Heiter weiter
noch einmal in einer Yogastunde. Diesmal war es Kundalini-Yoga. Für mich genau das Richtige. Nie habe ich mich besser gefühlt, gedehnter, elastischer, fitter als nach diesen 60 Minuten. Jetzt war klar: Diese Form von Yoga ist gut für meine kommenden Jahre. Das entspricht meinem Alter, hält mich für die hoffentlich noch anstehenden gesunden und guten Zeiten fit. Denn dass ich was für mich und meinen Körper tun wollte, das war mir immer klar. Nur dauerte es eben eine Zeit, bis ich das Richtige für mich entdeckt hatte. Also: Geben Sie nicht auf, probieren Sie manches aus. Wichtig ist auf alle Fälle: Bewegen Sie sich!
Egal, mit welcher Sportart Sie liebäugeln, Sie stellen sich bestimmt auch die Frage: Wie komme ich zur »richtigen« Sportgruppe? Ich habe dafür telefonisch und im Internet recherchiert, mich umgehört und viel gelesen. Am Ende war es dann ein glücklicher Zufall, der mich zu meiner Yogalehrerin brachte. Beim Blick auf die Pinnwand in einem Einkaufscenter fiel mir ein kleiner Zettel auf: Kundalini-Yogagruppe, gleich bei mir um die Ecke. Morgen, 20 Uhr. »Das schaffe ich nach dem Büro«, habe ich mir gedacht. Mich angemeldet und nichts wie hin. Die junge Lehrerin war sehr sympathisch, wir machten nach ihren Anleitungen bei sanfter Musik Yoga in ihrem Wohnzimmer. Zu viert. Die anderen waren schon viel geübter als ich. Also: wieder am nächsten Montag … aber: Kann ich da auch? Jetzt immer am Montag um 20 Uhr?
Eher nicht. Aber Karen, so heißt die Trainerin, kommt auch nach Hause. Frühmorgens, einmal die Woche. Das verabreden wir – und halten es seitdem durch. Seit drei Jahren.
Inzwischen gehört Yoga zu meinem Alltag wie frühstücken. Ohne Yoga beginnt kein »guter« Tag. Das wunderbare Dehnen, Strecken, Entspannen. Wer es einmal erlebt hat, wird nicht mehr ohne sein wollen.
Dennoch: es gibt noch vieles andere für die guten Jahre im dritten Leben. Vor allem auf Ausdauer und Koordination kommt es bei der Bewegung an, für die Sie sich entscheiden sollten. Das hat jetzt auch eine Studie der Jacobs University Bremen »Bewegtes Alter« herausgefunden. Dafür suchten die Bremer Wissenschaftler etwa 100 Männer und Frauen im Alter von 65 bis 75 Jahren als Testpersonen aus. Gesund mussten sie sein, aber nicht unbedingt sportlich und aktiv. Aber sie sollten dreimal wöchentlich bereit sein, unter professioneller Anleitung ein Trainingsprogramm zu absolvieren. Von den 100 Probanden blieben 91 übrig. Die in mehrfacher Hinsicht profitierten.
Die Gruppe teilte sich dann in drei verschiedene Trainingsprogramme auf: Nordic Walking, Koordinations-und Gleichgewichtstraining, Stretching- und Entspannungstraining. Dabei ging es den Wissenschaftlern vor allem um die Auswirkungen dieser Programme auf das Gehirn. Und das Gehirn soll ja vor allem im dritten Leben gut funktionieren, oder?
Das Ergebnis war: dreimaliges Ausdauer- und Koordinationstraining pro Woche steigert die kognitive Leistungsfähigkeit, also die Fähigkeit zu Informationsverarbeitung, älterer Menschen erheblich. Ein Entspannungs- und Stretching-Programm
allerdings hat keine solchen positiven Auswirkungen auf das Gehirn. Gelohnt hat sich aber auch das, denn ausnahmslos alle Teilnehmer fühlten sich körperlich besser in Form und insgesamt wohler.
Nach der Trainingsphase schleusten die Wissenschaftler ihre Probanden durch mehrere Programme. Diejenigen, die in der Nordic-Walking-Gruppe waren und damit ihre Ausdauer trainiert hatten, konnten danach Informationen schneller und genauer wahrnehmen und verarbeiten. Zudem wesentlich gezielter wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden. Ihr Aktivierungsmuster im Gehirn habe sich eindrucksvoll verändert, stellten die Wissenschaftler fest. Für die Zeit danach wurde den Teilnehmern dringend geraten, dreimal die Woche mindestens 45 Minuten zügig spazieren zu gehen, so, dass sie leicht außer Atem kommen.
Die Botschaft der Wissenschaftler: Gerade im Alter wird Bewegung immer wichtiger, da in der Regel ein stärkerer Abbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu beobachten ist. Was, zumindest auf der Ebene der kognitiven Fähigkeiten, im Alltagsverhalten oft gar nicht so leicht zu erkennen sei, so die Forscher. Denn gerade ältere Menschen würden ihren Leistungsverlust durch die Aktivierung weiterer geistiger Ressourcen kompensieren. Die sie sich ja – zumindest in den bereits bekannten Bereichen des Alltags – ein Leben lang aufgebaut haben.
Fazit der Bremer
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