Helden-Maus
begreifen. »Ich bin zwar in einer Szene, aber nicht in der anderen – und es macht keinen Unterschied. Es macht überhaupt keinen Unterschied, ob ich da bin oder nicht!«
»Ja, Esk«, bestätigte Chex.
»Es spielt keine Rolle, ob ich lebendig bin oder tot«, fuhr Esk fort. »Xanth bleibt das gleiche. Welche Berechtigung hat dann meine Existenz?«
»Das ist nur deine Angst, nicht die Wirklichkeit«, erinnerte Chex ihn.
»Aber vielleicht ist es doch die Wirklichkeit!« widersprach er. »Ich bin ein Nichts und Niemand; was ich tue, spielt keine Rolle. Ich begreife jetzt, dass ich nur ausgezogen bin, den Guten Magier aufzusuchen, weil ich einen Beweis dafür haben wollte, dass ich in irgendeiner Weise wichtig sein könnte. Die Dämonin loszuwerden, meine Eltern vor ihr zu retten – das alles war nur ein Vorwand. Ich habe gehofft, dass der Gute Magier mich irgendwie… wertvoll machen könnte.«
»Aber du bist doch wertvoll!« entgegnete Chex. »Wie kannst du daran zweifeln?«
»Das rede ich mir zwar selbst auch ein«, erklärte Esk. »Aber tief in meinem Inneren bin ich mir nicht sicher, dass es wirklich so ist. Was habe ich denn getan, um für das Bestehen Xanths einen Unterschied zu machen? Hätte ich nie gelebt, was würde es für irgend jemanden oder irgend etwas bedeuten? Das Bild, in dem ich existiere, ist genau das gleiche wie jenes, in dem ich es nicht tue.«
Sie überlegte. »Das könnte wohl sein. Aber das könnte auf ähnliche Weise für uns alle gelten. Objektiv betrachtet sind wir vielleicht alle unwürdig. Ich glaube aber, dass es eine Lösung gibt. Du brauchst dich nicht mit dem abzufinden, was du im Augenblick bist. Du kannst daran arbeiten, einen Unterschied zu machen. Das ist es ja auch, was Volney tut. Dann werden die Bilder sich verändern.«
Esk nickte. »Wenn du es sagst, scheint es mir einzuleuchten. Aber wie sollte ich schon etwas Entscheidendes bewirken? Xanth ist so groß, und ich bin so klein.«
»Wie viel Unterschied würde es denn machen, wenn der Küssmichfluss nicht begradigt würde?«
»Einen großen. Aber das ist Volneys Mission. Wir helfen ihm nur.«
»Aber wenn er sie nun nicht ohne dich zu Ende führen kann?«
»Ja, wenn ich ihm dabei helfen könnte, es zu tun – dann gäbe es etwas, was ohne mich nicht das gleiche wäre«, sagte Esk, dem dieser Gedanke gefiel.
Er schritt wieder ins Tor hinein. Der Zombiemann traf auf ihn, sie verschmolzen, und wieder erschien der Traum.
»Ich bin jetzt nichts«, sagte Esk. »Aber ich kann etwas bewirken, und das werde ich versuchen. Habe ich Erfolg, werde ich etwas sein. Mehr kann ich nicht tun – mehr kann niemand tun. Man kann sich nur ehrlich bemühen. Wenn das nicht genügt, dann gibt es überhaupt nichts, was genügt, aber dann lohnt es sich auch nicht, deswegen Alpträume zu bekommen.«
Die Bilder schimmerten. Dann schlängelte sich etwas in das Bild hinein, in dem Esk zu sehen war. Ein Fluss, der auf der anderen Landkarte beinahe gerade verlief, begann Windungen zu bekommen.
Das war alles. Es war nur ein Traum, dennoch verlieh er Esk eine gewaltige Befriedigung. Er wusste nun, was er tun musste, um seine am tiefsten sitzende Furcht zu bezwingen. Um eine Garantie dafür zu bekommen, dass sein Leben so etwas wie einen Sinn hatte. Sein Leben brauchte nicht unbedingt eine leere Hülse zu bleiben, solange er bei seiner Mission noch nicht gescheitert war.
Die Vision löste sich auf. Esk fand sich auf der anderen Seite des Tors wieder.
Nun stand nur noch Mark auf der ursprünglichen Seite. »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte das Skelett. »Aber ich zögere.«
»Das verstehen wir«, meinte Chex. »Wir hatten alle sehr unangenehme Erlebnisse.«
»Ich mache mir keine Sorgen wegen eines Alptraums«, erklärte Mark. »Ich träume nicht, weil ich nicht lebendig bin. Sorgen mache ich mir vielmehr darüber, dass es keine Reaktion geben könnte, denn in mir ist nichts, was sie erzeugen könnte – keine Furcht, keine Scham, kein schändliches Geheimnis –, und ich sorge mich, dass mein Versuch, auf die andere Seite zu gelangen, einen Fehler auslösen könnte, der das ganze Programm abstürzen lässt.«
»Der was tut?« fragte Esk.
»Die Prüfung ist auf lebende Wesen ausgerichtet, die träumen«, erklärte Mark. »Wenn jemand sich auf sie einlässt, der keine Träume hat, könnte das den Mechanismus zum Stillstand bringen, so dass er sich nicht orientieren kann, und das könnte alles in Gefahr bringen oder sogar vernichten. Ich
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