Helden-Maus
Esk. »Aber wo ist der Begrenzungszauber?«
»Suchen wir die Landschaft danach ab«, schlug Mark vor.
Sie konzentrierten sich, worauf ihre Umgebung sich wieder völlig entleerte. Dann sahen sie, dass der Pfad in ein tiefes Loch hineinführte. Er verschwand einfach in einer Schwärze, die so tief war, dass sie sie einzusaugen schien. Sie mussten den Blick abwenden.
»Aber was ist das?« fragte Volney.
»Ich vermute, die Mitte des Nichts«, warf Mark ein. »Das schwarze Loch, aus dem nichts zurückkehrt.«
»Aber wenn der Zauber sich dort unten befindet, wie sollen wir ihn dann herausholen?« wollte Esk wissen.
»Du hast schon wieder etwas vergessen«, wandte Mark ein. »Wir haben es hier nur mit dem Nichtsausläufer im Kürbis zu tun, nicht mit dem Nichts selbst. Daher kann es durchaus möglich sein, dass wir etwas daraus hervorholen.«
»Aber der Pfad führt nicht hinein, sondern nur herum«, bemerkte Volney. »Das deutet darauf hin, dass der Zauber sich nicht in ihm befindet, sondern…«
»Sondern es selbst ist!« rief Chex.
»Der Begrenzungszauber soll das Nichts sein?« fragte Esk verwirrt.
»Ich glaube, ich begreife langsam die Logik, die dahinter steht«, erörterte Chex. »Was kann einen Zapplerschwarm in Schach halten?«
»Nichts«, erwiderte Esk. »Man muss jedes einzelne Mitglied des Schwarms einfangen und töten, sonst gibt es später einen neuen.«
»Gar nicht wahr«, protestierte Volney.
»Du hast recht«, warf Chex schnell ein. »Aber wir sind uns darin einig, dass es keine Mauer gibt, die einen Schwarm von Zapplerlarven begrenzen kann. Sie bohren sich durch alles, bis sie entweder keine Kraft mehr haben, ihre jeweilige Gesteinsart finden oder getötet werden.«
»Das stimmt«, bestätigte Volney.
»Daher ist die Vorstellung von einem Begrenzungszauber auch recht seltsam«, fuhr sie fort. »Denn der soll etwas Unbegrenzbares begrenzen. Es gibt jedoch etwas, das alles begrenzt, was sich in ihm befindet, ohne Ausnahme, und das ist…«
»Das Nichts!« sagten Esk und Volney im Chor.
»Das Nichts«, bestätigte sie. »Meine Mutter und Esks Eltern sind der Region des Nichts nur durch die Einmischung der Nachtmähren entgangen, die sich als einzige ungehindert durch derlei Regionen bewegen können. Diese äußere Mauer des Nichts sollte die Zappler also auch begrenzen, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Sie hindert sie lediglich daran, ihr zu entkommen, bis sie schließlich keine Kraft mehr haben und sterben. Dabei sterben sie glücklich, weil sie sich einbilden, sich in ihrem Lieblingsgestein zu befinden, doch können sie nicht darüber hinaus greifen. Mit der Zeit verschwinden dann alle bis auf jene, die in die Tiefe gebohrt und ihr Gestein im umgrenzenden Gebiet gefunden haben. Daher ist das Nichts tatsächlich der Begrenzungszauber.«
Ihre Logik überzeugte. »Aber wie sollen wir das… das Nichts mit ins Tal nehmen?« wollte Esk wissen.
»Das können wir natürlich nicht«, meinte Chex. »Aber vielleicht können wir ebenso gut ein Abbild mitnehmen.«
»Durch Einbildungskraft lässt sich doch kein Zapplerschwarm aufhalten!« protestierte Esk. »Eine Zapplerlarve besitzt nur wenig Einbildungskraft, die hat immer nur eins im Sinn.«
»Das ist wahr. Ich vermute aber, dass dieses Nichts im Kürbis ähnlich funktioniert wie das Guckloch. Wenn wir es ins Tal bringen und aufstellen, wird es die Zappler im richtigen Nichts einschließen, das ein Gebiet genau wie dieses ist, nur dauerhafter, und die Wirkung wird die gleiche sein. Dann brauchen wir es nur in den Kürbis zurückzubringen und…«
Sie brach den Satz ab, als allen klar zu werden begann, worauf er hinauslief. Mark fasste es in Worte. »Wie sollen wir das Nichts dort im Tal aufstellen, ohne selbst in seine Falle zu laufen, und wie sollen wir es später wieder in den Kürbis zurückbringen, wenn wir damit fertig sind?«
»Es muss eine Möglichkeit geben«, bemerkte Esk. »Tatsächlich haben wir es doch mit zwei Problemen zu tun: Wir müssen es hinbringen, und wir müssen es wieder zurückbringen – ohne in seine Falle zu laufen.«
Mark beugte sich über das Loch und spähte hinein. »Tu das nicht!« rief Chex. »Wenn du hineinstürzen solltest…«
»Es ist doch nur ein Abbild«, erinnerte sie das Skelett. Dann griff Mark hinunter, um den Rand des Lochs aufzunehmen, und faltete es einmal zusammen. Dann faltete er es ein weiteres Mal, während die anderen fassungslos zusahen, und fuhr damit fort, bis es schließlich zu einem kleinen
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