Helden-Maus
hingen.
»Ausstellung hinter einem Bild«, bemerkte Chex und sah sich um.
Der Pfad führte an Landschaftsszenen vorbei, die Seen und Wasserfälle zeigten, Wüsten und Einöden und Trockenlöcher, vorbei an Landschaften aus schneebedeckten Wäldern und blühenden Sträuchern, an Szenerien seltsamer Häuser, darunter eines mit Hühnerbeinen, bis er schließlich vor dem Porträt eines Wasserspeiers endete. Wasser strömte aus dem Maul des Ungeheuers in einen darunter liegenden Teich.
Der Pfad führte die Wand empor, hinein in den Teich auf dem Bild.
Esk seufzte. »Ich werde es versuchen«, sagte er.
Er stach mit dem Finger in den Teich. Der Finger drang in das Bild ein, und er spürte das Wasser. Er schob den Arm nach, und auch der wurde nass. Endlich stieß er beide Arme hinein, zog den Kopf ein und sprang nach vorn ins Bild.
So gelangte er in den See, der tiefer war, als er aussah. Er schwamm und zog sich schon einen Augenblick später jenseits des Sees auf das Pflaster. Er troff nur so von Wasser. Er sah zurück, konnte aber nichts ausmachen bis auf den Rest dieser Landschaft, der aus einem hübschen Dorf bestand, das sein Wasser offenbar aus dieser Quelle bezog. Hoch am Himmel hing die Sonne, von schweren Wolken gestützt. Er war in die Welt des Bildes eingetreten.
Der Pfad erstreckte sich zu einem Weg, der wiederum in einen ganz gewöhnlichen Wald führte. Nichts wies daraufhin, dass er in der Kürbiswelt war.
Hinter sich hörte er Wasser plätschern. Dann tauchte Volney Wühlmaus auf, erreichte schon nach kurzer Zeit das Ufer und stemmte sich an Land, wie Esk es getan hatte.
Als nächstes erschien Mark aus dem Nichts. Das Skelett konnte nicht schwimmen; so hatte es die knochigen Füße einfach auf den Boden des Sees gesetzt und war bis zum Ufer marschiert. Esk griff hinunter und packte die Knochenhand, um Mark hinauszuhelfen.
»Gleich wird es spritzen«, warnte Mark.
Er behielt recht. Mit einem lauten Platsch landete Chex im Teich.
»Wenn das hier der leichteste und sicherste Pfad ist«, grunzte sie, als sie endlich wieder Boden unter den Hufen hatte, »dann möchte ich nicht den gefährlichsten sehen!« Sie schüttelte sich und verspritzte dabei Wasser. »Ich hoffe, dass wir nicht sehr viel weiter müssen!« Sie folgten dem Weg zum Wald. Als sie an den ersten Bäumen vorbeikamen, führte der Weg plötzlich in dichtes Gestrüpp hinein.
Chex seufzte. »Das hätte ich mir denken können.«
Doch irgend etwas beschäftigte Esk. »Irgendwie kommt mir dieser Pfad bekannt vor.«
»Natürlich«, sagte Mark. »Das ist der Verlorene Pfad.«
»Und auf dem werden wir den verlorengegangenen Begrenzungszauber finden!« rief Esk. »Wir nähern uns unserem Ziel!«
Voller Freude liefen sie auf den verschlungenen Pfad. Nur Mark schien beunruhigt zu sein. »Dieses Mal gibt es keine Flucht, indem jemand die Blicklinie zum Guckloch unterbricht«, ermahnte er sie.
Das kühlte Esks Begeisterung ab. Doch er sah keine andere Möglichkeit, als vorzupreschen. Wenn sie trotz des Pfadfinderzaubers auf dem Verlorenen Pfad feststecken sollten, dann wäre ihr Traum von der Rettung des Tals der Wühlmäuse ausgeträumt. Wenn sie diesen Pfad jedoch nicht nähmen, müssten sie diesen Traum von vornherein aufgeben.
14
ELEMENTE
Der Pfad war ziemlich verschlungen, doch solange sie darauf blieben, war er einigermaßen gut zu erkennen, genau wie beim erstenmal, als Esk ihn entlanggeschritten war. Schon bald begann er sich ein wenig auszukennen. Es würde nicht lange dauern, dann würden sie an die Stelle gelangen, wo…
»He, Mark!« rief er. »Wirst du dort sein, wo du warst?«
»Ich bin hier, natürlich«, erwiderte das Skelett.
»Ich meine, wenn du doch in meine Welt auf die gleiche Weise gelangt bist wie ich in deine, also eher im Geiste als körperlich, dann müsste dein Körper doch…«
»Das bezweifle ich. Wir magischen Wesen kennen keine solch scharfen Grenzen der Wirklichkeit; wir sind ganz und gar dort, wo wir zu sein scheinen. Daher werden weder ich noch Bria Messingmädchen auf diesem Pfad sein; du hast uns gefunden, deshalb sind wir auch nicht mehr verloren.«
Chex nickte stumm. Sie schien diese Frage auch schon überdacht zu haben.
»Das leuchtet mir ein«, sagte Esk. Doch insgeheim blieb er unruhig. Was, wenn das Skelett doch auf dem Pfad erscheinen sollte?
Aber als sie an die Stelle gelangten, wo er Mark gefunden hatte, war vom Skelett nur noch der Abdruck seines Hüftknochens im Boden zu sehen. Marks
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