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Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02

Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02

Titel: Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Isabella Leitold
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blinzelte durch die Finger. Blut spritzte, während die Vögel erbarmungslos auf die Kreaturen einhackten. Cass’ Magen drehte sich. Meine Güte, sie erlebte Hitchcock live. Unkontrollierbar begannen ihre Gliedmaßen erneut zu zittern. Ihre Zähne klapperten. Sie wollte die Hände vom Gesicht nehmen, aber sie schaffte es nicht, die Haltung zu verändern. Sie wollte nicht hinsehen, wie die Vögel … Als der Himmel sich kurz erhellte, sah sie auf. Heilige Maria Mutter Gottes. Ein Feuerball. Federn brannten. Es rauchte und stank fürchterlich, während einige brennende Vögel mit schrillen Lauten am Boden landeten. Dann war es wieder dunkel. Sie hörte das Knistern, das unaufhörliche Hacken und Picken von Schnäbeln und vergrub abermals ihren Kopf in den Händen.
    Zwei starke Arme legten sich um ihre Schultern, zogen sie an einen warmen Körper. Schluchzend lehnte sie sich dagegen, krallte sich in den Stoff seines T-Shirts, dass ihre Finger schmerzten.
    „Es ist alles gut“, begann Jeff besorgt auf sie einzureden.
    Überhaupt nichts war gut. Sah er denn nicht, was gerade geschah? Die toten Vögel. Das ganze Blut! Auch er war besudelt.
    „Oh mein Gott“, keuchte sie und schluchzte erneut gegen seinen Hals. Das war alles so unwirklich. So verdammt grausam. So verdammt brutal und schrecklich.
    „Kannst du die Vögel vertreiben? Diese Kerle sind bereits tot“, fragte Jeff.
    „Das bin nicht ich. Das ist der Rabe“, jammerte sie und klammerte sich noch fester an ihn. Er erschien ihr wie das rettende Ufer. Wie der Superheld, der alles wieder gerade rücken wird, wenn sie nur lange genug wegsah und sich derweil an ihm festhielt.
    Achak! Wenn ihm etwas geschehen war – das könnte sie sich niemals verzeihen. Er war ihr Freund, Gefährte, ihre zweite Hälfte. Und er hatte alles nur wegen ihr auf sich genommen. Nein, sie durfte jetzt auf keinen Fall der Hysterie nachgeben. Sie machte sich von Jeff los.
    „Hey.“ Er griff nach ihrer Hand. „Was hast du vor?“
    Sie antwortete nicht, lief um den Abluftschacht und begann, die Vögel, die noch immer auf die toten Leiber einhackten, zu vertreiben. „Husch!“, rief sie und fächerte mit den Händen. Sie ignorierte das viele Blut, die zerkratzten, verschrammten, löchrigen Leiber. Auch die Hautfetzen, die auf dem Beton klebten wie verstreute rote Konfetti. Ebenso die verbrannten Tiere. Fieberhaft suchte sie nach ihrem Raben. Er war doch nicht etwa unter den toten …
    „Achak!“, rief sie in die beklemmende Stille, die wie eine dunkle Rauchwolke über dem Geländer waberte.
    Sie drehte sich im Kreis, versuchte zwischen all dem Unheil ihren Raben zu sehen. Ihre Nerven lagen blank. Sie schluchzte wie ein kleines Kind.
    „Achak.“
    Jeff stand auf der anderen Seite und begutachtete, was von den Tieren und toten Kreaturen übrig geblieben war. Immer mehr Vögel flogen vom Dach und in die Nacht davon. Diejenigen, die noch lebten, hatten ihre Aufgabe erfüllt. Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie an die Verluste dachte, die diese Tiere erdulden mussten.
    Endlich sah sie ihn; das rote Band an seinem Bein. In wilder Verzweiflung stürmte sie zu ihm, zerschrammte sich die Knie, als sie sich auf den Boden warf. Nicht schon wieder der Flügel, dachte sie, sah dann aber, dass es nicht so schlimm war wie angenommen. Er lebte und bewegte sich. Sie nahm das schwarze Bündel auf den Schoß und streichelte über die Federn. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann er, heftiger mit den Flügeln zu zucken. Sie fühlte sich so erleichtert, dass sich eine neue Tränenflut ankündigte.
    Jeff hockte hinter ihr, redete beruhigend auf sie ein, während seine warmen Hände immer wieder tröstend über die eiskalte Haut ihrer Oberarme strichen.
    Achak flatterte aus ihrem Schoß. Sie sah ihm nach, wischte die Tränen mit dem Handrücken fort. Die Flammen waren erloschen. Nur Aschehäufchen und dunkle Flecken auf dem Betonboden waren zu sehen.
    Sie blickte wieder auf die Knie und wurde sich schlagartig der Nacktheit bewusst. Nur mit einem Seidennachthemd und einem Höschen saß sie auf dem dreckigen, kalten Beton. „Du blutest.“
    Jeff griff nach ihrem Fuß, den er vorsichtig abtastete. Tatsächlich. Sie musste sich geschnitten haben, als sie über das Dach gelaufen war. In der wilden Panik hatte sie es nicht bemerkt. Es hatte auch nicht wehgetan, bis Jeff sie darauf aufmerksam machte. Aber ihre Füße waren im Augenblick das Trivialste. Achak ging es gut, das allein zählte. Nun wollte sie nur

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