Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
einmal!«, sagte die Göttin. »Ersetzt. Entwertet. Zur Beute gemacht wie eine Trophäe und weggeschleppt – fort aus meiner geliebten Heimat. Ich habe so viel verloren. Ich habe geschworen, niemals zu vergeben. Und meine Kinder auch nicht.« Sie sah Annabeth an. »Du bist meine Tochter?«
»Ja.«
Die Göttin fischte etwas aus ihrer Hemdentasche – eine altmodische U-Bahn-Wertmarke – und drückte es Annabeth in die Hand.
»Folge dem Zeichen der Athene«, sagte die Göttin. »Räche mich.«
Annabeth sah die Münze an. Vor ihren Augen verwandelte sie sich in eine antike Silberdrachme, wie sie im alten Athen verwendet worden war. Sie zeigte eine Eule, das heilige Tier der Athene, zwischen einem Olivenzweig und einer griechischen Inschrift.
Das Zeichen der Athene.
Damals hatte Annabeth keine Ahnung gehabt, was das bedeutete. Sie hatte nicht begriffen, warum ihre Mom sich so verhielt. Minerva oder nicht, so verwirrt konnte sie doch gar nicht sein.
»Mom«, sie versuchte, sich so vernünftig wie möglich anzuhören. »Percy ist verschwunden. Ich brauche deine Hilfe.« Sie wollte erklären, dass Hera die Camps zum gemeinsamen Kampf gegen die Riesen zusammenbringen wollte, aber die Göttin stieß wütend mit dem Wanderstab auf den Marmorboden.
»Niemals!«, sagte sie. »Wer den Römern hilft, muss untergehen. Wenn du dich denen anschließt, bist du nicht mein Kind. Du hast mich bereits im Stich gelassen.«
»Mutter!«
»Dieser Percy bedeutet mir nichts. Wenn er zu den Römern übergelaufen ist, soll er untergehen. Töte ihn. Töte alle Römer. Finde das Zeichen, folge ihm zu seiner Quelle. Werde Zeugin dafür, wie Rom mich geschändet hat, und schwöre Rache.«
»Athene ist nicht die Göttin der Rache«, Annabeths Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen. Die Silbermünze schien in ihrer Hand wärmer zu werden. »Percy ist alles für mich.«
»Und Rache ist alles für mich«, fauchte die Göttin. »Welche von uns ist weiser?«
»Mit dir stimmt etwas nicht. Was ist passiert?«
»Rom ist passiert«, sagte die Göttin bitter. »Sieh, was sie getan haben, sie haben mich zur Römerin gemacht. Ich soll ihre Göttin sein? Dann sollen sie ihre eigenen bösen Taten kosten. Töte sie, Kind!«
»Nein!«
»Dann bist du nichts.« Die Göttin wandte sich wieder dem U-Bahn-Plan zu. Ihre Miene wurde sanfter, verwirrt und unkonzentriert. »Wenn ich den Weg finden könnte … den Weg nach Hause, dann vielleicht – Nein. Räche mich oder lass mich in Ruhe. Du bist nicht mein Kind.«
Annabeths Augen brannten. Ihr gingen tausend Gemeinheiten durch den Kopf, die sie gern gesagt hätte, aber das schaffte sie nicht. Sie drehte sich um und floh.
Sie hatte versucht, die Silbermünze wegzuwerfen, aber sie tauchte immer wieder in ihrer Tasche auf, wie Springflut bei Percy. Leider hatte Annabeths Drachme keine magischen Fähigkeiten – jedenfalls keine brauchbaren. Die Drachme bescherte ihr nur Albträume, und was sie auch tat, sie wurde sie nicht los.
Jetzt, in ihrer Kabine auf der Argo II, fühlte sie, wie die Münze in ihrer Tasche warm wurde. Sie starrte das Modell des Parthenon auf ihrem Bildschirm an und dachte an ihren Streit mit Athene. Dinge, die sie in den letzten Tagen gehört hatte, wirbelten durch ihren Kopf: Eine begabte Freundin, bereit für den Gast, niemand wird diese Statue zurückholen. Die Tochter der Weisheit geht allein.
Sie fürchtete, endlich begriffen zu haben, was das alles bedeutete. Sie betete zu den Göttern, sie möge sich irren.
Als es an der Tür klopfte, fuhr sie zusammen.
Sie hoffte, es wäre Percy, doch stattdessen steckte Frank Zhang den Kopf herein.
»Äh, entschuldige«, sagte er. »Dürfte ich …«
Sie war so verwirrt über seinen Anblick, dass sie erst nach ein paar Sekunden begriff, dass er hereinkommen wollte.
»Sicher«, sagte sie. »Ja.«
Er kam herein und schaute sich in der Kabine um. Es gab nicht viel zu sehen. Auf ihrem Schreibtisch lagen ein Bücherstapel, ein Notizbuch und ein Kugelschreiber, daneben stand ein Bild ihres Dads, wie er sein Sopwith-Camel-Flugzeug lenkte und dabei den Daumen hob. Annabeth liebte dieses Foto. Es erinnerte sie an den Tag, an dem sie sich ihm so nah gefühlt hatte, den Tag, als er eine Armee von Monstern mit Kanonen aus Himmlischer Bronze angegriffen hatte, um Annabeth zu beschützen – so ungefähr das beste Geschenk, auf das eine Tochter hoffen konnte.
An einem Haken an der Wand hing ihre Mütze mit dem Logo der New York
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