Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Klinge bohrte sich bis zum Anschlag in dessen Fleisch. Dem Zweiten begegnete er, ohne auf dessen Initiative zu warten. Er rammte ihm seine Schultern in die Seite, ging mit dem Ungeheuer zu Boden. Zugleich registrierte er eine weitere Gestalt, die mit einem gigantischen Schwung in die Luft sprang, am Ende des Eisengitters der Feuerleiter Halt fand und ihre Beine nach oben schwang. Scheiße.
Cass zitterte wie ein Häuflein Elend, während sie zu Jeff hinuntersah. Die Hände um die Knie geschlungen, versuchte sie die Zuckungen ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen.
Sie war so gut wie nackt. Ihr war eiskalt. Und Furcht war etwas ganz Schreckliches. Sie war versucht, die Augen zu schließen wie ein kleines Kind, das denkt, so von niemandem gesehen zu werden. Sie widerstand dem Verlangen und starrte auf Jeff. Nicht ein bisschen hätte sie sich vorzustellen vermocht, was es bedeutete, mit der Gabe der Intuition gesegnet zu sein. Schier unglaublich, welche Macht dahintersteckte. Trotz der Angst war sie fasziniert von Jeffs Eleganz und dem meisterhaften Geschick, sich zu verteidigen und im richtigen Augenblick zuzuschlagen. Er kämpfte wie jemand, der sein Leben lang nichts anderes tat, als seine Koordination für solche Einsätze zu perfektionieren. Unbeschreiblich, wie einfach und leicht zu bewältigen diese Konfrontation von ihrer Warte aussah. Als kämpfte er gegen Zinnsoldaten, nicht gegen Hulk-Imitationen.
Sie spürte, wie ihr Herzschlag zu einem ruhigeren Rhythmus zurückfand und ihr hektischer Atem zur Ruhe kam. Ihre Haltung blieb dennoch angespannt, auch wenn die Gefahr, in der sich Jeff befand, überschaubar war. Vielleicht war es auch zum Teil wieder diese Faszination, die sie erwartungsvoll auf ihn hinuntersehen ließ. Es war fantastisch, wie gekonnt er den Schlägen auswich, die Hiebe parierte und den Tritten auswich. Konnte man jemanden in so einer Situation als leidenschaftlich bezeichnen? Ja. Die Hingabe, die hinter Jeffs Gewandtheit steckte, war nicht zu übersehen. Es raubte ihr den Atem, das Jeff auch noch in einer tödlichen Lage alles unter Kontrolle hatte. Er musste nicht darum kämpfen, sich darum bemühen oder sie an sich reißen. Er besaß sie. Als wäre es das Selbstverständlichste und Natürlichste der Welt. Genauso selbstverständlich, wie seine Lungen sich mit Sauerstoff versorgten und sein Herz schlug.
Achaks Aufkreischen katapultierte sie in die Realität zurück. Das Metall der Feuerleiter quietschte. Sie sprang aus der hockenden Haltung auf. Jeff kämpfte noch immer mit einem dieser Monstren. Sie war dem, was da hochkam, allein ausgeliefert. Was sollte sie tun? Ihre Sinne wurden so schnell von Panik überschwemmt, dass sich die überflüssigen Grübeleien sofort einstellten. Sie befand sich auf dem Flachdach eines rechteckigen Gebäudes. Sie begann zu laufen und hoffte inständig, auf der anderen Seite des Hauses eine weitere Feuertreppe vorzufinden. In solchen Momenten verteufelte sie ihre kurzen Beine und ihre unkontrollierbare Hysterie, die sie wie ein Hammerschlag traf und reaktionslahm machte.
Achaks Gekreische hatte sich zu einer ohrenbetäubenden Kakofonie gesteigert. Nun erkannte sie endlich, was er im Sinn hatte.
„Achak, nicht!“, brüllte sie in den Himmel. „Nein! Hör auf!“
Der Rabe achtete nicht auf sie. Stattdessen steigerten sich die schrillen Schreie. Er rief seine Artgenossen auf den Plan. Das hatte sie erst ein Mal erlebt und es war nicht gut ausgegangen. Es kostete Achak Kraft, diese Macht einzusetzen. Was ihn schwächte und verwundbarer machte. Doch als sie mitten auf dem Gebäude angekommen war, begriff sie, weshalb sich Achak dieser Gefahr aussetzte. Mit der Kreatur hinter sich befanden sich noch zwei dieser Monster auf dem Dach, der Dritte hievte sich soeben auf den Beton.
Plötzlich wurde es stockdunkel. Der Mond wurde von einer schwarzen Vogelarmee, die mit wuchtigen Flügelschlägen und lautem Gekreische auf sie zukamen, überschattet. Zu gefährlichen Geschossen geformt, hatten sich die Tiere in Scharen gruppiert und flogen im Sturzflug auf die Kreaturen zu. Sie hörte das Rauschen der Luftströmung, während sich die Vögel mit eng an die Körper gepressten Flügeln in die Tiefe stürzten.
Mit vollem Körpereinsatz schaffte sie es, hinter einen der Abluftschächte zu gelangen, bevor die Schlacht begann.
Spitze Schnäbel, messerscharfe Krallen bohrten sich in Fleisch, zerfetzten Haut und Kleidung. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht,
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