Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
Enceladus zu tun?«
»Enceladus?« Jason glaubte nicht, diesen Namen schon einmal gehört zu haben.
»Ich meine …« Pipers Stimme zitterte. »Das ist einer der Riesen. Einfach so ein Name, den ich mir gemerkt habe.«
Jason hatte das Gefühl, dass es noch mehr gab, was ihr zusetzte, aber er beschloss, sie nicht zu bedrängen. Sie hatte einen harten Morgen hinter sich.
Leo kratzte sich am Kopf. »Na ja, ich weiß zwar nichts über Enchiladas …«
»Enceladus«, korrigierte Piper.
»Wie auch immer. Aber das alte Klogesicht hat einen anderen Namen erwähnt, Perforierung oder so.«
»Porphyrion?«, fragte Piper. »Das war der König der Riesen, glaube ich.«
Jason dachte an den dunklen Turm in dem alten Wasserbecken, der stärker wurde, während Hera an Kraft verlor. »Ich rate jetzt einfach mal«, sagte er. »In den alten Sagen hat Porphyrion Hera entführt. Und damit war der erste Schuss im Krieg zwischen Riesen und Göttern gefallen.«
»Ich glaube, du hast Recht«, sagte Piper zustimmend. »Aber diese Mythen sind so verworren und widersprüchlich. Ich weiß nur, dass es einen Krieg gab und dass es fast unmöglich war, die Riesen umzubringen.«
»Helden und Götter mussten sich zusammentun«, sagte Jason. »Das hat Hera mir gesagt.«
»Gar nicht so einfach«, knurrte Leo, »wenn die Götter nicht mal mit uns reden wollen.«
Sie flogen nach Westen und Jason versank in trüben Gedanken. Er wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, als der Drache durch eine Öffnung in den Wolken tauchte und unter ihnen am Ufer eines riesigen Sees eine Stadt in der Sonne glitzerte. Ein Halbmond aus Wolkenkratzern umkränzte das Ufer. Dahinter gab es einen riesigen Bereich aus verschneiten Wohngegenden und Straßen, der sich bis zum westlichen Horizont hinzog.
»Chicago«, sagte Jason.
Er dachte daran, was Hera in seinem Traum gesagt hatte. Hier würde ihn seine schlimmste sterbliche Feindin erwarten. Wenn er sterben müsste, dann von ihrer Hand.
»Ein Problem weniger«, sagte Leo. »Wir haben es lebendig bis hierher geschafft. Aber wie finden wir jetzt die Sturmgeister?«
Jason sah unter ihnen einen Schatten. Zuerst hielt er ihn für ein Flugzeug, aber er war zu klein, zu dunkel und zu schnell. Der Gegenstand wirbelte auf die Wolkenkratzer zu, schlängelte sich hindurch, änderte seine Gestalt – und wurde für einen Moment zur aus Rauch bestehenden Gestalt eines Pferdes.
»Wie wär’s, dem Ding da zu folgen«, schlug Jason vor, »und nachzusehen, wo das wohl hinwill?«
XXVI
Jason
Jason hatte Angst, sie könnten ihre Beute aus den Augen verlieren.
Der Ventus bewegte sich wie … na ja, wie der Wind.
»Schneller«, drängte Jason.
»Bruderherz«, sagte Leo. »Wenn ich noch näher rangehe, dann sieht er uns. Ein Bronzedrache ist nicht gerade ein Tarnkappenbomber.«
»Langsamer«, wimmerte Piper.
Der Sturmgeist jagte ins Straßenlabyrinth der Innenstadt. Festus versuchte zu folgen, aber seine Spannweite war viel zu groß. Sein linker Flügel knallte gegen eine Hauskante und schlug einen steinernen Wasserspeier herunter, ehe Leo ihn höher ziehen konnte.
»Halt dich über den Häusern«, schlug Jason vor. »Wir folgen ihm von oben.«
»Möchtest du mal lenken?«, murrte Leo, befolgte aber Jasons Rat.
Nach einigen Minuten entdeckte Jason den Sturmgeist, der ohne sichtliches Ziel durch die Straßen huschte – er wehte über Fußgänger hinweg, ließ Flaggen knattern und Autos ins Schlingern geraten.
»Oh, super«, sagte Piper. »Es sind zwei.«
Sie hatte Recht. Ein zweiter Ventus jagte um die Ecke des Renaissance Hotel und schloss sich dem ersten an. Sie verschlangen sich ineinander zu einem chaotischen Tanz, jagten hoch zur Spitze eines Wolkenkratzers, knickten einen Funkturm und tauchten dann wieder in die Straßen hinab.
»Die brauchen wirklich nicht noch mehr Koffein«, sagte Leo.
»Ich glaube, Chicago ist ein guter Aufenthaltsort für sie«, meinte Piper. »Niemand wird sich wundern, wenn hier noch zwei gemeine Winde auftauchen.«
»Mehr als nur zwei«, sagte Jason. »Schau mal.«
Der Drache kreiste über einer weiten Allee neben einem Park am Seeufer. Die Sturmgeister sammelten sich hier – mindestens ein Dutzend, die über einer riesigen Kunstinstallation herumwirbelten.
»Welcher ist wohl Dylan?«, fragte Leo. »Ich möchte ihm gern irgendwas an den Kopf schmeißen.«
Aber Jason konzentrierte sich auf die Installation. Je näher sie kamen, umso schneller schlug sein Herz. Es war
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