Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
hinter dem Geld.«
    »Wie lange braucht man mit einem schnellen Wagen von Zürich bis Locarno?«
    »In der Hauptreisezeit mindestens fünf Stunden. Vermutlich aber weit länger.«
    »Wie könnten wir Linsenbusch überrunden?«
    Seligmann sah auf die Uhr: »Wenn wir in 50 Minuten am Züricher Hauptbahnhof sind, erreichen wir den TEE nach Mailand und steigen in Lugano aus, wo mein Wagen steht. Kommen Sie«, drängte er, stand auf und bat den Ober, die Rechnung an seine Firma zu senden.
    Zehn Minuten vor Zugabfahrt trafen die ungleichen Bundesgenossen am Bahnsteig ein. Kurz nach 17 Uhr erreichten sie Lugano, und eine knappe Stunde später stiegen sie in Locarno vor dem ›La Palma‹ aus dem Wagen. Sie postierten sich in der Halle des großzügigen Hotels und wählten einen Platz, von dem aus sie den Eingang unter Kontrolle hatten. Seligmann trug eine große Sonnenbrille und organisierte sich eine Zeitung, hinter der er sein Gesicht verstecken konnte. Die Schlagzeile sprang Feller ins Gesicht: »Oberbundesanwalt in Karlsruhe wegen seiner Verstrickung in die NS-Rechtsprechung zum Rücktritt gezwungen.« Es erklärte, warum Männer wie Linsenbusch über eineinhalb Jahrzehnte unbehelligt im Untergrund leben konnten, wenn ihr oberster Verfolger – wenn auch nur peripher – zu ihnen gehört hatte.
    Sie schwiegen und warteten, warteten und schwiegen. Die Zeit nahm sich Zeit und verging sich an ihren Nerven. Gegen 20 Uhr zeigte Seligmann erste Anzeichen von Misstrauen, und eine Stunde später wurde auch der New Yorker Anwalt unruhig – aber er konnte sich auf Babs verlassen. Sie wußte, wo er wohnte und hatte sich – via Vollmer – mit Sicherheit davon überzeugt, daß für Linsenbusch und seine Begleiterin ein Quartier im ›La Palma‹ reserviert war.
    Sie saßen verdächtig lange in der Halle, aber eine lärmende amerikanische Reisegruppe war angekommen, Golfer, die morgen ein internationales Turnier in Ascona austrugen. Sie waren laut und fröhlich und brachten die Kellner so durcheinander, daß sie sich nicht weiter fragten, warum zwei große Schweiger stundenlang in der Halle saßen und immer wieder nach dem Eingang sahen und einer von ihnen unentwegt Zeitung las – noch dazu mit Sonnenbrille – deren Inhalt er längst auswendig gelernt haben mußte.
    Um 22 Uhr 11 hielt ein weißer Porsche mit einer Essener Nummer vor dem Portal. Ein Page stürzte sich auf das Gepäck, und hinter ihm erschien ein großer, hagerer Mann neben einer auffallenden, höchstens halb so alten Blondine. Schon beim ersten Blick erkannte Feller Lydias Entwurf Nummer drei, der beinahe so brauchbar war wie eine Fotografie jüngsten Datums, er saß so, daß er Saumweber-Seligmann von der Seite aus beobachten konnte und destillierte aus einem Mienenspiel wieder erkennen, Angst, Hass, Schläue und Gier.
    »Ist das nun Ihr Studienfreund?«
    »Kein Zweifel«, erwiderte der Waffenhändler. »Das ist er.« Er grinste schleimig: »Und diese Blondine ist gewissermaßen seine Erkennungsmelodie. Der Bursche hat sich nicht geändert.«
    »Dann wäre ich an Ihrer Stelle verdammt vorsichtig«, riet ihm der Amerikaner und verfolgte, wie der Abtrünnige, der sich einst rechtzeitig auf die Siegerseite geschlagen hatte, Linsenbusch nachsah, als nähmen seine Augen Maß.
    Der Ankömmling trug sich an der Rezeption ein, während seine angebliche Ehefrau mit dem Gepäckträger schon nach oben vorausging. Linsenbusch sah sich flüchtig um und folgte ihr, ohne den Mann zu beachten, der sein rotangelaufenes Milchgesicht hinter einer Zeitung versteckte.
    »So«, sagte Feller. »Jetzt sind Sie an der Reihe.« Er erhob sich. »Ich habe Sie zu Ihrem Kombattanten geführt. Nun zeigen Sie mir sein Geldversteck.«
    »Wird sofort erledigt«, entgegnete Saumweber und erhob sich ebenfalls. »Ganz in der Nähe. Wir brauchen keinen Wagen.«
    Sie gingen an der Seepromenade entlang, erreichten die schöne alte Piazza Grande, bogen in eine Seitengasse ein und standen vor einem neumodischen Palast der Privatbank Hämmerli & Mezenthin.
    »Hier«, sagte Saumweber-Seligmann. »Außerhalb der Kassenstunden droht keine Gefahr. Aber morgen früh erscheint er hier, so sicher wie der Wolf in der Fabel und holt sich die Beute.«
    »Bestens«, entgegnete Feller. »Ich behalte Linsenbusch im Hotel im Auge und Sie beschatten den Bankeingang. Hier treffen wir wieder zusammen, und wenn unser Mann das Gebäude mit dem Geld verläßt, nehmen wir ihn in die Zange.«
    Einen Moment lang hatte

Weitere Kostenlose Bücher