Helden-Maus
überfüllten Studierzimmer, das schon eher einer Besenkammer glich, ein hoher Schemel an einem Tisch, auf dem ein riesiges, geöffnetes Buch lag: das Buch der Antworten, das dem Magier gehörte und in dem er Gerüchten zufolge ständig las. Doch von dem Magier selbst war nichts zu sehen. Es gab sogar ein Lesezeichen, das die Information anzeigte, die er zuletzt gelesen hatte; es schien sich um die aerodynamischen Eigenschaften der dritten linken Mittelfeder des Zwergrokhs zu handeln.
»Ich wusste überhaupt nicht, dass es einen Zwergrokh gibt!« bemerkte Esk.
»Du bist ja auch nicht der Gute Magier«, erinnerte ihn Chex.
»Offenvichtlich hat er nur vervucht, die Vtelle zu finden«, warf Volney ein. »Er wollte vich nämlich Kenntniv über die Eigenvaften von Ventaurenflügeln vervaffen.«
Chex und Esk starrten ihn an. »Das muss es sein!« meinte Esk schließlich. »Um deine Frage zu beantworten.«
Chex wirkte niedergeschlagen. »Aber warum ist er dann davongegangen? Ich brauche diese Antwort!«
»Anveinend ivt ev unvere Herauvforderung, dav herauvvufinden.«
Im ganzen Schloss dasselbe Bild: Überall gab es Anzeichen von normalem Alltagsleben, doch nirgendwo war jemand zu sehen. Alle Dienstboten – sofern es überhaupt welche gegeben hatte – waren verschwunden; alle Wesen waren freigelassen worden, genau wie die kleinen Raucher am Schlossgraben. Ja, jetzt erst merkten sie, dass der Graben selbst leer war. Die Grabenungeheuer waren fort. So etwas galt bei einem Schloss als völlig unerhört. Und doch gab es keinerlei Anzeichen für Gewaltanwendung; es schien einfach so, als wären der Gute Magier und seine Familie für einen Augenblick hinausgegangen – und nicht wieder zurückgekehrt. Wie ließ sich das erklären?
Ein Bereich des Schlosses musste noch überprüft werden: das Verlies. Ob sie vielleicht dorthin gegangen waren, um irgend etwas zu überprüfen, und dabei irgendwie eingesperrt worden waren?
Doch der Weg, der nach unten führte, war frei, und es gab auch keine abgeschlossenen Türen. Nach einer einfachen Falle sah das nicht aus.
»Wenn dort unten etwas passiert sein sollte«, meinte Chex nervös, »dann ist es möglicherweise immer noch gefährlich. Wenn er sich beispielsweise einen Dämon gehalten haben sollte…«
Das jagte Esk einen eisigen Schauer über den Rücken. »Ein Dämon wäre eine Erklärung«, stimmte er zu. »Manche von denen sind einfach nur lästig, genau wie die Dämonin, der ich begegnet bin, aber ich habe gehört, dass andere wirklich entsetzlich sein müssen. Wenn er einen gefangengehalten hat, der aber freigekommen sein sollte…«
»Dann hätte der durch das Schloss toben und alles und jeden zerschlagen können«, beendete Chex den Satz.
»Nur dav wir keinerlei Vpuren von Gewaltanwendung gefunden haben«, warf Volney ein.
»Nicht alle Dämonen sind gewalttätig«, sagte Chex. »Manche von ihnen spielen einem einfach nur Streiche. Sie nehmen andere Gestalt an und führen die Sterblichen so lange in Versuchung, bis sie in Schwierigkeiten geraten. Wenn ein Dämon sich beispielsweise draußen vor dem Schloss in eine Damsell in Not verwandelt haben sollte, wären sie vielleicht alle hinausgeeilt, um ihr zu helfen, und…«
»Der Gute Magier hätte sich niemals von einem Dämon narren lassen dürfen«, protestierte Esk. »Schließlich ist er doch der Magier der Information. Er weiß alles!«
Sie seufzte. »Ich gebe zu, es ist eine sehr schwache Theorie. Also reißen wir uns zusammen und sehen nach, was unten los ist.«
Sie schritten die Steintreppe hinunter. Unten angekommen, entdeckten sie nichts, was so aussah, als hätte es einen Dämon hinter Schloss und Riegeln halten sollen. Die Regale der Lagerräume waren überfüllt von kleinen Flaschen, die alle sorgfältig verschlossen waren; jeder ernsthaftere, gewalttätige Zwischenfall hätte mindestens einige von ihnen zu Boden stürzen müssen. Hier sah es genauso aus wie sonst im Schloss: vergleichsweise normal.
Bis auf einen kleinen Raum hinter einer verschlossenen Tür. Chex spähte durch das winzige, vergitterte Fenster. »Aktivität«, murmelte sie angespannt.
Wieder spürte Esk den eisigen Schauer. »Was ist denn los?«
»Es scheint ein… irgendeine Art Experiment zu sein«, meldete sie. »Es ist schwer zu erkennen. Da steht ein Behälter auf einem Herd und kocht, und die Dämpfe bedecken den ganzen Boden.«
»Dann muss er irgendeinen Zaubertrank gebraut haben«, meinte Esk, »und hat vergessen alles
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