Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
trippelte. „Zeig es mir. Zeig mir, wo Annie ist.“
Trotz der eindringlichen Worte blieb der Rabe stehen und sah sie lediglich mit den kleinen schwarzen Augen an.
„Wo ist Annie?“
Wiederholt keine Reaktion von Achak. Jeffs Herz zog sich zusammen, angesichts des verzweifelten Schluchzers, den sie zu verbergen versuchte.
„Komm, Cass. Wir müssen los.“ Seine Forderung kam ruhig, aber mit Nachdruck.
Bedächtig strich sie dem Raben über das Federkleid, seufzte und stand auf.
„Sie haben sie mitgenommen, stimmt’s?“
Er wusste nicht, was er sagen sollte, also sagte er nichts, sondern versuchte dem verzweifelten Blick standzuhalten. Ihm war, als prallte er mit voller Wucht gegen einen Baum.
„Sie könnten Annie umgebracht haben. Oder mit diesem Virus …“
Er verkürzte den Abstand zwischen ihnen. „Nein, Cass. Das haben sie nicht getan.“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil sie Annie als Druckmittel benutzen werden.“ Er wäre fast an dem Satz erstickt, denn er kannte den Schmerz, den Cass wegen Annie ausstehen musste. Wenn er könnte, würde er ihn ihr abnehmen.
„Aber du weißt nicht, was sie ihr eventuell antun werden, nicht wahr?“
Würde sie losrennen und sich als Pfand anbieten? Würde sie nach Annie suchen, sei es auch ohne ihn? Nein, so dumm konnte sie nicht sein, oder? Sie wirkte allerdings wie ein Pulverfass, das jeden Moment hochgehen könnte.
„Sag mir die Wahrheit, Jeff“, bat sie.
„Ich weiß es nicht“, gab er zu. „Aber wir tun, was wir können, um sie zu finden.“
„Und wenn ihr sie nicht findet?“
„Davon gehen wir nicht aus, Engel. Ray wartet mit dem Helikopter, um uns zu dem Bergwerk zu bringen. Wir hoffen, dort auf Hinweise zu stoßen. Wir müssen jetzt los, Cass. Komm mit, das wird dich beschäftigen. Oder willst du weiter hier rumsitzen und dir Vorwürfe machen?“
Er hatte bewusst Strenge in seine Stimme gelegt. Das würde sie aufrütteln. Sie nickte, strich sich eine Locke hinter das Ohr. Dann blickte sie ihm ins Gesicht. Ihre Verzweiflung war wilder Entschlossenheit gewichen. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn.
„Du hast recht.“
Es gefiel ihm nicht, sie mitzunehmen und in Gefahr zu bringen. Aber so konnte er ein Auge auf sie haben und sicher sein, dass sie keinen Alleingang unternahm. Dieser leidenschaftlichen und verdammt widerspenstigen Frau war alles zuzutrauen.
Kapitel 11
R
ay landete den Helikopter am Fuß des Hügels, der an eine kleine Gebirgskette anschloss. Hinter ihnen senkte sich die Sonne gen Horizont, hinterließ eine schillernde Linie. Blassrosa gefärbte Wolken leuchteten durch die letzten Sonnenstrahlen und raubten Jeffs düsteren Gedanken ein wenig die Schärfe. Er fühlte sich eingeengt und war viel zu reizbar. Sobald die rotierenden Blätter abgestellt waren, öffnete Will die Schiebetür und sprang aus dem Helikopter. Josy folgte ihm, danach Ian und Jeff. Cass blieb wie vereinbart bei Ray, der über Funk mit ihnen in Verbindung trat. Sie hatte den Flug über nicht gesprochen. Schweigend hatte sie am äußeren Platz am Fenster gesessen und auf die Landschaft gestarrt, während sie seine Hand drückte, als wäre er ein Anker für sie. Wenigstens hatte er etwas für sie tun können. Will hatte es nicht aufgeregt, sie mitzunehmen. Er hatte selbst eine sture Frau.
Jeff, Ian und Will würden den Stollen betreten, während Josy ihnen den Rücken freihielt, sollten ungebetene Gäste auftauchen. Ausgerüstet mit ihren Einsatzoveralls, einem Gewehr und einem Nachtsichtgerät betraten sie den stillgelegten Schacht, der in einem breiten Zugang in das Innere des Berges führte. Nach gut zwanzig Yards teilte sich der Stollen auf drei weitere Schächte auf, die enger verliefen als der Einlass. Ray hatte sie darauf hingewiesen, dass sie sich laut Plan, den er für das Bergwerk ausgegraben hatte, an dieser Stelle aufteilen mussten.
Das Tageslicht wurde trüber, je weiter Jeff vordrang, bis er sich auf das Nachtsichtgerät verlassen musste. Die Höhlen waren gute zwei Yards breit und zweieinhalb hoch, sodass er sich gut zwischen den Mauern bewegen konnte. Die erste Biegung neigte sich leicht nach links, danach führte der Pfad wieder geradeaus, bis er an eine weitere Abzweigung kam und den linken der beiden Wege weiterging. Dieser sollte am Ende am weitesten auslaufen. Die Temperatur war abgesunken. Die Luft feucht und stickig, sodass er trotz der Kühle unter seiner schwarzen Kleidung zu schwitzen begann. Es wurde immer
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