Heisskalte Glut
in
der Nähe von Gray niederlassen. Die damit verbundene Gefahr bereitete ihr
schlaflose Nächte. Doch abgesehen davon, daß sie herausfinden wollte, was damals
seinem Vater zugestoßen war, mußte sie sich auch ein paar Dämonen stellen, von
denen Gray der größte war. Auf diese oder jene Art hatte er sie fast ihr ganzes
Leben lang gequält. Was ihn betraf, so war sie immer noch in dem kindlichen
Gefühlswirrwarr von damals gefangen. In ihrem Kopf war er überlebensgroß und
mächtig. Er besaß die Macht, sie zu zerstören oder sie zu bestätigen. Ihre
letzte Begegnung hatte nicht dazu beigetragen, diesen Eindruck zu verwässern.
Sie mußte lernen, ihn als ganz normalen Menschen zu sehen. Sie wollte ihm auf
gleichberechtigter Basis begegnen und nicht als ein verletzliches,
verängstigtes kleines Mädchen. Sie wollte nicht, daß er diese Macht über sie
besaß. Sie wollte ihn überwinden, ein für allemal.
»Diese Reise nach Baton Rouge hat dich davon überzeugt, nicht
wahr?« Margot wußte nichts von dem, was vor zwölf Jahren geschehen war. Sie
wußte nichts über Faiths Kindheit, außer daß sie bei Pflegeeltern aufgewachsen
war, die sie sehr mochte. Faith hatte niemals über ihre Vergangenheit oder ihre
Familie gesprochen.
»Ich glaube, es ist wirklich etwas dran am Heimatgefühl.« Margot
lehnte sich zurück. »Heißt das, du willst die Agentur verkaufen?«
Erschrocken blickte Faith sie an. »Natürlich
nicht!«
Margots Gesichtsausdruck entspannte sich ein
wenig. Erst jetzt wurde Faith bewußt, wie bedrohlich ihre Entscheidung für ihre
Angestellten wäre. »Alles wird genauso weiterlaufen wie bisher, mit zwei
geringfügigen Änderungen«, sagte sie.
»Wie
geringfügig?« fragte Margot argwöhnisch.
»Nun, ich werde in Prescott wohnen. Sobald Mr. Bible ein Haus für
mich gefunden hat, werde ich ein Faxgerät, einen Computer und einen Fotokopierer installieren lassen. Ich bin also
genauso erreichbar, elektronisch jedenfalls, wie jetzt auch.«
»Gut, das ist die eine Änderung. Und was ist
die zweite?«
»Du wirst für alle Büros als alleinige Managerin verantwortlich
sein. Reisen macht dir doch nichts aus, oder?« fragte Faith, plötzlich besorgt.
Diesen Aspekt hatte sie bei ihren Plänen noch gar nicht bedacht.
Margots Augenbrauen schossen ungläubig nach
oben. »Mir soll Reisen etwas ausmachen? Meine Liebe, bist du verrückt geworden?
Ich liebe es, zu reisen. Das vergrößert gewissermaßen mein Jagdrevier. In
dieser Gegend haben weiß Gott schon die meisten Kerle ihre Chance auf ein
aufregendes Leben mit mir gehabt. Sie haben eben Pech gehabt, wenn irgendein
Glückspilz anderswo sie aus dem Rennen schlägt. Außerdem kann einem ein Besuch
in New Orleans niemals lästig werden.«
»Und Houston und Baton Rouge.«
»In Houston gibt es Cowboys, in Baton Rouge die Cajuns. Sehr
vielversprechend«, erwiderte Margot und fuhr sich mit der Zunge über die
Lippen. »Nach Dallas komme ich dann nur noch, um mich auszuruhen.«
Faiths Plan verlief ganz nach ihren Vorstellungen, aber andererseits
hatte sie auch viel dafür getan. Sie zog eine tiefe Befriedigung aus ihren
Bemühungen. Mit vierzehn war sie hilflos gewesen, jetzt hatte sie ihre eigenen
Möglichkeiten. Vier Jahre als Geschäftsfrau hatten ihr viele Kontakte eröffnet.
Mit Hilfe von Harley Bible fand sich schnell
ein kleines Haus, das zum Verkauf stand. Das Grundstück lag nicht direkt in
Prescott, sondern ein paar Meilen außerhalb der Stadt und grenzte an den
Landbesitz der Rouillards. Der Kauf schlug ein tiefes Loch in ihre Ersparnisse.
Dennoch zahlte sie den Betrag mit einem Mal, damit Gray keine Tricks mit ihrem
Geldgeber spielen und ihr Ärger machen konnte. Sie wußte gut genug Bescheid, um eventuelle Schritte seinerseits vorauszusehen, die
ihr das Leben schwer machen würden. Ihn auszubooten bereitete ihr ein enormes
Vergnügen. Er würde erst dann etwas von der Sache erfahren, wenn es bereits zu
spät wäre, sie noch aufzuhalten.
Ganz im stillen, indem sie alles über die Agentur arrangierte, was
eventuell Aufsehen erregen würde, hatte sie das Haus herrichten lassen und
schließlich glücklich ihre Möbel darin plaziert. Nur einen Monat, nachdem Gray
sie zum zweiten Mal aus der Stadt gejagt hatte, parkte sie ihr Auto vor ihrem eigenen
Haus und blickte mit großer Befriedigung auf ihr Werk.
Sie hatte die Katze nicht im Sack gekauft. Mr. Bible hatte ihr
Fotos der Innen- und Außenansichten des Hauses gezeigt. Das Haus im Stil
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