Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Ihre beiden Vorderteile verschwanden ineinander, bis nur noch ein Tier mit zwei Hinterenden übrig blieb. Dann verschmolzen auch diese und ließen nur zwei kurze Zeit peitschende Schweife zurück. Endlich wurden auch die Schweife ineinandergezogen und verschwanden.
    Da bildete sich ein Bild über dem Tor. Es zeigte Chex, wie sie durch einen Wald galoppierte und beunruhigt über die Schulter zurückblickte. Wovor floh sie nur?
    Sie kam auf ein Feld. Nun erkannte man, wovon sie verfolgt wurde: eine Zentaurenherde, männliche, weibliche und jugendliche Zentauren, alle mit Speeren und Bögen bewaffnet. Anscheinend wollten sie sie töten!
    Das Feld endete an einem zerklüfteten, mit Steinen übersäten Abhang. Chex musste langsamer galoppieren, um sich auf den Steinen nicht zu verletzen, und die Verfolger kamen immer näher. Einer der Zentauren zielte mit Pfeil und Bogen nach ihr.
    Der Abhang wurde allmählich steiler, bis sie nicht mehr weiter konnte, weil sie sonst den Halt verloren hätte. Davor fiel der Boden jäh ab, unten toste ein Fluss. Es gab keinerlei Möglichkeit, ihn zu durchwaten; wenn sie es versuchte, würde sie an den Felsen im Wasser zerschellen. Nun waren ihre Qual und ihr Entsetzen deutlich zu erkennen.
    »Es ist doch nur eine Vision!« rief Esk. »Sie kann dir nichts anhaben! Nur ein Alptraum!«
    Chex hörte ihn. In plötzlicher Erkenntnis sah sie ihn an – und ebenso plötzlich war sie wieder bei ihnen im Gang, der Alptraum war verschwunden.
    Die Zombiezentaurin stand wieder vor dem Tor, sie war völlig unverändert. Der Weg blieb versperrt.
    Chex keuchte schwer; der Schrecken saß ihr noch in den Knochen. »Habt ihr es gesehen?« fragte sie.
    »Ja«, bestätigte Esk. »Wir haben es gesehen. Du bist von Zentauren gejagt worden.«
    »Sie haben mich wegen meiner Flügel abgelehnt«, sagte sie. »Sie hielten mich für eine Missgeburt!«
    »Genau wie die richtigen Zentauren«, bestätigte Esk.
    »Das ist deine tiefliegendste Furcht oder Scham«, erklärte Mark. »Der schlimmste Traum, den die Nachtmähren dir bringen können: von deiner eigenen Art abgelehnt zu werden.«
    Sie erschauerte. »Ja. Ich versuche zwar, nicht daran zu denken, aber es tut tatsächlich schrecklich weh. Ich möchte zu meiner Art gehören und kann es nicht.«
    »Du musst dich der Sache stellen«, meinte Mark.
    »Wie soll ich das tun? Wenn ich nicht davonlaufe, bringen sie mich um!«
    »Aber ein geträumter Tod ist doch kein wirklicher«, wandte Esk ein.
    »Ich hoffe, ihr habt recht«, sagte sie grimmig. »Also gut, weckt mich dieses Mal nicht auf.«
    Sie verschmolz wieder mit ihrer Doppelgängerin, und der Traum begann aufs neue.
    Chex flog durch den Wald, einem Feld entgegen. Doch dieses Mal zwang sie sich selbst dazu stehen zu bleiben und sich umzudrehen, um sich ihren Verfolgern zu stellen. »Ihr habt kein Recht, mich derart zu peinigen!« rief sie. »Ich bin so, wie ich geboren wurde! Das ist nicht meine Schuld!«
    »Missgeburt! Missgeburt! Missgeburt!« riefen sie im Chor. »Tod allen Missgeburten!«
    Und dann durchbohrten sie sie mit ihren Speeren, beschossen sie mit ihren Pfeilen, stachen mit ihren Messern auf sie ein, bis nur noch eine zitternde Fleischmasse übrig blieb. Chex erwachte schreiend. Der zweite Traum war noch schlimmer gewesen als der erste! Die angedrohte Gewalt war kein Bluff gewesen.
    Esk sprang auf sie zu und breitete die Arme aus. Sie griff hinunter und drückte ihn an sich. »Ach, das war entsetzlich!« rief sie. »Ich bin gestorben! Sie haben mich getötet, und es tat weh, und ich bin verstümmelt worden und war tot!«
    »Entsetzlich«, stimmte Esk zu und hielt sie fest, so gut er konnte, obwohl ihre Brustmuskeln gegen seinen Hals drückten.
    »Das war offensichtlich nicht die richtige Art, sich dieser Furcht zu stellen«, bemerkte Mark.
    »Erst bin ich geflohen, dann habe ich mich ihnen gestellt!« schluchzte Chex hysterisch. »Beides war falsch. Was soll ich denn noch alles tun?«
    »Dav müvven wir unv überlegen«, meinte Volney. »Wir haben ev mit den Extremen vervucht; wav liegt denn davwiven?«
    Chex löste sich von Esk. »Ich benehme mich ja wie ein dummes Fohlen! Natürlich muss man dieses Problem analysieren und lösen. Ich habe nach einem Schwarz-Weiß-Muster reagiert, obwohl die Wirklichkeit in der Regel doch aus Grautönen besteht. Aber der Traum war so wirklich, dass es mich überwältigt hat! Ich habe wirklich geglaubt, ich wäre da, obwohl ich es doch besser wusste.«
    »Ich habe auch

Weitere Kostenlose Bücher