Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Offenbar war bei ihm aber noch keine Frau über den Status einer flüchtigen Affäre hinausgekommen. Die Teammitglieder kannten ihn nur als überzeugten Single, der sein Leben in vollen Zügen genoss. Keinesfalls wollte Cass sich in seine Frauensammlung einreihen. Dem Team gegenüber verhielt er sich jedenfalls nicht, als wären sie ein Paar. Es tat weh und irritierte sie. Auch sie verhielt sich zurückhaltend, seit er sie gestern vor ihrer Zimmertür mühelos stehen lassen konnte, wogegen sie es wieder nicht geschafft hätte, die Finger von ihm zu lassen. Die halbe Nacht lag sie deswegen wach.
Verrückt. Sie waren erwachsene Menschen. Man sollte annehmen, sich auch wie solche unterhalten zu können. In ihren Sitzungen predigte sie ständig, Gefühle ehrlich auszusprechen. Sie selbst war anscheinend unbelehrbar, dabei wusste sie sogar, warum. Sie wollte von Jeff keine Abfuhr erhalten. Wollte nicht hören, dass er für eine Beziehung nicht bereit war. Sie wollte weiterhin in ihrem Wunschdenken schwelgen, obwohl es sie innerlich total fertigmachte. Sie quälte sich freiwillig und konnte sich selbst nicht begreifen. Als einziges schlüssiges Argument für ihr Verhalten konnte sie vorlegen, dass sie Jeff viel zu sehr mochte. Alles an ihm. Und nicht bereit war, ihn aufzugeben.
Sie begleitete Jeff bis zu einem versteckten Zugang und schob die quälenden Gedanken beiseite. Hier war nicht der rechte Ort, ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter zu machen, das hatte sie sich schon den ganzen Tag immer wieder vorgesagt, und so hob sie das Kinn und straffte sich innerlich.
Jeff klopfte an. Gleich darauf wurde ihnen von einem Muskelpaket geöffnet. Die Gesichtszüge des streng wirkenden Mannes erhellten sich um eine Nuance, sobald er Jeff erkannte. Dann fiel sein Blick auf Cass. Er grüßte nickend, während er zur Seite trat. Sobald hinter ihnen die schwere Tür zugefallen war, verstummte die Musik. Sie näherten sich einem weiteren gläsernen Durchgang, bogen nach links, bis sie einen weitläufigen Raum betraten.
Glas. Alles bestand aus Glas. Unter Höhenangst sollte man hier nicht leiden, dachte sie und atmete tief durch. Seltsam, aber diese Stille machte sie nervöser als die provozierende Nacktheit der Menschen auf der Tanzfläche.
„Jeff“, ertönte eine dunkle Stimme mit leicht spanischem Akzent. Ein breiter, weißer Clubsessel setzte sich in Bewegung, schwenkte herum. Ihr ungutes Gefühl schrieb sie augenblicklich diesem Mann zu. Er musste von spanischer Herkunft sein, hatte dunkle, olivgrüne Haut, pechschwarzes langes Haar, das er im Nacken zusammengebunden trug.Selbst seine Augen waren schwarz. Die Schwingungen, die von ihm ausgingen, waren dunkel und geheimnisvoll.
Cass hatte sich bei Jeff untergehakt und würde nicht wieder loslassen. „Ethan.“ Jeff grüßte mit einer angedeuteten Kopfbewegung.
Der Fremde stand auf, schüttelte zuerst Jeff, dann ihr die Hand. Danach steckte sie ihre Finger wieder in Jeffs Armbeuge. Jeff lächelte kurz, dann wandte er sich wieder Ethan zu, der sein Interesse nun von ihrem Ausschnitt löste.
„Ich habe gehört, ihr sucht nach mir.“
Ein tiefes Timbre begleitete Ethans Worte. Einladend deutete er auf das flauschig aussehende weiße Sofa. Sobald sie sich gesetzt hatten, setzte auch er sich mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze in einen Sessel gegenüber. Ethan schnippte mit den Fingern und einer seiner Türsteher betrat den Raum.
„Eine Flasche Champagner.“
„Wir benötigen ein paar Antworten“, sagte Jeff.
„Wie lauten die Fragen?“
Ethan schlug ein Bein über das andere, bevor er seine Fingerspitzen aneinanderlegte, um sie über das Dach seiner Hände anzusehen. Er lächelte nicht. Das war es. Deshalb wirkte er so gefährlich und unheimlich. Hatte Jeff nicht gesagt, er sei ein Freund?
„Vor zwei Tagen wurden wir angegriffen. Einer deiner Männer war auch darunter.“
„Wer?“
„Tony Warren.“
Nun lächelte Ethan. Listig zwar, aber immerhin besser als dieser gefährliche Gesichtsausdruck, den seine stramme Nase und die schmalen Lippen zusätzlich verhärteten. „Tony? Dieser Hurensohn hat mich um eine halbe Million Dollar gebracht. Ich hoffe, er schmort inzwischen in der Hölle.“
Der Champagner wurde gebracht und eingeschenkt. Sie war für die kurze Ablenkung dankbar. Ihr gegenüber saß ein Kerl, der definitiv keine tugendhaften Geschäfte führte.
„Das tut er, Ethan. Das tut er.“ Jeff nahm dem Muskelprotz das Glas ab, und gab es ihr weiter.
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