheit sagte.«
»Du hast einen Menschen durch Suggestivkraft dazu gebracht, die Wahrheit zu sagen.« Bastiens Ton verriet Bewunderung.
»Nun ja … aber die Sache mit dem Diebstahl der Rezepte, den sie gestehen soll, habe ich zuerst erwähnt. Sie wusste übrigens nicht, dass sie dich fast umgebracht hatte«, sagte er zu Mariann. »Sie dachte, sie hätte dich nur für eine Weile ausgeknockt.« Emile zwinkerte Mariann zu. »Sie ist von Neid zerfressen, falls es dich interessiert. Im Stillen hält sie dich ganz offenbar für unzerstörbar.«
»Tja«, meinte Mariann angesichts dieser Ironie des Schicksals nur und legte eine Hand an ihre Brust. Weil Arabella so versessen darauf gewesen war, ihre Lüge zu untermauern, war Mariann jetzt praktisch unzerstörbar.
Nachdem die Werbung vorbei war und die Kochshow begann, sah Mariann ihre kühnsten Träume von Rache und Vergeltung in Erfüllung gehen. Arabella gestand nicht nur, den Ruhm für Daniel O’Faolains Lebenswerk eingeheimst zu haben, sondern fühlte sich auch genötigt, ihre nicht sehr schmeichelhaften Ansichten über ihre Produzenten, ihre Assistentin und ihr »glotzäugiges Publikum« zu offenbaren. Als sie die bedauerlichen Unzulänglichkeiten ihres Verlobten im Bett zu beschreiben begann, entwickelte der Sender unerwartete technische Schwierigkeiten, und der Bildschirm wurde schwarz. Irgendwann kehrte das Bild zurück, doch da wurde die Wiederholung einer Kochshow von Jamie Oliver gezeigt.
Emile stellte das Gerät schnell ab.
»Wow«, entfuhr es Mariann. »Arabella tut mir beinahe leid. Sie wird es verdammt schwer haben, sich aus diesem Grab wieder herauszuschaufeln.«
Emile zuckte mit den Schultern. »Keine Bange. Ich bin nicht der beste Manipulator. Die Wirkung müsste innerhalb eines Monats nachlassen.«
»In einem Monat!« Mariann konnte gar nicht anders, als zu lachen. »Danke, Emile. Das war das zweitschönste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
»Ich habe auch dein Buch hier, falls du es willst.« Er grinste über ihren entzückten Aufschrei. »Du darfst mich gern küssen, wenn du willst. Hier auf die Wange.«
Sie spürte, wie Bastien sich entspannte, als Emile die Stelle präzisierte, doch ein Kuss war nicht genug für sie. Sie umarmte seinen Freund anschließend mit ihrer ganzen neuen Upyr- Kraft. Und dabei schoss ihr eine sehr lebhafte Szene durch den Kopf, in der sie sich das Rezeptbuch an Heather übergeben sah. Die Idee erfüllte Mariann mit mehr Freude, als sie je gedacht hätte.
Vielleicht wurde es Zeit, Opas Vermächtnis mit jemandem zu teilen.
»Uff«, beschwerte Emile sich lachend. »Und willkommen, süße Mariann, in Bastiens Rudel!«
»In meinem inoffiziellen Rudel«, berichtigte Bastien.
»Das denkst du aber auch nur, mon cher ami . Ulric, unserer früherer Rudelführer, und ich hatten eine kleine Unterhaltung, bevor du und ich Schottland verließen. Danach hat Ulric mit dem Rat gesprochen, und dir wurde die Bewilligung erteilt, in voller Machtbefugnis als Ältester zu handeln. Sie haben gestern Abend per E-Mail die Bestätigung geschickt.«
Bastien sah wie vom Donner gerührt aus. »Das hast du in die Wege geleitet? Für mich?«
»Natürlich. Denkst du, ich wollte mich von jemand anderem herumkommandieren lassen als von dir?«
Bastien rieb sich die Stirn. »Ich bin ein Ältester. Ich! Und befugt, mein eigenes Rudel zu führen.«
»Du hättest längst eins führen können«, erinnerte ihn Emile. »Mit oder ohne deren Zustimmung. Du hättest nur dir selbst vertrauen müssen. Aber andererseits hast du dir ja schon vertraut, als du den Entschluss trafst, Mariann zu verwandeln.«
»Du hast ihnen doch wohl hoffentlich nichts davon erzählt!«
Emile beruhigte ihn mit einem Kopfschütteln. »Ich bin schließlich nicht verrückt. Soll der Rat ruhig glauben, dass er die Macht besitzt, Ja oder Nein zu sagen. Du bist übrigens erst heute verwandelt worden«, erklärte er Mariann, »für den Fall, dass jemand fragt.«
»Habe ich nur den Eindruck«, erwiderte sie, »oder ist unser Rudel wirklich noch sehr klein?«
Bastien lachte und küsste sie geräuschvoll auf den Mund. »Was für eine ehrgeizige Upyr du bist! Du denkst schon jetzt wie meine Königin.«
»Moment mal«, protestierte sie. »Ich habe nicht gesagt, dass ich irgendjemandes …«
Er hob sie auf und küsste sie noch
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