Heißes Versprechen
Hand und begann ihre Finger abzuzählen. »Erstens hast du ihn gebeten, dir mit deinem Problem behilflich zu sein. Zweitens hat er eingewilligt, es zu tun.«
»Und daraus hast du geschlossen, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen?«
»Ja.«
Madeline schüttelte den Kopf. »Das ist die unsinnigste, lächerlichste Annahme, die mir je zu Ohren gekommen ist. Wie konntest du nur auf Grund derart schwacher Beweise zu dieser Schlussfolgerung gelangen?« »Habe ich denn Unrecht?«
»Ich habe ihn um seine Hilfe gebeten, weil wir die Dienste eines Mannes benötigten, der die Gedanken eines in Vanza ausgebildeten Menschen nachvollziehen kann. Herr Hunt hat sich dazu bereit erklärt, weil er wiederum Papas Journal haben möchte. Es war eine ganz gewöhnliche geschäftliche Abmachung, mehr nicht.«
»Ganz wie ich dachte. Du hast eine Affäre mit ihm.«
Madeline trommelte mit den Fingerspitzen auf ihren Schreibtisch. »Ganz so einfach, wie du zu denken scheinst, ist es dann doch nicht,Tante Bernice.«
»Meine Liebe, durch deine Stellung als Witwe bist du eine Frau von Welt, ob du dich nun als eine solche fühlst oder nicht. Ich würde mir nicht herausnehmen, dir Ratschläge zu erteilen.«
»Ha! Dabei weißt du genau, dass du nicht zögern würdest, genau das zu tun.«
»Das stimmt. Wie ich schon sagte, möchte ich dir keine Ratschläge erteilen, doch solltest du eines bedenken.«
Augenblicklich war Madeline auf der Hut. »Und das wäre?«
»Du meintest, er habe dem Handel zugestimmt, weil er Wintons Journal haben möchte.«
»Richtig.«
»Er ist ein Meister des Vanza.«
»Das ist just der Grund, weswegen ich ihn eingestellt habe.«
Bernice betrachtete sie mitleidig. »Wirklich, Madeline, du bist eine intelligente Frau. Wie kannst du nur etwas übersehen, was derart ins Auge sticht?«
»Was sticht denn so verdammt ins Auge?«
»Herr Hunt hatte keine Not, dein Angebot anzunehmen, um an das Journal zu kommen. Erinnerst du dich nicht? Du hast selbst gesagt, mit seinen Fähigkeiten könne er sich auch ohne deine Zustimmung dieses Buches bemächtigen.«
»Ha!« Ein Gefühl des Triumphes durchflutete Madeline. »Genau darin irrst du dich. Ich habe über diese Sache nachgedacht. Es will mir scheinen, dass Herr Hunt sehr wohl weiß, wenn er das Journal entwenden würde, sich daraus ernste Risiken für seine Person ergäben.«
»Welche Risiken?«
»Nun, dass ich mich in der Art revanchieren würde, seinen Besitz der Vergnügungspavillons öffentlich zu machen natürlich. Er kann das Risiko nicht eingehen, dass die ganze Stadt von seiner Tätigkeit als Geschäftsmann erfährt. Begreifst du jetzt? Er hatte gar keine andere Wahl, als mit mir ein Abkommen zu schließen.«
Bernice schwieg und musterte sie eingehend.
Madeline begann nervös zu werden. »Was ist denn? Was denkst du?«
»Du weißt ebenso gut wie ich, wenn es seinem Wunsch entsprochen hätte, so hätte er einen Weg finden können, um sicherzustellen, dass du seine Geheimnisse nicht der Welt preisgibst.«
Madeline erstarrte. Ein nervöser Schauer durchzuckte sie. Sie betrachtete das geheimnisvolle Bändchen, an dem sie gearbeitet hatte, und schaute blind auf den roten Kalbsledereinband, während in ihrem Kopf ein einziges Durcheinander herrschte. Bernice hatte Recht.
Nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte, blickte sie in Bernice’ sorgenvolle Augen auf. »Du magst Recht haben, dass er uns nicht deswegen hilft, weil es seine einzige Möglichkeit wäre, an das Journal zu gelangen. Wenn dem jedoch so ist, so müssen wir einem noch viel unangenehmeren Problem ins Auge sehen, nicht wahr?«
Bernice blickte sie fragend an. »Und was wäre das, meine Liebe?«
»Wenn er uns nicht wegen des verdammten Journals hilft, weswegen hilft er uns dann?«
»Das sagte ich dir doch gerade schon, meine Liebe. Ich denke, es gefällt ihm, den Helden zu spielen.«
»Wenn er sich zu mir hingezogen fühlt, so hat das mit der Sache rein gar nichts zu tun«, erwiderte Madeline bestimmt. »Es bietet keine Erklärung dafür, weswegen er uns zu Hilfe gekommen ist. Schließlich würde ein Meister des Vanza es sich niemals gestatten, sich von seinen körperlichen Leidenschaften leiten zu lassen.«
Bernice schien belustigt. »Ich an deiner Stelle würde nicht davon ausgehen, dass ihre Ausbildung durchweg immer erfolgreich war. Körperliche Leidenschaften können sich als ausgesprochen mächtig erweisen.«
Madeline schüttelte bedächtig den Kopf. »Artemas würde es sich
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