Held zum Verlieben
aus. „Nein“, schluchzte sie hysterisch, „der Arzt sagt, dass er verbrannt wurde.“
Jack nahm einige Papiertaschentücher vom Tisch und gab sie ihr. Sie nickte dankbar und schnäuzte sich.
„Ma’am, kennt er seine Entführer? Hat er Ihnen irgendetwas erzählt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er sagt, dass er sich an nichts erinnern könne. Und diese – diese Stelle, die geht nie mehr weg.“
„Was für eine Stelle? Die Narbe von der Verbrennung?“
Sie rollte die Augen. „Es ist nicht bloß eine Narbe. Es ist ein Brandzeichen. Diese schrecklichen Leute haben meinen Victor gebrandmarkt!“
Als der Arzt aus Victors Zimmer trat, sprach Wade ihn sofort an. „Wann können wir Mr Shuler vernehmen?“
Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Abgesehen von der Tatsache, dass er ein Beruhigungsmittel bekommen hat, jederzeit. Er muss nur einverstanden sein damit.“
„Wie geht es ihm?“, fragte Jack.
„Er ist vollkommen ausgetrocknet. Ein paar Beulen und blaue Flecken, nichts Schlimmes, nur das an seiner Hüfte ist, wie soll ich sagen, wirklich fies.“
Wade sah ihn fragend an. „Mrs Shuler hat behauptet, es sei ein Brandzeichen?“
„Ja. Man hat ihm den Buchstaben ‚V´ eingebrannt – für Victor, nehme ich an. Was ich nicht begreife, ist, warum jemand einen Mann entführt, nur um ihn zu brandmarken.“
„Danke, Doc. Wenn wir noch weitere Fragen haben, melden wir uns.“
Shuler lag auf der Seite. Die Wunde an seiner Hüfte war gereinigt und verbunden worden, und man hatte ihm ein Schmerzmittel verabreicht. Er dämmerte im Halbschlaf dahin. Das Beruhigungsmittel hatte ihn etwas eingelullt. Vage erinnerte er sich an die Injektionen auf der dreckigen Matratze und dann an Wilma Selfs gellenden Schrei vor der Bücherei.
Als die Tür aufging, zuckte er unwillkürlich zusammen.
„Mr Shuler, ich bin’s, Wade Franklin. Können wir uns ein wenig unterhalten?“
Victor seufzte erleichtert auf. Der Polizeichef. „Ja, klar“, murmelte er benommen.
Jack trat in Victors Blickfeld und Victor sah ihn angsterfüllt an.
„Sir, ich bin Detektive Jack Hanna aus Oklahoma. Was können Sie uns über Ihre Entführung erzählen?“
Victor blickte verwirrt drein. „Nichts, außer dass ich auf einmal höllische Kopfschmerzen hatte und dann das Bewusstsein verlor. Und als ich aufwachte, war ich nackt, man hatte mir die Augen verbunden und mich geknebelt.“
„Haben Sie irgendwelche Stimmen gehört?“, fragte Wade.
„Nein, keine. Ich weiß nicht einmal, wie viele es waren. Ich erinnere mich nur an einen beißenden Schmerz an der Hüfte und dass mir jemand daraufhin ständig Injektionen gab, die mich in Tiefschlaf versetzten. Und ich hatte Fieber. Dagegen haben sie mir wohl auch etwas verabreicht, denn das Fieber verschwand schließlich.“
„Wissen Sie, warum Sie entführt wurden?“
Victor sah ihn überrascht an. „Wie meinen Sie das? Hat es denn keine Lösegeldforderung gegeben?“
Wade schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Es hat sich niemand gemeldet, weder bei Ihrer Frau noch bei sonst jemandem.“
Victor wurde ganz blass. „Die haben keine Forderungen gestellt?“
„Nein, Sir.“
„Wieso haben die mich dann wieder freigelassen?“
Wade sah ihn fassungslos an. „Soll das heißen, dass Sie nicht geflohen sind?“
„Ja“, murmelte Victor. „Ich hätte doch nicht mal von hier zur Tür kriechen können, ganz zu schweigen davon, in die Stadt zu gelangen.“
„Mr Shuler“, unterbrach Jack, „ich werde Ihnen einige Fragen stellen, und ich möchte, dass Sie genau überlegen, bevor Sie antworten.“
„In Ordnung.“
„Haben Sie Feinde?“
Shuler machte ein abfälliges Geräusch. „Ich bin Banker, Mann. Natürlich habe ich Feinde. Aber keine, die ich für fähig halte, so was zu tun.“
Jack ließ nicht locker. „Denken Sie zurück. Was haben Sie getan, bevor Sie in der Bank anfingen?“
„Ich war auf dem College. Davor war ich auf der Highschool. Die Bank gehörte meinem Vater. Ich fing gleich nach dem College an, dort zu arbeiten, und habe sie dann nach seinem Tod übernommen.“
Wade mischte sich ein. „Jack, worauf wollen Sie hinaus?“
„Es ging hier doch überhaupt nicht um Geld.“
Wade und Victor sahen Jack verdutzt an. „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr“, meinte Victor schließlich.
Jack ließ ihn nicht aus den Augen. „Was Ihnen zugefügt wurde, war ein typischer Racheakt. Derjenige, der das getan hat, wollte Ihnen Angst einjagen und Sie unglücklich
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