Heißes Versprechen
miteinander besprechen könnten. Ich muss ihm wohl gesagt haben, dass ich an Anteilen an dem Kanalbauprojekt interessiert wäre. Als Nächstes befanden wir uns in der Kutsche. Und dann in der Gasse.« Glenthorpe hob den Kopf, um Artemas anzusehen. »Dort wurde mir klar, dass etwas nicht ganz stimmte, aber ich wusste nicht, was ich dagegen unternehmen sollte. Mein Kopf war wie umnebelt.«
»Er hat Ihnen eine Droge eingeflößt«, bemerkte Bernice.
»So muss es wohl gewesen sein«, murmelte Glenthorpe.
»Er hat Ihnen nicht gesagt, wo er wohnt?«, hakte Artemas nach. »Welche Kaffeehäuser er besucht? Hat er ein Bordell oder eine Gaststätte erwähnt?«
»Ich erinnere mich nicht ...« Glenthorpe brach ab und brütete vor sich hin. »Warten Sie, ich glaube, er sagte etwas, als wir an einer Gaststätte vorbeifuhren.« Artemas baute sich vor ihm auf. »Was hat er gesagt?«
Glenthorpe sackte auf seinen Stuhl zurück und schluckte mehrmals. »Ich ... ich glaube ihm versichert zu haben, mich sehr über seine Bekanntschaft zu freuen, da ich dringend einer guten Geldanlage bedürfe. Ihm war meine schlechte Finanzlage bekannt. Ich erkundigte mich, woher er das wisse.«
»Welche Erklärung hat er Ihnen gegeben?«, fragte Artemas.
»Er sah aus dem Fenster auf die Lichter der Gaststätte und meinte, es sei erstaunlich, was man lernen könne, wenn man die schäbigsten Etablissements Londons aufsuche.«
»Hat er sonst noch etwas gesagt? Hat er erwähnt, welche Gaststätten er selbst aufsucht? Hat er irgendeinen Anhaltspunkt gegeben, wo sein Domizil ist?«
Glenthorpes Gesicht verzerrte sich angestrengt. »Nein, seine Anschrift hat er nicht erwähnt. Warum sollte er auch? Aber als wir durch den kleinen Park fuhren, bemerkte er, er sei in diesem Teil der Stadt aufgewachsen.«
Madeline und Artemas tauschten wissende Blicke. Dann sah sie Glenthorpe an. »Was hat er über seine Vergangenheit erzählt?«
Glenthorpe starrte erneut auf das Teppichmuster. »Nicht viel. Nur irgendetwas darüber, wie er und sein Halbbruder in einem bestimmten Park früher zusammen gespielt hätten.«
»Goldenes Haar. Blaue Augen. Und Gesichtszüge, die einem romantischen Dichter gehören könnten.« Madeline zitterte, als sie sich von Glenthorpe entfernte und vor dem Kaminfeuer stehen blieb. »Er und sein Halbbruder haben einst zusammen in jenem Park gespielt.«
»Die Familienähnlichkeit würde erklären, weshalb Linslade ihn für Renwick hatte halten können.« Artemas hielt beim Einschenken seines Weinbrands neben ihr inne und sah sie an. »Es erklärt auch, weshalb er sich Ihnen gegenüber nicht zeigt. Er mag Renwick ähneln, doch Zwillinge waren sie nicht. Sie sagten, Renwick habe niemals einen Halbbruder erwähnt?«
»Nein.« Sie schüttelte gereizt den Kopf. »Wie gesagt, Renwick hat mich vom Tag unserer ersten Begegnung an belogen. Er erzählte uns, er sei in Italien groß geworden und sei Waise.«
»Deveridge hatte sich offenbar der Strategie der Täuschung verschrieben. Er hat eine gänzlich neue Vergangenheit für sich selbst gefunden. Er muss ein sehr geschickter Lügner gewesen sein, um Ihren Vater zu täuschen.« Artemas zögerte. »Und Sie.«
»Es war meine eigene Schuld.« Sie ballte eine Hand zur Faust. »Wenn ich mich nicht so vorschnell einem blinden Impuls hingegeben und das Gefühl für dauerhafte Zuneigung gehalten hätte, so wäre mir schon bald aufgefallen, welch ein Scharlatan er war.«
»Allerdings. Solche plötzlichen Eingebungen verursachen immer wieder Ängste.«
Sie musterte ihn verstört. »Meine Einfalt amüsiert Sie, Sir?«
Er lächelte kaum merklich. »Sie sind sich selbst gegenüber allzu streng, Madeline. Sie waren eine leichtgläubige, unerfahrene Frau, die sich von ihrer ersten ernsthaften Verliebtheit hat mitreißen lassen. Ein jeder von uns hat sich früher oder später von derartig plötzlichen Entscheidungen leiten lassen.«
»Nur wenige jedoch haben einen so hohen Preis dafür zahlen müssen«, flüsterte sie.
»Das will ich nicht in Abrede stellen. Andererseits sehen sich auch nur wenige junge Damen einer solch cleveren Schlange wie Deveridge ausgesetzt.«
Sie starrte in die Flammen. »Sie dürfen sich glücklich schätzen.«
Er setzte das Glas ab und trat hinter sie. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich um, so dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu schauen. »Das Wichtigste ist, dass Sie es sich nicht gestattet haben, sich von Deveridge täuschen zu
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