Heisskalte Glut
die Frau des damaligen Bürgermeisters
sein. Ihr Sohn Lane gehörte zu jener Gruppe, die insgeheim mit Jodie
herumhingen, aber in der Öffentlichkeit dann kein Wort mehr mit ihr wechselten.
»War das allgemein bekannt?« fragte sie. »Gab es denn keine
eifersüchtigen Ehemänner?«
Er zuckte mit den Schultern und blickte
wieder nach vorn in den Laden. »Vielleicht hat es der Bürgermeister ja gewußt.
Aber Guy hat viel zu seinem Wahlkampf beigesteuert. Ich bezweifle, daß er es an
die große Glocke gehängt hätte, wenn er gewußt hätte, daß Yolanda ... nun ja,
die Beiträge für ihn einstreicht.« Als er grinste, merkte Faith einmal mehr,
wie sehr er ihr zuwider war.
»Danke für die Information«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
»Sie werden also nicht mehr hierherkommen?« fragte er ängstlich.
Sie hielt inne und sah ihn nachdenklich an. »Vielleicht nicht«,
erwiderte sie. »Rufen Sie mich an, falls Ihnen noch ein paar Namen einfallen.« Dann verließ sie schnellen
Schrittes und ohne Mrs. Morgan auch nur eines Blickes zu würdigen den Laden.
Zwei Namen und zusätzlich noch die Möglichkeit der unbekannten
Kellnerin. Das war ein Anfang. Was sie jedoch am meisten interessierte, war die
Erwähnung von Guys bestem Freund, Alex Chelette. Er würde höchstwahrscheinlich
alle ihre Fragen beantworten können.
Die Chelettes waren eine der alteingesessenen,
sehr wohlhabenden Familien in der Gegend. Sie hatten zwar nicht das Niveau der
Rouillards, aber das erreichte schließlich niemand hier. Der Name war ihr
bekannt, wenn sie auch keinerlei Erinnerung damit verband. Sie war ja bereits
mit vierzehn von hier fortgegangen. Außerdem hatte sie sich viel mehr
zurückgezogen als die meisten Mädchen ihres Alters. Sie erinnerte sich nur an
jene Menschen, die in direktem Kontakt mit einem ihrer Familienmitglieder
standen. Soweit sie sich erinnern konnte, war sie bisher noch niemanden der
Chelettes begegnet. Alex würde aber sicherlich aufzutreiben sein, denn
alteingesessenes Geld wechselte nicht so schnell den Wohnort.
Sie ging zu einer Telefonzelle am Rand des
Parkplatzes und schaute im Telefonbuch nach. Der Anschluß war unter 'Alexander
Chelette, Rechtsanwalt' aufgeführt. Darunter stand die Nummer von 'Chelette
& Anderson, Rechtsanwälte und Notare'.
Sie warf eine Münze ein und wählte das Büro. Eine melodische
Stimme antwortete nach dem zweiten Klingeln.
Faith sagte: »Mein Name ist Faith Hardy. Könnte ich heute noch
einen Termin mit Mr. Chelette bekommen?«
Die folgende kurze Pause sagte Faith, daß ihr
Name registriert worden war. Dann antwortete die melodische Stimme: »Den
Vormittag über ist er bei Gericht, aber Sie könnten um halb zwei mit ihm
sprechen, falls Ihnen das recht ist.«
»Ja, gern. Vielen Dank.« Faith legte auf und fragte sich, ob die
singende Stimme diejenige von Andrea Wallace gewesen war, seinerzeit Mr.
Chelettes Sekretärin, oder ob es sich um eine andere handelte.
Wenn sie nicht noch einmal nach Haus zurückfahren wollte, dann
hatte sie drei Stunden zu überbrücken. Ihr Magen knurrte und erinnerte sie
daran, daß die Scheibe Toast von heute morgen um halb sieben schon lange
verdaut war. Würde sie in den Restaurants der Stadt bedient werden, oder hatte
auch dort Grays Einfluß bereits gegriffen? Schulterzuckend beschloß sie, die
Sache gleich einmal auf die Probe zu stellen.
Sie parkte ihren Wagen direkt vor einem
Restaurant am Marktplatz, das sie zuvor noch nicht besucht hatte. Bevor sie zu
den Greshams gezogen war, hatte sie nie außer Haus gegessen. Sie hatten ihr
die Annehmlichkeiten der Restauration gezeigt. Bei dem Gedanken mußte sie
lächeln. Sie betrat das kühle, etwas abgedunkelte Restaurant und machte sich
eine gedankliche Notiz, die Greshams heute abend noch anzurufen. Sie versuchte
den Kontakt zu halten und rief mindestens einmal im Monat an. Seit ihrem
letzten Telefonat waren schon wieder fast vier Wochen verstrichen.
Da man seinen Tisch selbst wählen konnte, entschied Faith sich für
eine kleine Nische am hinteren Ende des Raums. Eine freundliche, etwas
korpulente Bedienung brachte eilig die Karte. »Was möchten Sie trinken?«
»Süßen Tee.« Daß der Tee geeist sein würde, war hier vollkommen
normal, es sei denn, es wurde ausdrücklich heißer Tee verlangt. Gewöhnlich
bestand die Wahl deshalb lediglich zwischen gesüßtem und ungesüßtem.
Die Bedienung beeilte sich, das Getränk zu servieren, und Faith
warf einen Blick auf die Karte. Sie hatte sich
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