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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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gerade für den Geflügelsalat
entschieden, als jemand neben ihrer Nische auftauchte. »Bist du nicht Faith
Devlin?«
    Faith erstarrte. Würde sie jetzt zum Gehen aufgefordert werden?
Sie betrachtete die Frau, die vor ihr stand. »Ja, das bin ich.« Die Frau kam
ihr irgendwie bekannt vor mit ihren braunen Haaren, den braunen Augen und dem
breiten, von Grübchen eingerahmten Mund. Sie war klein, vielleicht etwas über
einssechzig, und sah neugierig aus.
    »Dachte ich es mir doch. Es ist zwar schon lange her, aber die
Haarfarbe werde ich nie vergessen.« Die Frau lächelte. »Ich bin Halley Bruce,
das heißt, mittlerweile heiße ich Johnson. Ich war in deiner Klasse.«
    »Aber ja!« Sowie sie den Namen gehört hatte, erkannte Faith die
Frau. »Ich erinnere mich. Wie geht es dir?« Halley war nicht ihre Freundin
gewesen – sie hatte keinerlei Freunde gehabt –, aber andererseits hatte sich
Halley auch nicht an den gemeinen Hänseleien beteiligt, denen Faith ausgesetzt
gewesen war. Sie hatte zumindest Abstand bewiesen.
    Der Ausdruck ihrer Augen war eindeutig freundlich. »Möchtest du
dich zu mir setzen?« lud Faith sie ein.
    »Nur für einen Augenblick«, sagte Halley und
setzte sich Faith gegenüber. Die Kellnerin brachte Faiths Tee und nahm die
Bestellung für den Geflügelsalat auf. Wieder allein, sagte Halley lächelnd:
»Das Lokal hier gehört der Familie meines Mannes, und ich leite es für sie. Ich
erwarte jeden Moment eine Lieferung und muß mich dann darum kümmern.«
    Da Gray bereits von ihrem Reiseunternehmen wußte, gab es keinerlei
Grund mehr, nicht darüber zu sprechen. »Und ich schwänze gerade. Ich habe ein
Reisebüro in Dallas und hätte meine Managerin unterrichten sollen, wo ich jetzt
bin, aber ich habe vergessen, sie von zu Hause aus anzurufen.«
    Nun, wo die sozialen und finanziellen
Hintergründe geklärt waren, konnten sie sich als ebenbürtig zulächeln. Faith
fühlte eine Wärme in sich aufsteigen. Selbst als sie bereits bei den Greshams
gewohnt hatte und dort auf die Oberschule gegan gen war, hatte sie keine
Freundin gehabt. Sie war noch viel zu traumatisiert gewesen und hatte sich viel
zu sehr zurückgezogen, um Freundschaften aufzubauen. Erst auf dem College
hatte sie sich überhaupt um andere bemüht. Die selbstverständliche Akzeptanz
ihrer Mitbewohnerinnen war ihr eine Offenbarung gewesen. Anfangs schüchtern,
war sie schon bald aufgeblüht und hatte begeistert an den weiblichen Ritualen
teilgenommen, die ihr als Mädchen verwehrt gewesen waren: das nächtelange
Schwatzen, die Neckereien und das Gelächter, das Tauschen von Kleidung und
Make-up, der Wirbel, wenn man sich morgens zurechtmachte und dabei den gleichen
Spiegel mit einer Zimmergenossin teilte. Zum ersten Mal hatte sie sich an den
endlosen Gesprächen über den Mann, das Geheimnisvolle beteiligt – vielmehr
hatte sie den anderen zugehört und über deren Naivität nur lächeln können.
Obwohl damals viele ihrer Mitstudentinnen bereits mit einem Mann geschlafen
hatten und Faith immer noch Jungfrau war, hatte sie sich doch unendlich viel
älter und erfahrener gefühlt. Die anderen betrachteten die Männer durch die
rosarote Brille der Romantik, während sie selbst keinerlei Illusionen hegte.
    Dennoch waren die Freundschaften zu Frauen für sie immer besonders
schön gewesen. Jetzt betrachtete sie Halley Johnson in der Hoffnung, daß dies
mit ihr auch möglich sein könnte.
    »Wo bist du denn damals hingezogen?« fragte Halley und ging ganz
zwanglos über die näheren Umstände hinweg, unter denen Faith Prescott verlassen
hatte.
    »Beaumont, Texas. Dann bin ich nach Austin aufs College gegangen.
Danach dann Dallas.«
    Halley seufzte. »Ich habe niemals woanders als
hier gelebt. Und das werde ich wohl auch niemals tun. Erst wollte ich mich ein
wenig umsehen, aber dann haben Joel und ich geheiratet, danach kamen die
Kinder. Wir haben zwei«, sagte sie und lachte. »Einen Jungen und ein Mädchen.
Nachdem wir von jeder Sorte eins hatten, haben wir dann
aufgehört. Und du?«
    »Ich bin Witwe«, erwiderte Faith, und ein
trauriger Schatten legte sich bei dem Gedanken an Kyle über ihr Gesicht. Er
war so jung und so sinnlos gestorben. »Ich habe gleich nach dem College
geheiratet. Mein Mann ist nach kaum einem Jahr bei einem Autounfall umgekommen.
Wir hatten keine Kinder.«
    »Das ist hart.« In Halleys Stimme schwang echte Sympathie mit.
»Tut mir leid. Ich kann mir kaum ausmalen, was es bedeuten würde, Joel zu
verlieren. Er treibt

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