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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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tänzelnde Flamme in Zentaurengestalt zu sehen.
    Entsetzt sah Esk es mit an. »Es hat sie verbrannt!« flüsterte er.
    Die Zentaurenflamme drehte, sich um und winkte ihnen; sie sollten folgen.
    »Nein, das ist sie«, widersprach der Totenschädel. »Sie ist zur Flamme geworden. Wirf mich jetzt hinein.«
    Esks Hand zitterte, doch er schleuderte den Knochenstab durch den Ring. Er verwandelte sich in eine Flamme und nahm die Gestalt eines Skeletts an.
    »Ev muss vtimmen«, meinte Volney. »Vergiv nicht, der Pfad voll ja vicher vein. Heb mich alv nächvten hinein.«
    Esk beugte sich vor und verschränkte die Hände. Der Wühlmäuserich stemmte eine Hinterpfote darauf, ließ sich von Esk ein Stück anheben und sprang. So plumpste er in den Kreis und verschwand ebenfalls in den Flammen.
    Nun war Esk an der Reihe. Er musterte den Feuerkreis und zögerte. War es wirklich sicher hineinzuspringen, oder waren die anderen verbrannt worden, so dass an ihrer Stelle nur lockende, höhnende Flammenillusionen erschienen waren? Wie konnte er sich sicher sein? Noch immer zögerte er, unfähig zu springen. Die drei Feuerwesen winkten ihm zu, doch war das noch kein Beweis dafür, dass seine Freunde unversehrt waren.
    Dann dachte er an seine Fluchtmöglichkeiten für den Fall, dass er nicht in die Flammen springen würde. Den Pfad, der sie hierher geführt hatte, konnte er nicht mehr zurückgehen; dazu gab es viel zu viele Hindernisse, kahle Mauern, Einwegbilder und ähnliches. Allein konnte er nicht zurückkehren; er brauchte jemanden, der über den Pfadfinderzauber verfügte; also konnte er ebenso gut in den Flammen umkommen.
    Diese Gedanken verliehen ihm den Mut der Verzweiflung. Er atmete tief durch, hielt die Luft an und sprang.
    Ein greller Schwindel erfasste ihn. Dann landete er auf einer Brennstofffontäne, die ihn trug und schweben ließ.
    »Willkommen an Bord«, sagte Chex. »Einen Augenblick lang dachte ich schon, dass du dich uns nicht anschließen würdest!«
    Esk sah an sich selbst herunter. Er bestand völlig aus Flammen!
    »Passt auf und haltet euch immer an die Brennstoffquelle«, ermahnte Volney die anderen. »Denn wenn ihr achtlos seid, könntet ihr sehr schnell verblassen.«
    Esk zuckte vor Schreck zusammen. »Du lispelst ja gar nicht mehr!« rief er, und sein Körper loderte vor Überraschung.
    »Ich habe noch nie gelispelt!« entgegnete der Feuerwühlmäuserich empört. »Du hast aufgehört, ständig zu zischen.«
    Esk entschied sich, lieber keinen Streit vom Zaun zu brechen. Was den Brennstoff anging, so überzeugte er sich schnell von dessen Wichtigkeit. Wenn er nämlich von seiner Fontäne trat, wurde sein Körper sofort anämisch und drohte flackernd zu verscheiden. Es gab hier viele Fontänen, die Sache war also kein Problem. Er brauchte lediglich von einer zur anderen zu schreiten.
    Dann sah er Chex an. Sie veränderte gerade ihre Gestalt.
    »Flammen sind formbar«, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte. Er wusste nicht so genau, wie sie überhaupt sehen oder hören oder sprechen konnten, aber es funktionierte. »Es fällt mir schwer, mein Hinterteil heiß zu halten, deshalb experimentiere ich gerade mit einer Form, die für diesen Zweck geeigneter ist.« Sie fuhr fort sich zu verwandeln, bis sie keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einer Zentaurin hatte und statt dessen eher der Flamme einer großen Kerze glich. Dann schob sie eine Feuerpseudopode zu einer Nachbarfontäne hinüber und loderte dort auf, während ihr früheres Selbst erlosch.
    Esk versuchte es auch. Er ließ seine beiden Füße miteinander verschmelzen und fühlte sich sofort besser; denn jetzt strömte mehr von dem Brennstoff in ihn hinein. Er griff nach der nächsten Fontäne und sah, dass er dabei eher eine Flammenausdehnung vorschob als einen Arm; wozu sich die Mühe machen, einen nutzlosen Arm auszubilden, wenn er doch nur eine Verbindung brauchte?
    Schon bald sahen sie alle wie Kerzenflammen aus, sogar Mark. Sie setzten ihre Reise durch das Reich des Feuers fort. Der Pfad war an den Brennstoffmustern zu erkennen, ob es sich einfach um Gas, um Flüssigkeit oder um Festbrennstoff handelte. Auf jedem davon konnten sie weiter existieren, wenngleich sich Farbe und Hitze mit den verschiedenen Brennstoffen verwandelten. Der Geruch der Brennstoffe unterschied sich. Gas war grün und flackerte, während Kohle blau war und ebenmäßig brannte, Holz hingegen war gelb und stotterte.
    Sie überquerten das Feuerfeld und gelangten an eine Grenze: Wasser.

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