Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
noch viel zu warm unter der schusssicheren Weste, die sie die ganze Nacht getragen hatte, und ihre Hüften schmerzten von dem Gewicht ihres Gürtels mit der Ausrüstung. Sie wollte nur noch in eine Wanne mit heißem Wasser steigen und sich mindestens eine Stunde lang darin entspannen.
Sie erkannte jedoch sofort, dass ihr Wunsch sich nicht erfüllen würde, als sie die Haustür öffnete und den Geruch von bratendem Fleisch bemerkte. Irgendetwas zischte in der Küche. Und obwohl Grace schon zu wissen glaubte, wer der »kulinarische« Einbrecher war, zog sie die Waffe, bevor sie auf die Küche zuging.
Lance blickte von dem Glas Champagner auf, das er gerade einschenkte, als sie mit ihrer Smith & Wesson auf die Stelle zwischen seinen Augen zielte. Er trug nur eine schwarze Hose und einen lose zusammengebundenen Morgenmantel. Zwischen den samtenen Aufschlägen des Kleidungsstücks war ein Streifen seiner braun gebrannten, muskulösen Brust zu sehen.
»Sieh mal einer an«, sagte sie und schaffte es trotz des verführerischen Anblicks, ihrer Stimme einen scharfen Tonfall zu verleihen. »Da steht ein halb nackter Vampir in meinem Haus. Vielleicht sollte ich ihn erschießen.«
Ein leises Lächeln huschte über Lance’ Lippen. »Ich fand schon immer, dass eine Frau mit einer Waffe etwas Erotisches hat.«
»Falls in dieser abartigen kleinen Fantasie auch eine Reitpeitsche vorkommt, will ich nichts darüber hören.« Mit einem ärgerlichen Schnauben steckte sie die Waffe wieder ein. Sie hätte wissen müssen, dass sie Lancelot du Lac nicht täuschen konnte. »Wie geht es Mrs. Lacey?«
»Sie ist sauber, wird gut ernährt und gewöhnt sich prima ein.« Er kam um die Kücheninsel herumgeschlendert und reichte Grace ein Glas Champagner. »Ich habe nach ihr gesehen, bevor ich heute Abend herkam. Auch Galahad war zu einem Besuch vorbeigekommen. Sie strahlte richtig.«
»Wie edel von ihm!«, sagte Grace und kräuselte die Lippen. »Ein Jammer nur, dass sie all diese Jahre in bitterer Armut leben musste, bevor er sich dazu herabließ, ihr ein bisschen Aufmerksamkeit zu widmen.«
»Wenn man so viele Kinder gezeugt hat wie wir in über sechzehnhundert Jahren, verliert man leicht den Überblick«, erwiderte Lance milde und griff nach seinem Glas.
»Weißt du, neulich hat mir ein Crackdealer genau das Gleiche gesagt. Bis auf die Sache mit den sechzehnhundert Jahren selbstverständlich.« Sie trank einen Schluck von dem Champagner und war nicht überrascht herauszufinden, dass es ein Dom Perignon war. Die Tafelrunde hatte teure Vorlieben. »Er war sehr stolz darauf, dass er all seinen Kindern ein Mal im Jahr Schuhe kaufte.« Grace machte eine Kunstpause. »Wenn ich es mir recht überlege, ist er euch allen damit sogar einen Punkt voraus.«
»Touché.« Eine unmerkliche Bewegung löste die Schleife seines Gürtels, und der Morgenmantel klaffte auf und enthüllte noch mehr von Lance’ atemberaubendem Oberkörper. Die ausgeprägten Brust- und Bauchmuskeln dort sahen aus, als hätte Gott persönlich sie geformt. Das junge Mädchen irgendwo in Grace, das seinen gut aussehenden Retter angehimmelt hatte, brannte darauf, seine Hände über diese Brust gleiten zu lassen.
Verdammt, dachte Grace. Wenn ich für jeden Traum, der so begonnen hat, einen Dollar bekommen hätte, wäre ich eine reiche Frau. Lord Lancelot, mit nackter Brust und auf Verführung aus …
Leider war er mehr interessiert daran, Morganas schmutzige Pläne zu verwirklichen, als Grace’ Teenagerträume Wirklichkeit werden zu lassen. Unwillkürlich schloss sie die Hand noch fester um das Glas und trank einen weiteren Schluck daraus. »Hübsches Sixpack. Du wirst sehr beliebt sein im Gefängnis. Für Einbruch ersten Grades kann man bis zu zwanzig Jahre kriegen in diesem Staat.«
Träge senkten sich Lance’ Lider, und Grace fiel wieder einmal auf, dass seine Augen die Farbe warmen Sherrys hatten. »Ich kann schon deine Aussage hören … ›Euer Ehren, er hat sich Zutritt zu meinem Haus verschafft und Filet Mignon und Artischockenherzen für mich zubereitet.‹ Die Schlagzeilen werden ein bisschen komisch aussehen, meinst du nicht?«
»Nicht so komisch wie die, nachdem du beim Herumkauen an irgendeinem schmierigen Mitgefangenen im Knast erwischt wurdest.«
Er schaffte es, auf eine Art zu lachen, die verführerischer war als die Nacktheit eines anderen Mannes. »Ich würde nie einen Knast von innen sehen, und das weißt du auch. Unsere Anwälte würden O. J. Simpsons
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