Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
ist es, was es so erstaunlich macht.«
»Ich hätte Guinevere nicht gleichgültiger sein können, und das weißt du ganz genau. Sie wollte dich nur zwingen, den Treuebund mit ihr einzugehen.« Ursprünglich hatte der Hochkönig es abgelehnt, sich auf eine dieser neuen telepathischen Beziehungen einzulassen, weil er der Meinung war, dass seine Frau auch so schon genug Macht über ihn besaß. Um Artus zum Handeln zu zwingen, hatte Guinevere Lance verführt. Und Lance, dessen Vampirnatur damals noch neu für ihn war, hatte der Frau, die er liebte, nicht widerstehen können. Er war verdammt naiv gewesen. »Ich bedeutete ihr damals nichts, und ich bedeute ihr auch heute nichts … Oh, verdammt, warum erzähle ich dir das eigentlich?«, rief Lance und schwenkte angewidert die Hände. »Du bist mit ihr im Treuebund vereint. Du hast an ihre Seele gerührt und bist geistig mit ihr verbunden, in einer Vereinigung, die niemand brechen kann. Du weißt also ganz genau, was zwischen uns geschehen ist.«
Artus bleckte die Zähne. »Oh, ja. Bis ins kleinste Detail.«
»Ich habe dich schon so oft um Verzeihung gebeten, dass ich den Überblick verloren habe. Was zum Teufel willst du sonst noch?« Lance sprang auf, als sein Ärger mit ihm durchging. »Mich zum Kampf herausfordern? Gut, dann werde ich kämpfen. Ich werde mich sogar von dir töten lassen. Das wäre es mir wert, um nicht mehr von dir genervt zu werden.«
Artus starrte mit ausdrucksloser Miene zu ihm auf. »Aber wenn ich dich töte, wer wird dann Grace Morgans Gabe wachrufen?« Ein kleines, kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. »Immerhin gibt niemand eine so gute … wie war das Wort noch? Ach, ja, … Edelnutte ab.«
Statt seinen Lehnsherrn zum Duell zu fordern, stieß Lance nur die Faust in die Luft und schlug in einer Geste, die er vor Jahren in Italien gelernt hatte, mit der anderen Hand auf seinen Oberarm. Ohne Artus’ Erstaunen über diesen Ausraster zu beachten, drehte er sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Auf dem Weg hinaus kam er an Reece Champion und Foster vorbei, die vor dem dicken, hochempfindlichen Wälzer standen, der Merlins Grimoire oder Zauberbuch war. Das Bild eines Mannes und einer Frau, die beide kaum älter als siebzehn zu sein schienen, schwebte über den Seiten.
» Das sind Merlin und Nimue?«, fragte Foster, während er schockiert das dreidimensionale Bild anstarrte. »Und sie waren Außerirdische von einem anderen Planeten?«
»Aus einer anderen Welt im Mageverse«, antwortete das Buch. »Oh, da ist ja Lancelot – hast du Grace Morgan schon verführt?«
Lance schnaubte nur statt einer Antwort und ging weiter.
»Hey, ist er nicht derjenige, der Artus’ Frau vernascht hat?«, hörte Lance Foster flüstern, bevor er die Tür zuschlug.
Lance hatte Morganas neues Chateau nie gemocht. Sie hatte es vor vierhundert Jahren aus Mageverse-Energien geschaffen, und er hatte sich nie daran gewöhnen können. Ihr früheres Haus war im Stil einer römischen Villa erbaut gewesen, deren kühle, elegante Mosaiken und Fresken eine willkommene Erinnerung waren an eine Zeit, in der sie alle noch menschlich gewesen waren. Dieses neue Haus dagegen war mit Kunstwerken gefüllt, die sie während der italienischen Renaissance in Auftrag gegeben hatte, und mit handgewebten Teppichen, Tapisserien und pompösen französischen Antiquitäten eingerichtet. Auf dem Weg durch die gewölbeartigen Räume sah Lance keinen einzigen Sessel, der so aussah, als könnte er sein Gewicht aushalten.
Nicht, dass das Dekor Lance auch nur im Geringsten interessierte, solange er bei jedem Atemzug den berauschenden Duft der Maja atmete. Er kämpfte gegen die Lust an, die mit jedem Atemzug in ihm aufstieg, und verfluchte im Stillen seinen nicht zu bändigenden Trieb. Nur ein Narr ging mit einer Erektion zu Morgana Le Fay. Wie Guinevere würde sie nicht zögern, ihn damit zu manipulieren. Und was das anging, hatte er seine Lektion gelernt.
Er war nicht überrascht, als ihre jüngste Duftspur ihn über einen mit Marmoreinlegearbeiten versehenen Korridor zu ihrem Schlafzimmer führte. Wahrscheinlich ruhte sie auf ihrem samtenen Himmelbett und trug nichts als ihr endlos langes Haar und ein herauforderndes Lächeln im Gesicht. Morgana liebte sofortige Ergebnisse und neigte dazu, ihn zu bestrafen und zu ärgern, wenn sie sie nicht bekam.
Erstaunlicherweise war das Schlafzimmer diesmal leer. Als Lance durch die Glastüren blickte, entdeckte er Morgana auf dem Balkon, von dem aus
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