Helden-Maus
Rauchern?« wollte Esk wissen. »Wir haben sie doch nicht freigelassen.«
Sie blickte auf den offenen Käfig. »Ich schätze, diese Drachenschar wäre wohl für jeden von uns eine große Herausforderung gewesen. Wie hätten wir die besiegen können?«
»Ich hätte es tun können«, sagte Esk. »Ich hätte über den Käfig klettern und zu jedem Drachen, der durch die Gitter nach mir schnappen wollte, nein sagen können.«
»Stimmt. Also war das gar nicht deine Herausforderung. Für mich oder für Volney wäre es dagegen sehr viel schwieriger geworden, denn wir können nicht klettern. Er konnte sich gerade mal an unseren Stöcken über den Abgrund hangeln. Ich schätze, ich hätte vielleicht ein Seil am Käfig befestigen können, um ihn aus dem Weg zu ziehen, aber…«
»Ich fürchte, ich hätte umkehren müvven«, meinte der Wühlmäuserich. »Ev vei denn, mir wäre eure Idee mit dem Flov gekommen und ich hätte den Abgrund mit den Ävten aufgefüllt, um auch dieven zu überqueren.«
»Doch es hat nun einmal jemand die Drachen freigelassen, und wir sind mehreren von ihnen unterwegs begegnet«, sagte Chex. »Dieses Mysterium müssen wir erst ergründen, bevor wir uns ein Gesamtbild machen können.«
»Irgendwas stimmt offensichtlich nicht«, meinte Esk. »Diese Raucher hätten nicht frei herumlaufen dürfen, sie sollten im Käfig bleiben, um erst dann freigelassen zu werden, wenn der entsprechende Besucher hierher gelangt wäre. Irgend jemand hat dieses Hindernis aus dem Weg geräumt, bevor es überhaupt wirksam wurde.«
»So sieht es aus«, pflichtete sie ihm bei. »Würde der Gute Magier das selbst getan haben?«
»Ich wüsste nicht, warum. Wenn er die Drachen hier nicht hätte haben wollen, dann hätte er sie gar nicht erst hierher gebracht.«
»Und die Gorgone?«
»Die würde doch nicht zunichte machen, was er aufgestellt hat!«
»Der Meinung bin ich auch«, erwiderte sie. »Könnte ein anderer es getan haben?«
»Unwahrscheinlich.«
»Die Sache bleibt unerklärlich«, schloss sie. »Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, das Schloss zu betreten, wobei wir wohl das Unerwartete erwarten sollten.«
Nervös nickte Esk. Volney sah auch nicht eben beruhigter aus.
Sie traten auf die Zugbrücke. Den leeren Käfig schoben sie beiseite, dann gingen sie weiter.
Plötzlich ragte ein Oger vor ihnen auf. Das Wesen war monströs und haarig und hässlich, und sowohl Chex als auch Volney wichen erschrocken zurück.
Esk jedoch reagierte ganz anders! »Opa!« rief er. Doch es war nicht Knacks Oger. Es war irgendein anderer Ogermann, nicht ganz so hässlich, aber immer noch recht unansehnlich. Er stellte sich ihnen in den Weg.
»Wir sind nur gekommen, um mit dem Guten Magier zu reden«, erklärte Esk und hegte dabei den starken Verdacht, dass der Oger ziemlich unvernünftig reagieren würde. »Lässt du uns vorbei?«
Er behielt recht. Der Oger öffnete sein riesiges, mit felsbrockengroßen Zähnen bewehrtes Maul und stieß einen Zornesschrei aus, der das ganze Schloss erbeben ließ.
Wie sollte er mit seinen Gefährten an dem vorbeikommen? Esk begriff, dass es sich um eine Herausforderung handelte, und es an ihm lag, sie zu meistern. Doch es gab so gut wie nichts, was einen Oger dazu bewegen konnte, den Weg freizumachen. Das wusste er nur zu genau. Nichts außer…
Außer einem anderen Oger. Das war es!
Aber Esk konnte sein Oger-Selbst nicht einfach heraufbeschwören, nur weil er es wollte. Das kam von allein, von zufälligen Umständen ausgelöst.
Dennoch war es manchmal möglich, für einen Auslöser zu sorgen. Es war zwar riskant – doch riskant war es auch, sich vor einem Oger aufzubauen, der einen möglicherweise fressen wollte.
»Drückt mir die Daumen«, murmelte Esk den beiden anderen zu. Dann schritt er vorwärts, dem Oger entgegen.
Für einen Augenblick war der Oger von dieser Kühnheit überrascht. Dann grabschte er mit seiner Riesentatze nach ihm.
Esk sah sie auf sich zu fahren, und seine Ogernatur reagierte. Plötzlich brüllte er los, die Ogerkraft wallte in ihm auf. »Hau ab nach Ogersheim!« dröhnte er und biss dem anderen in die Pranke.
Der Oger reagierte völlig überraschend. Er schrumpfte zusammen, wich zurück, wurde immer kleiner, bis er einem Menschen glich und Esk ihn weit überragte. Doch Esk, dessen Ogerzorn erregt war, genügte das nicht. Mit seiner eigenen Riesenfaust hieb er nach dem anderen.
Irgend etwas ging zu Bruch. Glassplitter flogen umher, und der Oger war
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