Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
übergewechselt.
»Noch ein Camp«, wiederholte Hazel. »Ein griechisches Camp? Bei den Göttern, wenn Octavian das wüsste …«
»Würde er den Krieg erklären«, sagte Frank. »Er war immer sicher, dass die Griechen irgendwo auf der Lauer liegen und sich gegen uns verschworen haben. Er hat Percy für einen Spion gehalten.«
»Deshalb hat Juno mich ja geschickt«, sagte Percy. »Ich meine, nicht zum Spionieren. Ich glaube, es war eine Art Austausch. Euer Freund Jason – ich glaube, der wurde in mein Camp geschickt. In meinen Träumen habe ich einen Halbgott gesehen, der sehr gut Jason sein könnte. Er arbeitete mit anderen Halbgöttern an diesem fliegenden Kriegsschiff. Ich glaube, sie kommen zum Camp Jupiter, um uns zu helfen.«
Frank trommelte nervös gegen die Rückenlehne seines Sitzes. »Mars hat gesagt, dass Juno die Griechen und Römer zum Kampf gegen Gaia vereinen will. Aber meine Güte – Griechen und Römer haben eine lange Geschichte voll bösem Blut.«
Hazel holte tief Luft. »Wahrscheinlich haben die Götter uns deshalb so lange voneinander getrennt. Wenn am Himmel über Camp Jupiter ein griechisches Kriegsschiff auftauchen würde und Reyna nicht wüsste, dass es in freundlicher Absicht kommt …«
»Ja«, sagte Percy zustimmend. »Wir müssen uns genau überlegen, wie wir das erklären, wenn wir wieder ins Camp zurückkehren.«
» Falls wir ins Camp zurückkehren«, sagte Frank.
Percy nickte widerstrebend. »Ich meine, ich vertraue euch. Ich hoffe, dass ihr mir vertraut. Ich fühle mich … na ja, ich fühle mich euch beiden so nah wie meinen alten Freunden im Camp Half-Blood. Aber die anderen Halbgötter in beiden Camps – die werden ganz schön misstrauisch sein.«
Hazel tat etwas, das er nicht erwartet hatte. Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Es war ein absolut schwesterlicher Kuss. Aber sie lächelte so voller Zuneigung, dass es Percy bis in die Zehen wärmte.
»Natürlich vertrauen wir dir«, sagte sie. »Wir sind doch jetzt eine Familie. Oder nicht, Frank?«
»Sicher«, sagte er. »Krieg ich auch einen Kuss?«
Hazel lachte, aber in ihrem Lachen lag nervöse Spannung. »Wie dem auch sei – was machen wir jetzt?«
Percy holte tief Luft. Die Zeit lief ihnen davon. Der dreiundzwanzigste Juni war fast schon halb vorbei und am nächsten Tag war das Fest der Fortuna. »Ich muss Kontakt zu einem Freund aufnehmen – um zu halten, was ich Ella versprochen habe.«
»Wie denn?«, fragte Frank. »Mit so einer Iris-Botschaft?«
»Klappt noch immer nicht«, sagte Percy traurig. »Ich habe es heute Nacht im Haus deiner Großmutter versucht. Ging nicht. Vielleicht, weil meine Erinnerungen noch immer verwirrt sind. Oder die Götter lassen keine Verbindung zu. Ich hoffe, dass ich meinen Freund in meinen Träumen erreichen kann.«
Eine neue Turbulenz zwang ihn, sich an seinen Sitz zu klammern. Unter ihnen brachen verschneite Berge durch eine Wolkendecke.
»Ich bin nicht sicher, ob ich schlafen kann«, sagte Percy. »Aber ich muss es versuchen. Wir können Ella nicht ihrem Schicksal überlassen, während diese ganzen Ungeheuer da rumrennen.«
»Ja«, sagte Frank. »Und wir werden noch Stunden unterwegs sein. Nimm die Couch, Mann.«
Percy nickte. Es war wirklich ein Glücksfall, dass Hazel und Frank zu ihm hielten. Was er den beiden gesagt hatte, war die Wahrheit – er vertraute ihnen. Bei dieser seltsamen, beängstigenden, schrecklichen Erfahrung, sein Gedächtnis zu verlieren und aus seinem alten Leben gerissen zu werden – da waren Hazel und Frank die einzigen Lichtblicke.
Er streckte sich aus, schloss die Augen und träumte, dass er von einem Berg aus Eis auf ein kaltes Meer zufiel.
Der Traum wechselte den Ort. Percy war wieder in Vancouver und stand vor den Ruinen des Zhang-Hauses. Die Laistrygonen waren verschwunden. Das Haus war vollständig ausgebrannt. Eine Feuerwehrmannschaft baute ihre Ausrüstung ab und machte sich bereit zum Abmarsch. Der Rasen sah aus wie ein Kriegsgebiet, mit rauchenden Kratern und Schützengräben, die die explodierten Wasserröhren hinterlassen hatten.
Am Waldrand lief ein riesiger schwarzer, zottiger Hund herum und schnüffelte an den Bäumen. Die Feuerwehrleute achteten nicht weiter auf ihn.
Neben einem Krater kniete ein Zyklop in überdimensionalen Jeans, Stiefeln und einem weiten Flanellhemd. Seine verwuschelten braunen Haare waren mit Regen und Lehm bespritzt. Als er den Kopf hob, war sein riesiges braunes Auge vom Weinen
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