Helden-Maus
verändert sich. Der Messerkampf ist kein Teil von ihm, er ist nur ein Schlüssel dazu.« Und sie setzten sich auf einem neuen Pfad in Bewegung, der die Strecke zurückführte, die sie gekommen waren.
Verfaulende Vegetation hatte sich in verfaulendes Gestein verwandelt.
Chex gelangte an einen grünen Fels, der schon soweit verfault war, dass er einem Pilz glich. Sie hob einen Vorderhuf und schlug damit gegen diesen Stein.
Das Ding zerplatzte. Dort, wo seine Stücke zu Boden gingen, versanken sie, und ein ekliges grünes Feuer loderte empor, breitete sich auf dem Boden selbst aus und verzehrte ihn. Es dauerte nicht lange, bis unter der Bodenschicht etwas zu erkennen war: eine Holzplattform, die nicht verbrannte.
Darunter befand sich ein Hohlraum, in den hölzerne Stufen hineinführten.
»Nun müsste der Pfad uns wieder woandershin führen«, bemerkte Chex.
Doch das tat er nicht. Er führte vielmehr die Stufen hinunter.
»Ich gebe zu, dass ich beim letzten Mal neugierig war«, sagte die Zentaurin. »Ich hätte gerne gewusst, wohin diese Treppen führen, doch jetzt bedeutet es, dass der Weg mir nicht länger vertraut sein wird. Wenigstens wisst ihr jetzt, dass der Pfad sehr verworren sein kann.«
Das war wahr! »Aber halbwegs sicher und leicht«, bemerkte Esk. Er hätte gern gewusst, was in der seltsamen Welt des Kürbis als vernünftig galt! Wenn angreifende Zombieschlangen schon für Sicherheit standen, wie sah dann wohl erst die Gefahr aus?
Etwas unbeholfen trat Chex in die Grube hinunter. Unten gab es einen Absatz, der groß genug für alle vier war. Dahinter erblickten sie einen breiten, erhellten Gang, der ganz eindeutig ihren Weg darstellte.
So bauten sie sich nebeneinander auf und gingen weiter. Bisher war es wirklich nicht allzu schlimm gewesen. Vielleicht würde der Pfad ja doch nach menschlichem Dafürhalten durchaus passierbar sein.
Dann gelangten sie an ein rostiges Gittertor, das den Weg versperrte. Dahinter standen vier bizarre Zombies. Der eine war ein verfaulender Mann, der andere eine sich zersetzende Zentaurin, und schließlich gab es noch einen schimmelbedeckten Wühlmäuserich und ein klappriges Skelett.
»Sonderbar«, bemerkte Chex. »Irgend etwas weiß, dass wir hier sind.«
»Dav beruhigt mich nicht«, sagte Volney.
»So etwas ist nichts Ungewöhnliches«, meinte Mark. »Wir im Kürbis sind belebte Alptraumkonzepte. Nun, da ihr – und ich anscheinend auch – physisch in dieses Reich eingetreten seid, verdichten sich die Träume. Ich vermute, dass die Sache für euch ziemlich unangenehm werden könnte.«
»Für dich denn nicht?« wollte Chex wissen.
»Ich träume natürlich nicht, daher kann ich auch keine Alpträume bekommen.«
»Aber diese Gestalt vor dir sieht doch einem verdorbenen Skelett sehr ähnlich.«
»Ja. Das ist seltsam. Sie muss mich für ein Lebewesen gehalten haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen soll.«
»Aber was sollen wir jetzt tun?« fragte Esk. »Das Tor stürmen? Es hat keine Öffnung, und das Gitter ist zu schmal, um uns durchzulassen.«
»Wenn das hier, wie ich vermute, Belebungen unseres Geistes sind, müssen wir uns ihnen ganz direkt stellen«, meinte Mark. »Ihr Zweck ist es natürlich, uns zu verscheuchen. Alpträume verlieren ihre Macht, wenn das Opfer nicht mehr vor Entsetzen davonläuft.« Er blickte sich um. »Ich hoffe, dass ihr das nirgends herumerzählt. Betriebsgeheimnis, müsst ihr wissen.«
Esk hätte gelacht, wenn sich seine Knie nicht so schwach angefühlt hätten.
»Dann werde ich mich meinem Doppelgänger eben stellen«, entschied Chex kühn. Sie trat ans Tor.
Die Zombiezentaurin trat ebenfalls näher, als wäre sie ein Spiegelbild. Am Tor begegneten sie einander. Chex streckte die rechte Hand vor, worauf ihre Doppelgängerin die linke ausstreckte. Sie berührte sie – und ihre Hand fuhr durch die andere.
Nein, nicht hindurch – hinein. Die beiden verschmolzen miteinander und verschwanden.
Erschrocken zog Chex den Arm zurück. Das Zombiewesen tat das gleiche, und beide Hände erschienen wieder.
»Genau wie Wasser!« rief Esk. »Wie wenn man seine Hand ins Wasser streckt! Dann verschwindet sie, und die Spiegelung auch.«
»Das muss es sein«, stimmte Chex ihm zu. Sie breitete die Flügel ein Stück aus, wie sie es häufig zu tun pflegte, und ihr Zombieabbild imitierte sie.
Da trat sie vor, ins Tor hinein. Die Doppelgängerin wiederholte die Bewegungen.
Sie verschmolzen miteinander.
Weitere Kostenlose Bücher