Heißes Eisen
Bericht. Er war nicht erfreut.
»Glaubst du, ich wäre es, Lachsack?«
Hauptmann Block ist zu selbstsicher geworden. Diese Handlung war verfrüht. Seine Organisation kann die Gilde nicht mal herausfordern, wenn sie im Umbruch ist, ganz gleich, wie verbreitet diese Geheimpolizei auch sein mag. Ich glaube nicht, daß seine Männer während einer Krise loyal bleiben. Korruption hat ihre eigene Triebkraft.
»Historische Triebkraft?« Wenn er anfängt, solche Begriffe zu benutzen, wird es Zeit, in Deckung zu gehen. Ein gewaltiger, salbungsvoller Hieb eines seiner drei Hirne steht dann unmittelbar bevor.
In der Angelegenheit Mr. Amato: Seine Ängstlichkeit ist unerträglich. Wenn du ihn das nächste Mal siehst, bitte ihn doch, hier vorbeizukommen.
Mein Partner ist wirklich ein häuslicher, guter alter Knabe. Ich knurrte wütend. Drei Tage hatte ich damit verbracht, mich durch verflossene Jahrhunderte zu wühlen, und er zeigte nicht das geringste Interesse daran.
Er war ein Meister im Ignorieren. Was die Zauberer Candide und Drachir angeht, sollten wir entsprechende Fachleute konsultieren.
»Ich habe bereits Experten gefragt, Komiker.«
Linguisten und Generalisten. Beide Namen rufen vage Erinnerungen hervor, aber keine konkreten Bilder. Ich fürchte, sie lebten vor meiner Zeit. Ich bin der Meinung, daß Block seine Spezialzelle für unseren Spezialmörder hätte reservieren sollen.
Er sprang von einem Thema zum anderen. »Wahrscheinlich. Es wird ein ziemlich sicheres Gefängnis brauchen, denjenigen zu verwahren, der den Fluch trägt.«
Bis wir kompetente Hexenmeister auf den Fluch ansetzen können.
Plötzlich wurde der Tote Mann verlegen. Sein unsicheres Zögern verblüffte mich, weil ich mir keine Situation vorstellen konnte, in der er etwas vor seinem Seniorpartner hätte verbergen müssen.
Was nun Miss Altmontigo angeht... Er machte eine Pause, als überlege er, wie er mir am besten einen Unsinn unterjubeln könnte, der so haarsträubend war, daß ihn nicht mal ein Debiler geglaubt hätte. Ihr Stiefvater hat mich besucht. Es war ein ausgesprochen turbulenter Austausch.
»Kann ich mir denken.« Man weiß ja, wie Väter werden können, wenn es um ihre Töchter geht.
Er mußte sich den Tatsachen stellen.
»Heißt das, mein angeblicher Partner hat ihn ausgesessen, weil er im Gegensatz zu ihm nur eine beschränkte Lebensdauer hat und merkte, wie ihm die Zeit davonlief?«
Das heißt, ein ständiges Bombardement mit Fakten zwang ihn zu einer kooperativen Haltung.
»Soll heißen, du hast den Namen des Prinzen in die Waagschale geworfen.«
Der eigentliche Schlüssel war meine Beobachtung, daß er keine gesetzliche Handhabe mehr auf Miss Altmontigos Person hat, sondern nur auf ihr Vermögen.
Ich runzelte die Stirn. Jedesmal, wenn er »Miss Altmontigo« sagte, stotterte er, mental natürlich. Aber dann konzentrierte ich mich auf seine Bemerkung.
Aus Gründen, die mir schleierhaft sind, geht das Eigentumsrecht in Karenta davon aus, daß Frauen nicht mal soviel Verstand wie eine Gans haben. Das Gesetz gewährt Ehemännern und Vätern das Vetorecht für alle geschäftlichen Transaktionen, selbst wenn sie sonst keinen Anspruch auf Geld oder Eigentum haben. Ich nehme an, daß es die dummen Gänschen davor bewahren soll, alles an Sekten und/oder Männer zu verschenken. Nur eine Witwe darf Verträge mit ihrem eigenen Namen unterschreiben. Vermutlich nutzt sich der gesunde Menschenverstand im Bett ab.
Ich habe ihn davon überzeugt, daß sie ihn bezüglich des Vermögens ausschalten könnte. Ihr gehört ein großer Batzen Gold. Sie hat es von seiner Großmutter mütterlicherseits geerbt, die so etwas wie eine aktive Feministin war. Er verwaltet das Vermögen, wobei ein recht ansehnlicher Profit für ihn herausspringt.
Er hatte eine Laterne vor das Hintertürchen gehängt. Eine volljährige Frau darf ohne Erlaubnis heiraten. Sie könnte auch einen sterbenden – oder toten – Mann heiraten, der keine Erben hat, und sich so rasch zur Witwe machen. Das passiert zwar nicht sehr oft, aber wenn doch und wenn es dann noch um ein Vermögen geht, wird der Fall zu einem öffentlichen Interesse. Zeugen verkaufen ihre Aussagen an den Höchstbietenden. Man kann sich die Anwälte vorstellen. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, reißen sie sich unter den Nagel. Und es ist nicht niet- und nagelfest, was man mit einem Stemmeisen losbrechen kann.
»Du bist ja zu Hause.« Belinda kam unaufgefordert herein und blickte zum Himmel.
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