Helden-Maus
anzuwenden. Jedenfalls sah die Gestalt schrecklich genug aus, und Esk fragte sich, wie man sie wohl auf die Bühne gebracht hatte; vielleicht hatte der Rauch eine Falltür verdeckt.
»Ha! Hab ich dich!« rief der Junge. »Jetzt musst du mir gehorchen.«
Zur Antwort stieß der Dämon ein Brüllen aus, und eine Flamme schoss ihm aus dem Mund. Esk war entzückt; wieder so ein wunderbarer Knalleffekt! Metria hatte das nie getan; nun begann er sich zu fragen, ob sie es hätte tun können. Fast alle Drachen konnten Flammen speien, doch er war sich nicht sicher, ob Dämonen auch solch eine Fähigkeit besaßen. Möglicherweise handelte es sich hier um einen Irrtum.
Der Junge, den diese Vorführung offensichtlich eingeschüchtert hatte – so etwas war auf der Bühne herrlich deutlich zu erkennen –, nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Aus diesem Pentagramm kommst du nie wieder heraus, bevor ich dich lasse!« Und dann, als der Dämon sich zornig aufblähte: »Oder?«
Der Dämon schüttelte über dem Pentagramm die Faust, so dass es aussah, als stieße sie gegen eine unsichtbare Mauer. Er trampelte umher, stach nach dem Boden und nach der Decke, traf jedoch überall auf Widerstand. Er ging so entschlossen vor, dass Esk sich schon Sorgen machte, er könnte irgendeine winzige Lücke in dem magischen Zeichen entdecken und hindurchschlüpfen, um seine Vernichtungswut auszutoben.
Doch der Dämon konnte nicht entkommen. Schließlich blieb er stehen, geschlagen und empört. »Was willst du, Torfkopf?« fragte er den Jungen.
Esk lächelte. Es machte ihm Spaß, auf der Bühne Ausdrücke zu hören, die man im wirklichen Leben nicht anwenden durfte.
»Ich will ein prächtiges Haus, in dem ich bis zu meinem Ende leben kann, ein Füllhorn, das niemals leer wird, und eine absolut schöne Frau, die mich absolut liebt«, erwiderte der Junge tapfer.
»Was? Das ist unmöglich!«
»Nein, es ist sehr wohl möglich. Ich habe mich davon überzeugt. Ein Dämon von deiner Macht kann solche Dinge vollbringen, und ich werde dich erst ziehen lassen, wenn du den Pakt unterschreibst, in dem steht, dass du dies alles tun wirst.«
»Niemals!« schwor der Dämon.
»Dann bleibst du eben auf alle Zeiten dort«, erwiderte der Junge und drehte sich um, als wollte er gehen.
»Sei doch vernünftig!« rief der Dämon. »Es braucht Zeit und Können, um ein prachtvolles Haus zu bauen, und ich verstehe doch nicht das geringste von Architektur.«
»Du brauchst es auch nicht zu bauen, du brauchst es mir nur zu beschaffen. Es ist mir egal, wie du das tust.«
Esk wusste die Spitzfindigkeit zwar zu schätzen, doch seine Sympathie für den Jungen schwand zusehends. Offensichtlich war es ihm egal, wer dafür leiden musste, solange seine Wünsche in Erfüllung gingen.
»Und Füllhörner wachsen auch nicht gerade überall auf Bäumen, musst du wissen«, fuhr der Dämon fort. »Das einzige, das ich kenne, wird von einem Waisenhaus benutzt, um damit Kinder zu ernähren.«
»Es ist mir gleichgültig, woher du es holst, bring es mir nur«, erwiderte der Junge.
Esks Sympathie für ihn nahm weiter ab.
»Und schöne Frauen lieben keine Leute wie dich«, sagte der Dämon. »Ich kann zwar vielleicht ein paar körperliche Dinge bewirken, aber den Herzenssinn einer Frau kann ich nicht in andere Bahnen lenken!«
»Finde eine Möglichkeit«, sagte der Junge kalt.
»Ich sage dir doch gerade, dass es keine andere Möglichkeit gibt! Ich könnte eine Frau dazu bringen, dir zu sagen, dass sie dich liebt, aber ihr Herz würde dennoch ihr selbst gehören.«
Esk nickte.
Was der Dämon sagte, klang sehr vernünftig. Fast hatte er Mitgefühl mit ihm.
Der Junge überlegte. »Wenn ich so darüber nachdenke, ist es mir eigentlich gleichgültig, was in ihrem Herzen vorgeht. Sorge du nur dafür, dass sie absolut schön ist und bereit, alles zu tun, was ich verlange, zu jeder Zeit und immer lächelnd, dann soll in ihrem Herzen vorgehen, was immer es sein mag.«
»Aha, dir genügt also das Abbild einer Frau, vorausgesetzt, dass sie deinen Anweisungen folgt.«
»Genau. Ohne weitere Fragen.«
»Dann können wir vielleicht ins Geschäft kommen.«
Der Junge reichte ihm den Vertrag, und der Dämon unterschrieb ihn. Die Abmachung war geschlossen. Der Vorhang fiel.
Die Pause zwischen den Akten verbrachte Esk damit, seine eigene Situation mit der Dämonin Metria zu überdenken. Er hatte sie zwar nicht herbeigerufen, sie war ungebeten in seinem Versteck erschienen, hatte dieses ganze
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