Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Camp zu retten. Er dachte daran, wie Alkyoneus ihn in seinen Träumen verspottet hatte. Wenn sie Zeit damit vergeudeten, Alaska nach dem Lager des Riesen abzusuchen, würden Gaias Armeen die Römer vernichten … und Percys andere Freunde, wo immer die sein mochten.
Er knirschte mit den Zähnen. »Was für einen Gefallen?«
Phineas leckte sich gierig die Lippen. »Die eine Harpyie ist schneller als der Rest.«
»Die rote«, tippte Percy.
»Ich bin blind! Ich sehe keine Farben!«, schimpfte der alte Mann. »Jedenfalls ist sie die Einzige, die mir Ärger macht. Sie ist gerissen. Geht immer auf eigene Faust vor, sitzt nie mit den anderen auf der Stange. Sie hat mir die hier verpasst.«
Er zeige auf die Narben auf seiner Stirn.
»Fangt diese Harpyie«, sagte er. »Bringt sie her zu mir. Ich will sie anbinden und an einer Stelle festhalten, wo ich sie im Auge behalten kann … äh, wie man so schön sagt. Harpyien hassen es, angebunden zu sein. Das verursacht ihnen furchtbare Schmerzen. Ja, das werde ich genießen. Vielleicht werde ich sie sogar füttern, damit sie ein wenig länger hält.«
Percy sah seine Freunde an. Sie kamen zu einer stummen Abmachung: Nie im Leben würden sie diesem alten Widerling helfen. Andererseits brauchten sie aber die Informationen von ihm. Sie brauchten einen Plan B.
»Ach, besprecht das ruhig in Ruhe«, sagte Phineas fröhlich. »Mir doch egal. Vergesst nur nicht: Ohne meine Hilfe muss euer Einsatz fehlschlagen. Und alle, die ihr auf der Welt liebt, werden sterben. Und jetzt los mit euch. Bringt mir meine Harpyie!«
XXVII
Percy
»Wir brauchen etwas von deinem Essen.« Percy drängte sich an dem alten Mann vorbei und schnappte sich allerlei vom Picknicktisch – eine Schüssel mit Deckel, die Thainudeln mit Hackfleisch-Käsesoße enthielt, und eine runde Pastete, die aussah wie eine Mischung aus Burrito und Zimtschnecke.
Ehe er die Selbstbeherrschung verlor und Phineas den Burrito ins Gesicht knallte, sagte Percy: »Also los, Leute.« Er ging vor seinen Freunden her vom Parkplatz.
Auf der anderen Straßenseite blieben sie stehen. Percy holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Der Regen war in halbherziges Nieseln umgeschlagen. Der kalte Nebel tat gut im Gesicht.
»Dieser Kerl …« Hazel schlug gegen die Bank an einer Bushaltestelle. »Der muss sterben. Noch mal!«
Im Regen war das schwer zu sagen, aber sie schien mit den Tränen zu kämpfen. Ihre langen Locken klebten an ihren Wangen. In dem grauen Gesicht sahen ihre Augen aus wie Zinn.
Percy dachte daran, wie energisch sie bei ihrer ersten Begegnung gewesen war – sie hatte die Sache mit den Gorgonen in die Hand genommen und ihn in Sicherheit gebracht. Sie hatte ihn beim Schrein des Neptun getröstet und dafür gesorgt, dass er sich im Camp willkommen fühlte.
Jetzt hätte er gern etwas für sie getan, wusste aber nicht so recht, was. Sie sah verloren aus, verwirrt und zutiefst deprimiert.
Es überraschte Percy nicht, dass sie aus der Unterwelt zurückgekommen war. Er hatte das schon seit einer ganzen Weile vermutet – so, wie sie versuchte, ihre Vergangenheit nicht zu erwähnen, und so geheimnisvoll und vorsichtig, wie Nico di Angelo sich benommen hatte.
Aber das änderte nichts daran, wie sie in Percys Augen aussah. Sie kam ihm so … na ja, lebendig vor, wie eine ganz normale Jugendliche mit einem guten Herzen, die es verdient hatte, erwachsen zu werden und eine Zukunft zu haben. Sie war kein Gespenst wie Phineas.
»Wir kriegen ihn schon«, versprach Percy. »Der ist was ganz anderes als du, Hazel. Ist mir doch egal, was der sagt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt ja nicht alles. Ich hätte auf die Felder der Verdammnis geschickt werden müssen. Ich … bin genauso schlimm …«
»Nein, bist du nicht!« Frank ballte die Fäuste. Er schaute sich um, wie auf der Suche nach jemandem, der anderer Meinung war, nach Feinden, die er Hazel zuliebe zusammenschlagen könnte. »Sie ist ein guter Mensch!«, brüllte er durch die Straße. Einige Harpyien wurden in den Bäumen aufgescheucht, aber sonst achtete niemand auf ihn.
Hazel starrte Frank an. Sie streckte zaghaft die Hand aus, als wollte sie seine nehmen, aber sie schien Angst zu haben, er könnte in Rauch aufgehen.
»Frank …«, stammelte sie. »Ich – ich weiß nicht …«
Leider schien Frank in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein.
Er riss den Speer von seinem Rücken und umfasste ihn unsicher.
»Ich könnte den Alten
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